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Incarceron

Incarceron

Titel: Incarceron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Fisher
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erkannte die Falle. Sie wusste, dass sie darin gefangen war.
    Sia schwieg. Ihr nichtssagendes Geplapper war verstummt. Claudia und sie wechselten einen Blick, dann lächelte die Königin. »Ich bin mir sicher, dass Ihr nicht gewarnt werden müsst, Claudia. Die Tochter von John Arlex ist sicherlich gut unterwiesen worden. Aber ich schätze, es könnte nicht schaden, Euch
wissen zu lassen, dass viele der Spiegel von der Rückseite aus durchsichtig sind und dass Lauschgeräte im ganzen Palast verteilt sind, die äußerst effizient arbeiten.« Sie schob sich näher an Claudia heran. »Ich habe gehört, dass Ihr in letzter Zeit einige neugierige Fragen über unseren lieben, verstorbenen Giles gestellt habt.«
    Auf Claudias Gesicht zeigte sich keine Regung, aber ihre Hände waren eiskalt. Sie senkte den Blick. »Ich habe über ihn nachgedacht. Wenn die Dinge anders gelaufen wären …«
    Â»Ja. Wir waren alle am Boden zerstört angesichts seines Todes. Aber auch wenn die Havaarna-Dynastie ein Ende gefunden hat, muss das Reich doch regiert werden. Und ich habe keinen Zweifel, dass Ihr diese Aufgabe hervorragend bewältigen werdet.«
    Â»Ich?«
    Â»Natürlich.« Die Königin drehte sich um und ließ sich elegant auf einen vergoldeten Stuhl sinken. »Ihr wisst sicherlich, dass Caspar nicht einmal in der Lage ist, für sich selber zu sorgen, geschweige denn, über ein Reich zu herrschen. Kommt her und setzt Euch zu mir, meine Liebe. Ich will Euch einen Rat geben.«
    Claudia war verblüfft, und ein eisiger Schauer lief ihr über den Rücken, während sie Platz nahm. Die Königin beugte sich vor, und ihre roten Lippen spitzten sich zu einem neckischen Lächeln. »Nun, Euer Leben hier kann sehr angenehm werden. Caspar ist ein Kind. Lasst ihm seine Spielsachen, Pferde, Paläste, Mädchen, und er wird Euch keinen Ärger machen. Ich habe dafür gesorgt, dass er nichts von Politik versteht. Er langweilt sich so schnell! Claudia, Ihr könnt mit mir zusammen eine so vergnügliche Zeit verbringen. Ihr habt keine Ahnung, wie ermüdend es ist, hier nur von diesen Männern umgeben zu sein.«
    Claudia starrte auf ihre Hände. War irgendetwas von dem, was sie gerade gehört hatte, echt? Wie viel davon war nur ein Spiel?

    Â»Ich habe geglaubt …«
    Â»â€¦ dass ich Euch hasse?« Das Kichern der Königin klang mädchenhaft. »Ich brauche Euch, Claudia! Gemeinsam können wir regieren, und Ihr werdet darin richtig gut sein! Euer Vater wird derweil sein ernstes Lächeln zur Schau tragen.« Ihre kleinen Hände tätschelten die von Claudia. »So, keine traurigen Gedanken mehr an Giles. Er ist jetzt an einem besseren Ort, meine Liebe.«
    Claudia nickte langsam und stand auf; auch die Königin erhob sich. Der Stoff ihres Seidenkleides raschelte.
    Â»Da wäre noch eine Sache.«
    Eine Hand schon an der Tür, drehte Sia sich um. »Ja?«
    Â»Jared Sapiens. Mein Lehrer. Ich …«
    Â»Ihr werdet hier keinen Lehrer brauchen. In Zukunft kann ich Euch in allem unterweisen.«
    Â»Ich will, dass er hierbleibt«, sagte Claudia mit fester Stimme.
    Die Königin starrte unverwandt zurück. »Er ist ziemlich jung für einen Sapienten. Ich weiß nicht, was Euer Vater davon halten wird, dass …«
    Â»Er bleibt.« Claudia achtete sorgfältig darauf, dass ihre Worte eine unumstößliche Feststellung waren und nicht wie eine Frage klangen.
    Die roten Lippen der Königin zuckten. Ihr Lächeln war unverändert strahlend. »Was immer Ihr sagt, meine Liebe. Was immer Ihr wünscht.«
    Â 
    Jared befestigte den Scanner über dem Türrahmen, öffnete das winzige Fenster und setzte sich aufs Bett. Der Raum war nur sparsam eingerichtet. Dachte man bei Hof vielleicht, dass die Zelle eines Sapienten so auszusehen hatte? Der Boden bestand aus rohen Dielenbrettern, die Wände waren mit dunklen Paneelen verkleidet, die von Kleeblättern und grob geschnitzten Rosen verziert waren.

    Die Kammer roch nach feuchten Binsen und wirkte karg, doch Jared hatte bereits zwei kleine Lauschgeräte entfernt, und möglicherweise gab es noch mehr davon. Trotzdem musste er die Gelegenheit nutzen.
    Er nahm den Schlüssel heraus, hielt ihn in den Händen und aktivierte die Sprachverbindung.
    Nichts als Schwärze.
    Besorgt berührte er den Kristall noch einmal. Die

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