Incarceron
sich den Flammenwerfer über die Schulter. »Wenn du uns haben willst«, sagte er gelassen, »wir sind hier.«
Ein heftiger Flammenstoà schoss über Finn hinweg; das Biest brüllte auf vor Zorn. In einem einzigen Augenblick schien die ganze Höhle zu explodieren; überall lösten sich in Panik geratene, schrill schreiende Vögel, Bienen und Fledermäuse aus der geordneten Formation; flügelschlagend flogen sie in Spiralen hinauf zum Dach der Höhle, prallten immer wieder gegen die Felsen, bis sie keinerlei Orientierung mehr hatten.
Keiro stieà ein Freudengeheul aus. Noch einmal feuerte er einen gewaltigen, gelben FlammenstoÃ, und das Biest war nur noch eine zersprengte Menge aus herabprasselnden Fragmenten, aus verkohlter Haut und rollendem Gestein, das rote Auge nichts als eine kleine Explosion von Mücken, die in blinder Panik auseinanderstoben.
Die Flammen knisterten und zischten, trafen auf Wände und wurden in einer plötzlichen Hitzewelle zurückgeworfen. »Hör auf!«, schrie Finn Keiro gellend zu. »Lasst uns verschwinden!«
Aber die Decke und der Boden lagen nun schräg, und der Spalt schloss sich rings um sie herum.
»Vielleicht kann ich dich nicht sehen«, hallte die beiÃende Stimme des Gefängnisses durch das Getöse. »Aber du bist hier drin, und ich werde dich festhalten, mein Sohn.«
Incarceron drängte Finn und Gildas, Attia und Keiro Rücken an Rücken aneinander, verengte sich, die Wände der Höhle rückten zusammen, und Steine aus der Decke krachten auf sie herunter. Finn tastete in dem Chaos nach Attias Hand. »Bleibt zusammen!«
»Finn!« Gildasâ Stimme klang erstickt. »In der Wand. Dort oben.«
Einen Moment lang hatte Finn keine Ahnung, was er meinte, dann sah er es. Ein Riss öffnete sich.
Sofort befreite sich Attia aus Finns Griff. Sie rannte los und machte einen Satz, bekam die zerklüfteten Facetten zu fassen und zog sich hoch, bis sie auÃer Reichweite der peitschenden Tentakel war, dann kletterte sie an den Schuppen des Biestes empor.
Finn gab Gildas einen StoÃ, damit er Attia folgte. Der alte Mann kletterte mühsam, aber mit der Kraft der Verzweiflung empor. Geröll und Steine lösten sich unter seinen Händen und rollten hinab.
Finn drehte sich um.
Keiro hatte seine Waffe im Anschlag. »Los. Es sucht nach uns!«
Incarceron war geblendet. Finn beobachtete, wie sich Teile des Biestes neu formierten  â eine Klaue, ein Schwanz  â, um die Dunkelheit zu durchfurchen und sie wie mit Peitschenhieben auszuloten. Es spürte sie auf seiner Haut, fühlte die Vibrationen ihrer Bewegungen. Finn wollte Keiro fragen, wie er es bewerkstelligt hatte, sie unsichtbar für Incarceron zu machen, aber es war keine Zeit, und so drehte er sich wieder um und kletterte Gildas hinterher.
Permanent veränderte sich die Wand, setzte sich neu zusammen und pulsierte, und mit einem Mal ragte sie steil empor, als sich das Biest aufrichtete und um die eigene Achse drehte, um die Menschen von seinem Rücken abzuschütteln. Sie wurden weit nach oben ins Höhlengewölbe katapultiert, wo sie sich mit aller Macht festklammerten. Als Finn den Blick hob, sah er über sich vereinzelt Lichter aufblitzen wie funkelnde Nadelstiche. Einen schwindelerregenden Moment lang befand sich Finn zwischen den Sternen. Dann wanderte ein Lichtstrahl über ihn hinweg, und er begriff, dass dies ein Suchscheinwerfer war, der seine Hände und sein Gesicht in Silber tauchte. Er fühlte sich völlig hilflos und ausgeliefert.
Attia drehte sich zu ihm um, ihr Gesicht war nur undeutlich zu erkennen. »Langsamer! Wir müssen in der Nähe des Schlüssels bleiben!«
Keiro kletterte sehr viel weiter unten; den Flammenwerfer hatte er zurückgelassen. Als ein Schauder über die zackige Haut lief, glitt er aus. Ein Fuà baumelte in der Leere, und vielleicht spürte das Biest das, denn es zischte, und die Luft war plötzlich von beiÃenden Dämpfen erfüllt.
»Keiro!« Finn drehte sich um. »Ich muss runter zu ihm und ihm helfen.«
Attia spähte hinab. »Nein, er schafft das auch allein.«
Keiro krallte sich fest und zog sich wieder empor. Das Biest zitterte und lachte sein düsteres Glucksen. »Dann hast du also ein Gerät, mit dem du dich tarnen kannst. Ich gratuliere dir. Aber ich werde ganz sicher herausfinden, worum es
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