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Incarceron

Incarceron

Titel: Incarceron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Fisher
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Prinz?«
    Jared beobachtete, wie sich die Bronzetür langsam nach innen
zu wölben begann. Er warf Claudia einen raschen, erleichterten Blick zu.
    Ihr Haar war zerzaust, ihr Gesicht schmutzig. Ein seltsamer Geruch umgab sie. Sie sagte: »Genau hinter mir.«
    Â 
    Auch Finn saß auf einem Stuhl, doch der Raum, in dem er sich befand, war eine dunkle, kleine Zelle wie jene, an die er sich von ganz früher her erinnerte: uralt und mit verdreckten Wänden, in die Namen eingeritzt worden waren.
    Ihm gegenüber saß ein schlanker, dunkelhaariger Mann. Einen Moment lang glaubte er, dass es Jared wäre, doch dann erkannte er ihn.
    Er sah sich verwirrt um. »Wo bin ich? Bin ich außerhalb ?«
    Sapphique saß mit angezogenen Knien da, gegen die Wand gelehnt. Leise sagte er: »Keiner von uns hat eine genaue Vorstellung davon, wo wir uns befinden. Vielleicht kümmern wir uns in unserem Leben zu sehr um die Frage Wo sind wir? und nicht genug um die Frage Wer sind wir ?«
    Finns Finger umklammerten den Kristallschlüssel. »Lasst mich gehen«, flüsterte er.
    Â»Nicht ich halte dich auf.« Sapphique beobachtete Finn. Seine Augen waren dunkel, und die Sterne waren Lichtflecken tief darin. »Vergiss uns nicht, Finn. Vergiss uns nicht, die wir hier im Dunkeln ausharren, die Hungrigen und die Gebrochenen, die Mörder und die Halsabschneider. Es gibt Gefängnisse innerhalb von Gefängnissen, und wir leben im tiefsten von allen.«
    Er streckte seine Hand aus und nahm eine Kette von der Wand. Sie klirrte, und Rost rieselte hinab. Sapphique schob seine Hände in die Glieder. »Wie du ging auch ich hinaus in das Reich. Es war nicht das, was ich erwartet hatte. Und auch ich habe ein Versprechen gegeben.« Er ließ das Metall mit einem ohrenbetäubenden Knall auf den Boden fallen, und Finn sah
seinen verstümmelten Zeigefinger. »Vielleicht ist es das, was dich einkerkert.«
    Er drehte sich zur Seite und winkte jemanden herbei. Ein Schatten löste sich hinter ihm und trat vor; Finn unterdrückte einen Aufschrei, denn es war die Maestra. Sie hatte denselben aufrechten, schlaksigen Gang, dieselben roten Haare und dieselben verächtlichen Augen. Sie blieb stehen und sah auf Finn hinunter. Da spürte er, dass ihn eine feine und unsichtbare Kette fesselte und dass sie das Ende davon in ihren Händen hielt, denn er konnte weder Hände noch Füße bewegen.
    Â»Wie kannst du hier sein?«, flüsterte er. »Du bist doch gestürzt.«
    Â»O ja, ich bin gestürzt! Durch Reiche und Jahrhunderte hindurch. Wie ein Vogel mit einem gebrochenen Flügel. Wie ein Engel, der verbannt wurde.« Finn konnte nicht genau sagen, ob es ihr Flüstern war oder das von Sapphique. Aber sie war es, die zornig war. »Und das alles war deine Schuld.«
    Â»Ich …« Er wollte Keiro verantwortlich machen oder Jormanric. Jeden. Doch er sagte: »Ich weiß.«
    Â»Erinnere dich daran, Prinz. Lerne daraus.«
    Â»Bist du am Leben?« Er war niedergedrückt vom Gefühl der Scham, und es fiel ihm schwer zu sprechen.
    Â»Incarceron verschwendet nichts. Ich bin in seinen Tiefen am Leben, in seinen Zellen, in den Zellen seines Körpers.«
    Â»Es tut mir leid.«
    Mit der ihr eigenen Würde schlang sie ihren Mantel um sich herum. »Mehr verlange ich nicht.«
    Â»Willst du ihn hierbehalten?«, murmelte Sapphique.
    Â»So, wie er es mit mir getan hat?« Sie lachte leise. »Ich brauche kein Lösegeld im Tausch gegen meine Vergebung. Lebe wohl, mein verängstigter Junge. Und bewache meinen Kristallschlüssel gut.«

    Die Zelle verschwamm vor Finns Augen und öffnete sich. Finn fühlte sich, als ob er geblendet worden wäre, als würde seine Seele durch das Gestein wieder in seinen Körper gezwungen. Die riesigen Eisenräder ragten wie damals über ihm auf. Er glaubte, zerrissen und wieder verschlossen, aufgetrennt und wieder zusammengeflickt zu werden.
    Dann erhob er sich von seinem Stuhl, und eine dunkle Gestalt streckte ihm eine Hand entgegen, um ihn zu stützen.
    Und dieses Mal war es tatsächlich Jared.

35
    Ich erklomm eine Treppe aus Schwertern.
Ich trug einen Mantel aus Narben.
Ich schwor mit leeren Worten.
Ich erlog mir den Weg zu den Sternen.
    LIEDER VON SAPPHIQUE
    Â 
    Â 
    D ie Tür vibrierte.
    Â»Keine Sorge. Sie wird nicht nachgeben.« Ruhig ließ der Hüter seinen prüfenden Blick auf

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