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Incarceron

Incarceron

Titel: Incarceron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Fisher
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langsam. Er versuchte, die wütenden Schläge gegen die Tür zu ignorieren, trat zum Hüter an die Kontrollfelder und schaute sich aufmerksam um. »Alles hier ist so alt. Viele der Symbole stammen aus der Sprache der Sapienti.« Er sah wieder hoch. »Wir sollten versuchen, mit Incarceron in der Sprache seiner Erschaffer zu sprechen.«
    Â 
    Das Gefängnis bebte plötzlich und unvermutet. Der Fußboden wölbte sich, Wände fielen zusammen. Finn griff nach Keiro, und gemeinsam rammten sie eine Tür, die unter ihrem Gewicht nachgab, sodass sie hindurchstolperten.
    Claudia folgte den beiden, aber Attia rief ihr verzweifelt hinterher: »Hilf mir mit ihm!« Sie hatte Gildas gestützt, als dieser sich aufrichten wollte, und war außer Atem. Eilig kletterte Claudia wieder zurück und legte sich einen Arm von Gildas über die Schulter. Mit vereinten Kräften taumelten sie mit ihm zu der
nun offen stehenden Zelle. Finn streckte die Hand nach ihnen aus und riss sie allesamt hinein. Dann schlug er die Tür zu, und er und Keiro verkeilten sie mit einem Stück aus dem herumliegenden Schutt.
    Draußen prasselten Steinbrocken zu Boden. Sorgenvoll lauschten Finn und die anderen auf den Lärm. Der Gang war auf jeden Fall blockiert.
    Â»Ich hoffe, ihr denkt nicht, dass ihr mich aussperren könnt?« Incarceron lachte polternd. »Das kann niemand. Mir kann man nicht entfliehen.«
    Â»Sapphique ist die Flucht gelungen.« Gildas’ Hals war vom Schmerz wie zugeschnürt, doch es gelang ihm, die Worte herauszuwürgen. Seine Hände verkrampften sich auf seiner Brust und zitterten unkontrolliert. »Wie ist es ihm denn gelungen, ohne Schlüssel? Gibt es noch einen anderen Weg hinaus, den nur er entdeckt hat? Einen Weg, der so geheim ist, so erstaunlich, dass nicht einmal du ihn dir vorstellen kannst? Einen Weg, der kein Tor braucht und auch keinerlei Maschinen und Geräte? Ist es das, Incarceron? Fürchtest du das und bist deshalb immer am Beobachten, immer am Belauschen?«
    Â»Ich fürchte gar nichts.«
    Â»Da hast du mir aber etwas ganz anderes erzählt«, fauchte Claudia. Sie atmete schwer und schaute Finn fragend an. »Ich muss zurück. Jared steckt in Schwierigkeiten. Kommst du mit?«
    Â»Ich kann die anderen nicht im Stich lassen. Nimm den alten Mann an meiner Stelle mit.«
    Gildas lachte; sein Körper verkrampfte sich, als er mühsam nach Luft rang. Attia griff nach seinen Händen; dann wandte sie Claudia den Kopf zu. »Er stirbt«, flüsterte sie.
    Â»Finn«, krächzte der Sapient.
    Finn kauerte sich neben ihn. Ihm wurde übel von einem stechenden Gefühl hinter seinen Augen. Was auch immer Gildas
für Verletzungen hatte, sie waren innerlich. Aber das Zittern seiner Hände, der kalte Schweiß und die Blässe auf seinem Gesicht sprachen eine deutliche Sprache.
    Der Sapient brachte seinen Mund ganz nah an Finns Ohr. »Zeig mir die Sterne«, hauchte er.
    Finn schaute zu den anderen. »Ich kann nicht …«
    Â»Dann lass mich«, sagte das Gefängnis. Das schwache Schummerlicht in der Zelle erlosch. Ein rotes Auge leuchtete wie ein Stern in einer Ecke der Wand. »Sieh dir diesen Stern an, alter Mann. Das ist der einzige Stern, den du jemals sehen wirst.«
    Â»Hör auf, ihn zu quälen!« Finns Wutgebrüll ließ alle zusammenfahren. Zu Claudias Überraschung drehte er sich zu Gildas um und drückte seine Hand. »Komm mit mir mit«, sagte er. »Ich werde dir die Sterne zeigen.«
    Das Schwindelgefühl in seinem Kopf drohte, ihn zu überwältigen, und er ließ es zu. Ganz bewusst trat er in die Dunkelheit dieses Gefühls ein und zog den Mann hinter sich her. Rings um sie herum schimmerte der See unter den schwimmenden Laternen, blau und violett und golden. Das Boot schaukelte, als Finn sich hineinlegte und zu den Sternen hinaufschaute.
    Sie funkelten in der Sommernacht. Wie Silberstaub überzogen sie das Himmelszelt, als hätte eine riesige Hand sie dort verstreut, sodass sie die samtene Schwärze geheimnisvoll verzauberten.
    Finn spürte die Ehrfurcht des alten Mannes neben sich.
    Â»Dies sind die Sterne, Meister. Es sind eigene Welten, weit, weit weg, und sie scheinen winzig, aber sie sind in Wahrheit größer als alles, was wir kennen.«
    Das Wasser im See plätscherte.
    Gildas flüsterte: »So weit weg. So viele!«
    Ein Fischreiher stieg

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