Incarceron
Tricks. Wir gehen alle, oder keiner geht.«
Wütend erwiderte sie: »Genau das ist der Plan.«
»Nimm die Waffe runter«, herrschte Gildas ihn an.
»Sie versucht, nur Finn mitzunehmen. Und uns hierzulassen.«
»Das stimmt überhaupt nichtâ¦Â«
»Hört sofort auf, über mich zu sprechen, als wäre ich irgendein Gegenstand!« Finns Fauchen brachte sie alle zum Schweigen. Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare. Seine Kopfhaut war feucht, und seine Augen brannten. Sein Atem ging flach. Er durfte jetzt auf keinen Fall einen Anfall bekommen, aber seine Hände zitterten, und er spürte, wie es ihn überkam.
Und dann wusste er, dass es so weit war; anders konnte es gar nicht sein; denn hinter Gildas öffnete sich zitternd die Wand,
und dort sah er, riesig und schemenhaft, Blaize zu ihnen hereinblicken.
Die grauen Augen des Sapienten musterten sie; seine Erscheinung war riesig, und er stand in einem weiÃen Raum mit hellen Wänden. »Ich fürchte«, sagte er, »die Flucht wird nicht so leicht, wie meine Tochter es sich vorzustellen scheint.«
Sie schwiegen. Keiro lieà sein Schwert sinken. »Ach, so ist das«, sagte er. »Na dann wollen wir doch mal schauen, ob sie froh ist, Euch zu sehen.«
Finn beobachtete Claudia, die sich zu der Erscheinung umdrehte. Er sah jetzt, dass ihm das Gesicht des Sapienten vertraut war, auch wenn die wunden Stellen daraus verschwunden waren; er war magerer, und in den Augen lag eine völlig andere, nervöse Anspannung.
Claudia blickte hoch. »Nenn mich nicht Tochter .« Ihre Stimme war hart und kalt. »Und versuch nicht, mich aufzuhalten. Ich werde sie alle hinausbringen, und du â¦Â«
»Du kannst sie nicht alle mitnehmen.« Der Hüter hielt ihrem Blick stand. »Der Schlüssel befördert nur eine einzige Person hinaus. Und die Kopie, die sie angefertigt haben, bewirkt das Gleiche, wenn sie denn funktioniert. Berühre das schwarze Auge des Adlers. Dann wirst du verschwinden und hier wieder auftauchen.« Er lächelte in sich hinein. »Dies ist das Tor, Finn.«
Entsetzt starrte sie ihn an. »Du lügst. Du hast mich doch auch herausgeholt.«
»Du warst noch ein Säugling. Winzig. Ich hatte Glück.«
Dann ertönte eine Stimme im Raum; der Hüter drehte sich um, und Claudia sah Jared hinter ihm stehen, bleich und müde.
»Meister! Ist es wahr?«
»Ich weià es nicht, Claudia.« Er sah unglücklich aus; sein dunkles Haar war zerzaust. »Es gibt nur einen einzigen Weg, es herauszufinden, nämlich, es einfach zu versuchen.«
Sie warf Finn einen Blick zu.
»Nicht du.« Es war Keiro, der sich in Bewegung setzte. »Finn und ich werden zuerst gehen. Und wenn es klappt, dann komme ich zurück und hole den Sapienten.«
Er riss sein Schwert hoch, als Claudia ihres zückte. »Lass die Waffe fallen, Prinzessin, oder ich werde dir die Kehle durchschneiden.«
Sie umklammerte den ledernen Schwertgriff, aber Finn bat sie: »Tu, was er sagt, Claudia. Bitte.«
Dabei schaute er Keiro an. Als Claudia die Klinge sinken lieÃ, sah sie, wie Finn zu seinem Eidbruder trat und zu ihm sagte: »Glaubst du ernsthaft, ich würde gehen und die anderen hier zurücklassen? Gib ihr den Schlüssel zurück.«
»Auf keinen Fall.«
»Keiro â¦Â«
»Du bist dumm, Finn. Begreifst du denn nicht, dass dies ein abgekartetes Spiel ist? Du und sie, ihr würdet verschwinden, und das wärâs dann. Niemand würde sich noch die Mühe machen, für uns andere zurückzukommen.«
»Ich würde es tun.«
»Das würden sie aber nicht zulassen.« Keiro machte ebenfalls einen Schritt auf ihn zu. »Wenn sie erst mal ihren verlorenen Prinzen zurückhaben, warum sollten sie dann noch einen Gedanken an den kriminellen Abschaum verschwenden? Warum sich noch um das Hundemädchen und den Halbmenschen kümmern? Weshalb solltest du dich noch an uns erinnern, wenn du erst wieder im Palast bist?«
»Ich schwöre, dass ich zurückkommen werde.«
»Sicher. Ist es nicht auch das, was Sapphique gesagt hat?«
In dem Schweigen, das darauf folgte, lieà sich Gildas mit einem Mal zu Boden sinken, als ob ihn seine Kräfte verlassen hätten. »Lass mich nicht hier zurück, Finn«, murmelte er.
Finn war unsagbar müde, und er schüttelte seinen Kopf. »Wir können nicht Claudia
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