Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Incarceron

Incarceron

Titel: Incarceron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Fisher
Vom Netzwerk:
nur an. Hast du ein solches Material schon einmal bei uns gesehen? Und mit welcher handwerklichen Kunstfertigkeit er hergestellt wurde …«
    Â»Das Gefängnis kann ihn geschaffen haben.«
    Finn entgegnete nichts darauf.
    Doch in diesem Augenblick gingen alle Lichter aus, als habe das Gefängnis sie belauscht.
    Â 
    Als Claudias Vater behutsam die Tür zum Observatorium öffnete, war der Wandbildschirm eingeschaltet, und es waren die Bilder der Havaarna-Könige der achtzehnten Dynastie zu sehen, jener verweichlichten Generation, deren Sozialpolitik direkt in die Jahre des Zorns gemündet war. Jared saß an seinem Schreibtisch, einen Fuß gegen die Rückenlehne von Claudias Stuhl gestützt. Sie selbst hatte sich vorgebeugt und las auf einem Pad, das sie in der Hand hielt.
    Â»â€¦ Alexander, der Sechste. Erneuerer des Reiches. Verantwortlich
für den Kontrakt der Dualität . Ließ alle Theater und Etablissements des öffentlichen Vergnügens schließen … Warum denn das?«
    Â»Aus Angst«, erwiderte Jared trocken. »Zu dieser Zeit sah man in jeder Menschenmenge eine Gefahr für die Ordnung.«
    Claudia lächelte, aber ihre Kehle war trocken. Dies war es, was ihr Vater zu sehen bekommen sollte: seine Tochter mit ihrem geschätzten Lehrer. Natürlich wusste er ganz genau, dass sie beide seine Anwesenheit längst bemerkt hatten.
    Â»Ã„hem.«
    Claudia fuhr zusammen, und Jareds Kopf schnellte herum. Ihre vorgetäuschte Überraschung war meisterhaft.
    Der Hüter lächelte kalt, als ob er ihre Schauspielkunst bewunderte.
    Â»Vater?« Claudia erhob sich; ihr Seidenkleid war ohne jede Knitterfalte. »Du bist schon wieder zurück? Ich dachte, du hättest elf Uhr gesagt.«
    Â»Das habe ich in der Tat. Darf ich reinkommen, Meister?«
    Jared erwiderte: »Natürlich.« Das Fuchsjunge entwand sich seinen Händen und sprang an den Regalen hoch. »Es ist uns eine Ehre, Hüter.«
    Der Hüter trat zum Tisch, der mit den verschiedensten Apparaturen übersät war, und berührte ein Gerät zum Destillieren, das dort stand. »Euer Sinn für die Ära-Treue ist ein wenig … gewöhnungsbedürftig, Jared. Aber natürlich sind die Sapienti nicht so sehr ans Protokoll gebunden.« Er hob das zerbrechliche, gläserne Gerät und hielt es sich vor das linke Auge, das auf diese Weise riesenhaft vergrößert schien, als er sie damit anstarrte. »Die Sapienti machen, was sie wollen. Sie erfinden, sie experimentieren, und sie halten den Geist der Menschen auch angesichts der Tyrannei der Vergangenheit lebendig und beweglich. Sie suchen fortwährend nach neuen Energiequellen, neuen Heilmitteln.
Bewundernswert. Aber verratet mir doch: Macht meine Tochter Fortschritte?«
    Jared verschränkte seine schlanken Finger. Vorsichtig antwortete er: »Claudia ist stets eine ganz bemerkenswerte Schülerin.«
    Â»Eine Gelehrte.«
    Â»In der Tat.«
    Â»Intelligent und begabt?« Der Hüter ließ das Glas sinken. Seine Augen ruhten nun unverwandt auf Claudia; diese schaute zu ihm empor und erwiderte den Blick mit ruhiger Gelassenheit.
    Jared murmelte: »Ich bin mir sicher, dass sie bei allem, woran sie sich versucht, erfolgreich sein wird.«
    Â»Und es gibt natürlich nichts, das sie unversucht ließe.« Völlig unerwartet lockerte der Hüter seinen Griff und ließ den Glaskolben fallen. Er schlug auf der Kante des Schreibtischs auf und zerbrach mit einem Geräusch, das wie eine kleine Explosion klang, in Tausende von Scherben. Davon aufgescheucht, flüchtete ein Rabe laut kreischend aus dem Fenster.
    Jared war zurückgesprungen; jetzt wirkte er, als wäre er vor Schreck erstarrt. Claudia stand wortlos hinter ihm.
    Â»Ich bin untröstlich!« Ungerührt betrachtete der Hüter sein Werk der Zerstörung, dann zog er sein Taschentuch hervor und wischte sich die Finger ab. »Ich fürchte, das ist die Ungeschicklichkeit des Alters. Ich hoffe, das Gefäß enthielt nichts Wichtiges?«
    Jared schüttelte den Kopf; Claudia sah, dass sich auf seiner Stirn winzige Schweißtropfen zu sammeln begannen, während ihr eigenes Gesicht, wie ihr bewusst war, kalkweiß war. Ihr Vater sagte: »Claudia, du wirst dich sicherlich freuen zu hören, dass Lord Evian und ich endlich eine Einigung bezüglich deiner Mitgift erzielt haben. Du solltest also lieber

Weitere Kostenlose Bücher