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Incarceron

Incarceron

Titel: Incarceron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Fisher
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Kristallschlüssel in ihre Tasche gleiten und benutzte Jareds Disc, um eine perfekte Holokopie davon zu machen, die sie nun auf den schwarzen Samt legte. Dann schob sie hastig die Schublade zu. Ihre Finger waren heiß und schweißnass, als sie das Plexiglaskästchen herausholte, das sie für genau diesen Notfall vorbereitet hatte, und die Marienkäfer ausschüttete. Diese flogen in alle Richtungen davon und landeten auf dem Steuerungsfeld und auf dem Boden. Dann klickte Claudia den blauen Schalter auf der Disc an, sodass er rot wurde, machte eine schwungvolle Bewegung und zielte auf die Tür.
    Drei Laserstrahlen schossen hervor und erloschen wieder. Claudia nutzte die kurze Beschusspause, um durch den Raum zu hasten, und duckte sich unwillkürlich in der Erwartung von neuerlicher Bedrohung. Das Gitter war ein wahrer Albtraum; die Disc surrte und klickte, und Claudia schüttelte sie in Panik, denn sie war sich ganz sicher, dass sie den Geist aufgeben würde
oder dass jeden Augenblick der Akku verbraucht sein könnte. Doch langsam öffnete sich ein hitzeweißes Loch im Metall, als die Atome durcheinandergerieten und sich neu formierten. Innerhalb von Sekunden hatte sich Claudia durch die Öffnung geschoben, hatte die Tür geöffnet und war draußen auf dem Korridor.
    Alles war still.
    Ãœberrascht lauschte sie. Als die Tür hinter ihr ins Schloss fiel, wurde der Panikalarm ausgelöst, der in ihren Ohren wie aus einer anderen Welt klang.
    Im Haus war alles ruhig. Tauben gurrten. Aber weiter unten hörte sie Stimmen.
    Sie rannte los, wieder die Hintertreppe hinauf, auf kürzestem Weg hoch zum Dachboden, dann über den Flur durch die Mansarden der Dienstboten bis zum winzigen Vorratsraum ganz am Ende, in dem es nach Wermut und nach Nelken roch. Sie stürzte hinein und tastete in bebender Hast nach dem Mechanismus, der den alten Geheimgang für die Priester öffnen würde. Mit den Fingernägeln kratzte sie durch Dreck und Spinnweben, und dann, ja, dort! Der Riegel, der kaum breit genug für ihren Daumen war.
    Sie ruckelte daran, und das Paneel knarrte. Schließlich warf sie sich mit ihrem ganzen Gewicht dagegen, zerrte daran, fluchte, und endlich öffnete es sich ächzend, und sie fiel hindurch.
    Erst als sie es hinter sich geschlossen hatte und sich mit dem Rücken dagegenlehnte, konnte sie wieder richtig Luft holen.
    Vor ihr gähnte der finstere Geheimgang, der zu Jareds Turm führte.
    Â 
    Finn lag zusammengekrümmt auf seinem Bett.
    Schon eine ganze Weile lag er dort, während nach und nach der Lärm aus dem Unterschlupf in sein Bewusstsein drang. Er
hörte eilige Schritte und das Klappern von Geschirr. Schließlich tastete er mit der Hand umher und stellte fest, dass eine Decke fürsorglich über ihn ausgebreitet worden war. Seine Schultern und sein Nacken schmerzten; kalter Schweiß ließ ihn frösteln.
    Er rollte sich herum und starrte an die dreckige Decke. Das Echo eines lang gezogenen Schreies hallte in seinen Ohren, ebenso das Schrillen des Alarms, und vor seinen Augen tanzten hektische Lichter. Einen übelkeiterregenden Moment lang hatte er das Gefühl, dass seine Vision zu einem langen, dunklen Tunnel geworden war, welcher von ihm wegführte, und er glaubte fast, er könnte ihn betreten und sich den Weg zum Licht ertasten.
    Da hörte er Keiro sagen: »Wird ja auch Zeit.«
    Â 
    Finn nahm verschwommen und verzerrt wahr, dass sein Eidbruder zu ihm kam, sich auf den Bettrand setzte und eine Grimasse schnitt: »Du siehst ganz schön mitgenommen aus.«
    Finn versuchte, etwas zu antworten, und seine Stimme klang dabei heiser. »Du nicht.«
    Langsam wurde alles um ihn herum klarer. Keiros dichter, blonder Haarschopf war zurückgebunden. Er trug Sims gestreiften Mantel, und zwar mit weitaus mehr Stolz und Haltung als der Vorbesitzer. Um die Hüften hatte er sich einen breiten Gürtel geschlungen und einen juwelenbesetzten Dolch daran befestigt. Beifall heischend breitete er die Arme aus: »Steht mir gut, oder?«
    Finn antwortete nicht. Eine Welle von Zorn und Scham stieg aus seinem tiefsten Inneren hoch und überrollte ihn; seine Gedanken schreckten davor zurück, und das war gut so, denn ansonsten wäre er in der Flut ertrunken. So krächzte er nur: »Wie lange? Wie schlimm?«
    Â»Zwei Stunden. Du hast die Verteilung der Beute verpasst. Mal wieder .«

    Vorsichtig setzte Finn

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