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Incarceron

Incarceron

Titel: Incarceron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Fisher
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das Ket konnte ihn nicht so weit vernebelt haben, dass er diesen Angriff nicht bemerkte. Wenn du sie willst. Wenn du so verzweifelt bist . Einige der Krieger hatten verstanden. Zoma und Amoz tauschten ein verstohlenes Lächeln.
    Jormanric machte ein finsteres Gesicht. Er warf einen Blick zu der Frau, und sie starrte zurück. Dann spuckte er den roten Sud aus und griff nach seinem Schwert.

    Â»Ich bin nicht so wählerisch wie eingebildete Jungen«, schnarrte er.
    Finn machte einen Schritt nach vorne. Einen Moment lang wollte er nichts anderes tun, als die Frau von hier wegbringen, doch Keiro hielt seinen Arm wie in einem Schraubstock. Jormanric war mühsam aufgestanden und presste der Frau das Schwert gegen den Hals. Die scharfe Spitze ließ die zarte Haut unter ihrem Kinn weiß werden, und sie drückte ihren Kopf hoch. Es war vorbei. Was auch immer sie wusste, dachte Finn bitter, er würde es nun nicht mehr herausfinden.
    Â 
    Weiter hinten schlug eine Tür zu.
    Eine schneidende Stimme sprach. »Ihr Leben ist wertlos, Mann. Überlass sie dem Jungen. Jeder, der sich im Angesicht des Todes zu Boden legt, ist entweder ein Narr oder ein Visionär. Egal, was dieser Junge ist, er verdient seine Belohnung.«
    Eilig teilte sich die Menge. Ein kleiner Mann schritt nach vorne, gekleidet in das dunkle Grün der Sapienti. Er war alt, doch er hielt sich aufrecht, und selbst die Comitatus machten ihm Platz. Er trat näher, bis er neben Finn zu stehen kam. Jormanric sah mit schweren Lidern zu ihm hinab.
    Â»Gildas. Was geht dich diese Sache an?«
    Â»Tu, was ich sage.« Der alte Mann sprach in harschem Tonfall, als redete er mit einem Kind. »Du wirst deine beiden letzten Leben bald genug bekommen. Aber sie«, er deutete mit dem Daumen auf die Frau, »wird nicht dazugehören.«
    Jeder andere wäre tot. Jeder andere wäre hinausgeschleift und an den Füßen in den Schacht gehängt worden, wo die Ratten seine Innereien verschlingen würden. Doch eine Sekunde später ließ Jormanric sein Schwert sinken. »Das versprichst du mir?«
    Â»Ich verspreche es dir.«

    Â»Die Versprechen eines Weisen dürfen nicht gebrochen werden.«
    Der alte Mann erwiderte: »Das werden sie auch nicht.«
    Jormanric bedachte ihn mit einem Blick. Dann schob er sein Schwert in die Scheide.
    Â»Nimm sie.«
    Die Frau stieß die Luft aus.
    Gildas starrte sie verärgert an; als sie sich nicht bewegte, packte er sie am Arm und zog sie näher. »Schafft sie hier raus«, murmelte er.
    Finn zögerte, aber Keiro setzte sich sofort in Bewegung und schob die Frau eilig durch die Menge.
    Mit einem raschen Griff wie mit einer Klaue umklammerte der alte Mann Finns Arm.
    Â»Hattest du eine Vision?«
    Â»Nichts von Wichtigkeit.«
    Â»Das werde ich beurteilen.« Gildas blickte Keiro hinterher, dann schaute er Finn an. Seine kleinen, schwarzen Augen waren wachsam; während sie hin und her huschten, leuchtete eine ruhelose Intelligenz in ihnen. »Ich will jedes Detail wissen, Junge.« Er sah auf das Mal des Vogels auf Finns Handgelenk. Dann ließ er ihn los.
    Sofort schob sich Finn durch die Masse und hinaus.
    Â 
    Die Frau wartete im Unterschlupf, ohne Keiro Beachtung zu schenken. Sie drehte sich um und lief vor Finn her zu der winzigen Zelle in der Ecke. Mit einer Kopfbewegung schickte er die Wache fort.
    Die Maestra drehte sich zu ihm um. »Was für ein Abschaumloch ist das hier?«, zischte sie.
    Â»Hör mir doch zu. Du bist am Leben …«
    Â»Nein, danke.« Sie richtete sich auf und war jetzt größer als
er, und sie war von giftigem Zorn erfüllt. »Was auch immer du von mir willst, du kannst es vergessen. Ihr Mörder könnt in der Hölle verrecken.«
    Hinter ihm lehnte sich Keiro an den Türrahmen und grinste.
    Â»Es gibt wirklich undankbare Leute.«

4
    Als endlich alles vorbereitet war, ließ Martor den Rat der
Sapienti zusammenkommen und fragte nach Freiwilligen.
Sie mussten bereit sein, ihre Familien und Freunde für
immer zu verlassen. Sie mussten endgültig Abschied nehmen
von grünem Gras, den Bäumen und dem Schein der Sonne.
Niemals wieder würden sie die Sterne sehen.
»Wir sind die Weisen«, sagte er. »Die Verantwortung für
den Erfolg ruht auf unseren Schultern. Wir müssen unsere
größten Gelehrten ausschicken, um die Insassen zu führen.«
Als er sich zur festgesetzten

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