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Incognita

Incognita

Titel: Incognita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris von Smercek
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Stöhnen lauter wurde und ihr Körper bereits zu glühen schien, kniete sie sich zu John auf den Boden, wo sie sich wild und gierig über ihn hermachte wie ein ausgehungertes Tier.
    Als John aufwachte, war es noch immer Nacht. Durchs Fenster sah er, dass die Wolken sich verzogen hatten und den Blick nun auf eine sternenklare Nacht freigaben. Im Halbschatten erkannte er die Zeiger der Wanduhr. Es war Viertel vor drei.
    Er registrierte, dass er auf der Couch lag, vollkommen nackt. Die Erinnerung, wie er sich mit Laura in einem Rausch aus Lust und Liebe bis hierher vorgearbeitet hatte, zauberte ihm ein Lächeln auf die Lippen. Er fühlte sich abgekämpft, aber rundum zufrieden. Und erstaunlich fit dafür, dass er nicht einmal zwei Stunden geschlafen hatte.
    Neben ihm räkelte sich Laura, mit nichts bekleidet außer ihren Seidenstrümpfen. In John stieg erneut das Verlangen auf. Die dreiwöchige Enthaltsamkeit auf Caldwell Island machte sich jetzt bemerkbar. Er legte seiner Frau die Hand auf den Bauch, und begann, sie zu streicheln.
    »Oh John, kriegst du denn nie genug?«, murmelte sie. »Ich bin todmüde.«
    »Das ist unfair – so verführerisch auszusehen und gleichzeitig todmüde zu sein.« Seine Hand wanderte weiter über ihren nackten Körper.
    »Bitte, John, lass uns morgen weitermachen.«
    Er unternahm noch zwei, drei weitere Versuche, doch sie blieb hartnäckig. »Dann sag mir wenigstens, was du mir vorhin nicht verraten wolltest«, drängte er. »Das kleine Geheimnis, das Gordon dir anvertraut hat.«
    Im Halbschlaf verzog sie das Gesicht. »Oh John, können wir nicht später darüber sprechen?« Es klang gequält. »Wenn ich es dir jetzt erzähle, ist es aus mit der Ruhe – und das will ich nicht. Ich will jetzt schlafen.« Sie drehte sich demonstrativ von ihm weg, wobei sie ihm ihren Po allerdings so reizvoll entgegenreckte, dass er nicht anders konnte, als sich von hinten an sie zu schmiegen.
    Laura gab einen unwilligen Laut von sich. »Hör endlich auf damit, John«, knurrte sie genervt. »Ich sag dir ja, was du wissen willst. Aber versprich mir, dass du danach Ruhe gibst. Du bleibst bei mir liegen, legst deinen Arm um mich und versuchst, wieder einzuschlafen. Ohne Annäherungsversuche und ohne aufzuspringen, um mitten in der Nacht ein paar dringende Telefonate zu führen. Einverstanden?«
    »Einverstanden.« Er küsste sie sanft auf die Schulter. »Was hat Gordon dir also erzählt?«
    Noch immer halb im Schlaf, dauerte es einen Moment, bis sie sich gesammelt hatte. »Er sagte, dass du nicht der Einzige bist, den er um Geld gebeten hat«, murmelte sie schließlich. Ihre Augen blieben dabei geschlossen. »Es gibt noch jemand anderen. Zwei private Investoren. Genauer gesagt zwei Russen. Und weil Gordon ein solches Geheimnis aus seinem Projekt macht, hat er mit ihnen unter falschem Namen Kontakt aufgenommen. Mehr hat er mir nicht verraten, aber ich denke, den Rest kannst du dir zusammenreimen. Ich wette eins zu einer Million, dass er dieser ominöse Hakan Thorwald ist.« Sie machte eine Pause und fügte hinzu: »Denk daran, was du mir versprochen hast! Keine Telefonate. Kein Sex. Einfach nur schlafen.« Sie grub ihren Kopf in ein Couchkissen und erinnerte John daran, dass sie in den Arm genommen werden wollte. John tat es. Kurz darauf ging ihr Atem gleichmäßig und ruhig wie der eines schlummernden Babys.
    John hingegen konnte lange nicht einschlafen. Wenn die Ljuganow-Brüder ihr Geld Gordon anvertrauten, würde er selbst leer ausgehen, so viel stand fest. Die Russen hatten keinen Zweifel daran gelassen, dass sie in Europa vorläufig nur eine Investition tätigen wollten und sich dafür natürlich die lohnendste heraussuchen würden. John seufzte. Im Grunde war er voll und ganz davon überzeugt, dass Caldwell Island Zukunft hatte. Aber sahen die Ljuganows das genauso?
    Erst als die aufgehende Sonne das Zimmer mit zartem orangefarbenem Licht zu erfüllen begann, wurde John müde. Dicht an Laura geschmiegt schlief er endlich ein.

Kapitel 4
    Irgendwo in weiter Ferne hörte John ein Geräusch wie aus einer anderen Welt. Ein Summen – unangenehm, bohrend, geradezu penetrant. Er öffnete die Augen und benötigte einen Moment, um sich bewusst zu werden, dass er sich nicht in seinem Bett, sondern auf der Wohnzimmercouch befand. Laura lag noch immer neben ihm. Sie schnarchte leise, offenbar unbeeindruckt von dem Summen, das nun abermals ertönte: die Türklingel.
    Vorsichtig, um Laura nicht zu wecken, stand

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