Incognita
sie: »Falls du in Erwägung ziehst, Gordon anzurufen, um mit ihm einen Termin auszumachen, würde ich an deiner Stelle nicht mehr allzu lange warten. Denn er hat mir ein Detail anvertraut, das du wissen solltest.«
»Ach wirklich? Jetzt auf einmal?«
»Die Trümpfe hebt man sich immer bis zum Schluss auf. Ich bin Anwältin – schon vergessen?« Laura grinste ihn spitzbübisch an. Sie wusste genau, dass sie auf dem besten Weg war zu erreichen, was sie sich in den Kopf gesetzt hatte: John und Gordon wieder zusammenzubringen.
John ging auf das Spiel ein. »Was für ein Trumpf ist das?«
Die Zufriedenheit darüber, dass sie ihn in der Hand hatte, stand ihr ins Gesicht geschrieben. Den ganzen Abend über hatte sie ihn in der Hand gehabt, darüber war John sich im Klaren. Falls tatsächlich ein Geschäft mit Gordon zustande kam – und dazu womöglich noch die Beilegung eines jahrelangen Streits –, hatte er das ganz allein seiner Frau zu verdanken. Sie war nicht nur die personifizierte Schönheit, sondern auch noch ausgesprochen klug. Sie besaß die für eine Anwältin vermutlich unverzichtbare Gabe, in jeder Situation einen kühlen Kopf zu bewahren. John hingegen war ein Emotionsmensch – eine Schwäche, die ihn schon mehr als nur ein lukratives Geschäft gekostet hatte. Vielleicht hatte sein Vater tatsächlich gut daran getan, ihm nicht die Leitung des Konzerns zu überlassen.
Er seufzte. »Nun, was ist? Verrätst du mir, was du weißt, oder willst du mich noch ein bisschen zappeln lassen?«
Sie tat, als träfe sie eine schwierige Entscheidung. »Ich lasse dich lieber noch ein bisschen zappeln«, sagte sie schließlich. »Erstens, weil du eine Strafe verdienst: Du hast drei Wochen auf Caldwell Island verbracht und mich dadurch vernachlässigt.«
»Und zweitens?«
»Weil du mich noch mehr vernachlässigen würdest, wenn ich dir jetzt mein kleines Geheimnis anvertraue. Du würdest dir den Kopf zerbrechen oder sofort zum Telefon rennen, um ein paar Anrufe zu erledigen. Und das kann ich unmöglich zulassen. Denn heute Nacht möchte ich deine ungeteilte Aufmerksamkeit.« Mit diesen Worten öffnete sie den Reißverschluss ihres Kleides und streifte sich die Träger von den Schultern. Der bordeauxrote Stoff glitt in einer einzigen geschmeidigen Bewegung zu Boden. Laura sah atemberaubend aus. Sie trug knappe, schwarze Spitzenunterwäsche und dazu passende Seidenstrümpfe, die ihre wohlgeformten, langen Beine ideal zur Geltung brachten. Die Perlenkette an ihrem Hals und die dazu passenden Ohrringe betonten ihre Sinnlichkeit.
Plötzlich spürte John, wie erregt er war. »Du willst also meine ungeteilte Aufmerksamkeit?«, murmelte er. »Ich versichere dir, du hast sie.« Er trat einen Schritt auf sie zu, zog sie sanft an sich und küsste sie. Ihre Lippen fühlten sich weich an und schmeckten leicht salzig. Laura erwiderte seinen Kuss zuerst zögernd, dann leidenschaftlich, presste sich fester an ihn und erregte ihn dadurch umso mehr. Seine Finger strichen über ihren Rücken, tiefer und tiefer, schoben sich unter den Saum ihres Slips und begannen, ihren Po zu massieren. Laura stöhnte auf.
»Komm mit ins Bett«, hauchte John ihr ins Ohr.
»Lass es uns heute lieber hier tun«, flüsterte sie zurück. »Auf dem Fußboden. Sul tappeto. Regalami il cielo, amore!«
Laura stammte aus einem kleinen Dorf in der Nähe Venedigs. Allerdings sprach sie so gut wie nie Italienisch. Nur in Situationen wie dieser kamen ihr regelmäßig einige Worte über die Lippen – oft Vokabeln, deren Sinn John nur erahnen konnte. Vielleicht machte genau das den Reiz aus: Nicht zu verstehen, sondern nur zu erahnen. Vielleicht lag es auch an der Art, wie Laura die Worte aussprach – dahingehaucht und dennoch vibrierend, fordernd, elektrisierend. Gleichermaßen schüchtern wie lasziv. Auf jeden Fall regte ihr Italienisch Johns Fantasie an, und es war fester Bestandteil ihres Liebesspiels.
Er kniete vor ihr nieder, zog ihr den Slip aus. Sie ließ es geschehen, auch als er seinen Mund gegen ihren Bauch drückte und seine Zunge an ihrer nackten Haut herabwandern ließ, bis er endlich, quälend langsam, ihr Muttermal erreichte, einen kleinen, herzförmigen Fleck oberhalb des Schamhaaransatzes. Lauras einziger Schönheitsfehler – aber um nichts in der Welt hätte John darauf verzichten wollen.
» Baciami , John, baciami più forte«, stöhnte sie. »Ja, küss mich! Fammi sognare . Raub mir die Sinne!«
Dann, nach einer Weile, in der ihr
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