Indiana Jones und das Geheimnis der Osterinseln
schloß die Tür hinter ihnen, blieb aber stehen. Franklin schwieg weiter. Er lächelte auch weiter, und schließlich war es Grisswald, der das Schweigen brach.
»Ist … diese Uniform echt?« fragte er stockend. Franklin nickte stumm, und Grisswald fuhr nach einem fast flehenden, hilfesuchenden Blick zu Indiana fort: »Ich habe nie von einem General Franklin gehört.«
»Den gibt es auch nicht«, antwortete Franklin. »Aber ich versichere Ihnen, daß mein Name in diesem Raum das einzige ist, was nicht der Wahrheit entspricht. Unser Unternehmen muß leider unter der allerstrengsten Geheimhaltung verlaufen. Aus diesem Grund habe ich mich leider auch gezwungen gesehen, Ihnen gewisse … Unannehmlichkeiten zuzumuten. Aber das ist nun vorbei.«
»Geheimhaltung?« fragte Indiana. »Haben sie deshalb eine ganze Armee von Reportern nach Sydney bestellt?«
»Natürlich«, antwortete Franklin ungerührt. »Ich war schon immer der Meinung, daß die überzeugendsten Lügen diejeni-gen sind, die der Wahrheit sehr nahekommen. Wo würden Sie einen Eimer Wasser verstecken, Dr. Jones? In der Wüste oder im Meer?«
»Zumindest würde ich nicht versuchen, ein Kriegsschiff als Forschungsschiff zu verkaufen, und darauf hoffen, daß die ganze Welt blind ist!« sagte Indiana. Er suchte nach irgendwelchen Anzeichen von Schrecken oder Bestürzung in Franklins Gesicht. Aber er fand keine, und so fuhr er fort: »Die HENDERSON ist ein Kriegsschiff! Sogar ich habe das bemerkt.«
»Ich habe nichts anderes erwartet, Dr. Jones«, antwortete Franklin. »Bitte, halten Sie uns nicht für geistig minderbemit-telt, nur weil wir eine Uniform tragen.«
Indiana war nun vollends verwirrt.
»Das hier war einmal ein Kriegsschiff, Dr. Jones«, sagte Grisswald. »Vor ungefähr zehn Jahren wurde es ausgemustert und zu einem Forschungsschiff umgebaut. Das ist allgemein bekannt, zumindest in Schiffahrtskreisen.«
»Ja«, pflichtete ihm Franklin bei. »Allerdings haben wir in den letzten Wochen einige … kleine Veränderungen vorge-nommen, die etwas weniger bekannt sein dürften. Aber das spielt im Moment keine Rolle. Ich bin sicher, Sie beide brennen darauf, endlich zu erfahren, warum Sie hier sind. Warum Sie wirklich hier sind, meine ich.«
»Worauf Sie sich verlassen können!« giftete Grisswald. Indiana sah Franklin nur wortlos an, und Grisswald fügte in drohendem Ton hinzu: »Ich hoffe für Sie, daß Sie einen guten Grund für dieses Theater haben!«
»Den haben wir«, versicherte ihm Franklin. Plötzlich klang er sehr ernst. Zum ersten Mal, seit Indiana ihn kannte, erlosch sein Lächeln. »Übrigens war es nicht nur Theater. Es ist gut möglich, daß wir tatsächlich etwas für die Wissenschaft tun, Professor. Neben einer Anzahl … anderer Dinge enthalten die Laderäume der HENDERSON die komplette Ausrüstung für das Forschungsvorhaben, das ich Ihnen versprochen habe. Sie werden Ihre Expedition bekommen, Professor Grisswald.«
»Er«, sagte Indiana. »Und ich?«
Franklin nickte anerkennend. »Wie ich sehe, verfügen Sie tatsächlich über den scharfen Verstand, den man Ihnen nach-sagt, Dr. Jones. Vielleicht werden Sie Ihrem Kollegen bei seinen Forschungen helfen können. Ich hoffe es sogar.«
»Und wenn nicht?« Indiana wurde allmählich zornig. »Verdammt, hören Sie doch endlich auf, wie die Katze um den heißen Brei herumzuschleichen! Was wird hier gespielt? Wozu sind wir wirklich unterwegs?«
Franklin schwieg eine ganze Weile, ehe er leise und mit veränderter Stimme begann: »Wie Sie wissen, befinden wir uns im Krieg mit Japan und dem Deutschen Reich, meine Herren.«
Indiana erstarrte, und auch Grisswald sog hörbar die Luft ein, aber Franklin sah ihre Reaktion voraus, hob abwehrend beide Hände und fuhr beinahe hastig fort: »Bitte glauben Sie mir, meine Herren: ich weiß, daß Sie Wissenschaftler sind, und keine Politiker oder Soldaten, und nichts liegt mir ferner, als Sie in irgend etwas hineinzuziehen, das Ihrem Beruf fremd wäre. Aber es handelt sich um eine Angelegenheit von möglicherweise unabsehbarer Bedeutung. Wenn es das ist, was ich befürchte, dann brauchen wir Sie einfach.«
»Wozu?« fragte Indiana. Seine Stimme bebte.
Franklin stand auf. Er begann nervös in der kleinen Kabine auf und ab zu gehen. »Ich muß etwas weiter ausholen«, begann er. »Wie Sie vielleicht wissen, führt die deutsche Kriegsmarine schon seit geraumer Zeit einen brutalen Vernichtungsfeldzug gegen alle Schiffe, die unter alliierter Flagge
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