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INAGI - Kristalladern

INAGI - Kristalladern

Titel: INAGI - Kristalladern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Strunk
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ja nicht an.« Erst als sie das Essen verteilte, fiel ihr auf, dass Togawa fehlte. »Wo ist eigentlich dein Vater, Hiro? Soll ich sein Essen warmstellen?« Kenjin zuckte zusammen, als hätte sie etwas Unpassendes gesagt, und bedachte sie mit einem gequälten Blick. Erschrocken hielt Ishira inne. »Was ist los? Ist er krank?«
    Aus Kanhiros Gesicht war jegliches Lächeln gewichen. »Mein Vater ist tot, Shira.«
    Sie hatte das Gefühl, ihr würde der Boden unter den Füßen weggezogen. Mit einem Ruck stellte sie die Schüssel mit den Aiyaki auf die Bank. Ihr Verstand wehrte sich dagegen zu akzeptieren, was sie gerade gehört hatte. Togawa – tot? »Wie?« hauchte sie.
    »Der Stollen ist eingestürzt«, erklärte ihr Freund. »Warum, weiß niemand so genau. Wahrscheinlich hatte die Decke durch die Sprengungen der Vortage Risse bekommen, ohne dass wir etwas davon gemerkt haben.« Ishira hörte mit wachsendem Entsetzen zu, als er den tragischen Unfall schilderte. Sein Gesicht und seine Stimme blieben gefasst, während er sprach, doch seine Augen verrieten seinen Schmerz allzu deutlich.
    »Hiro.« Sie rang um Worte. Der Schock über den Tod seines Vaters saß so tief, dass sie nicht einmal weinen konnte. Warum Togawa? Warum ausgerechnet er, der stets so ruhig und besonnen gewesen war? Nach dem Tod ihres eigenen Vaters hatte er Kenjin und ihr beigestanden und sie zusammen mit seinem Sohn unterstützt. Stets hatte er ein offenes Ohr für all ihre Probleme gehabt und ihnen geholfen, bevor sie überhaupt daran denken konnte, um Hilfe zu bitten. Und schließlich hatte sie es Togawa zu verdanken, dass sich ihr die wundervolle Welt des Rehime aufgetan hatte. Sie konnte nicht fassen, dass er nicht mehr da sein sollte. »Unsere Familie wird immer kleiner«, flüsterte sie. Jetzt stiegen doch Tränen in ihr auf. Ihre Stimme brach und sie musste schlucken, bevor sie weitersprechen konnte. »Es tut mir so leid, Hiro. Ich wünschte, ich wäre wenigstens zu seiner Beisetzung hier gewesen.«
    Kanhiros Finger schlossen sich um ihre. »Wenn du möchtest, gehe ich in den nächsten Tagen mit dir zu seinem Grab«, sagte er leise. »Ich weiß, dass er dir viel bedeutet hat. Genau, wie du ihm.« Er brachte irgendwie ein Lächeln zustande. »Ich denke, er würde sich freuen, wenn du etwas für ihn spielst.« Sie konnte nur nicken.
    »Das ist alles nur die Schuld der Gohari!« presste ihr Bruder zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Seine Hände, die auf seinen Knien lagen, ballten sich zu Fäusten. »Wegen der verfluchten Kristalle werden wir noch alle in den Minen sterben!«
    Ishira wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte. Auch Kanhiro schwieg. Kenjin rieb sich heftig über die Augen »Ich wünschte, du könntest wenigstens wieder als Sortiererin arbeiten, Nira«, sagte er erstickt.
    In ihrer Kehle bildete sich ein Kloß, als ihr bewusst wurde, welche Angst er seit Togawas Tod ihretwegen ausgestanden haben musste. Sie zog ihn an sich. »Vielleicht muss ich in Zukunft nicht mehr so viele Orte bereisen.« Sie erzählte ihnen von Mebilors Schreiben an den Marenash und davon, dass dieser der Bitte offenbar entsprochen hatte, denn auf der letzten Station ihrer Reise waren bereits die ersten Inagiri zur Kristallader geschickt worden – soweit sie mitbekommen hatte allerdings ohne Erfolg.
    »In Soshime haben sie auch niemanden gefunden«, murmelte Kenjin düster.
    Ishira blickte auf seinen gesenkten Kopf. Also hatten die Gohari die Bergleute auch hier bereits getestet. Sie versuchte, nicht daran zu denken, dass sie die Einzige bleiben könnte, die über diese besondere Gabe verfügte. Noch war die Suche nicht abgeschlossen.
    Ihr Freund füllte drei Schalen mit Aiyaki und reichte sie herum. »Jetzt lasst uns erst mal essen. Wäre doch schade, wenn Shira sich die ganze Mühe umsonst gemacht hätte.« Wie zur Bestätigung ließ Kenjins Magen ein vernehmliches Knurren ertönen. Auf Kanhiros Gesicht erschien der Hauch eines Grinsens. »Wie war eigentlich deine Reise?« wollte er wissen, während er ein Asagibällchen aus seiner Schüssel fischte. »Ich könnte mir vorstellen, dass du einiges erlebt hast.«
    »Allerdings«, bestätigte Ishira. Sie erzählte ihnen von Rondar, den Landschaften, durch die sie gekommen war, und ihrem Leben in den Forts. Ihr Bruder hörte gebannt zu. Bei der Schilderung, wie sie reiten gelernt hatte, vergaß er vor Staunen sogar, seine Aiyaki zu essen. Als sie jedoch von ihrem Aufenthalt in Ebosagi und von Mebilor

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