Indiana Jones und das Geheimnis der Osterinseln
Buches war ein ganz passabler Zeichner gewesen. Die beiden letzten Seiten zeigten einen Meeresstrand, auf dem ein halbes Dutzend menschlicher Gestalten stand. Vor ihnen im Wasser, von der offenbar zurückweichenden Flut nur zum Teil freigegeben, erhoben sich zwei kolossale Statuen.
»Erkennen Sie sie wieder?« fragte Franklin.
Indiana schwieg, aber Grisswald sagte unsicher: »Ich habe … Bilder von den Figuren auf den Osterinseln gesehen, und –«
Er sprach nicht weiter, als Franklin eines der Fotos auf dem Tisch herumdrehte und in seine Richtung schob. Indiana sah ohne große Überraschung, daß es eine der gewaltigen Kopfstatuen zeigte, wie sie auf den Osterinseln entdeckt worden waren. Nachdenklich betrachtete er eine Weile abwechselnd das Foto und die Zeichnung.
»Die Ähnlichkeit ist verblüffend«, sagte er schließlich.
»Ähnlichkeit?« Franklin lachte. »Sie sind völlig identisch, Jones. Sehen Sie sich die übergroßen Köpfe an, und die langgezogenen Ohren. Ich habe diese Bilder von einem Dutzend Fachleuten vergleichen lassen, und sie sind alle zu demselben Ergebnis gekommen. Wer immer diese Zeichnung angefertigt hat, hat das da als Vorbild gehabt.« Sein ausgestreckter Zeigefinger schien das Foto aufspießen zu wollen.
»Warum ist Ihr Dutzend Fachleute dann nicht hier, an unserer Stelle?« fragte Grisswald.
Franklin ignorierte seine Bemerkung, und Indiana sagte langsam: »Das bedeutet, Jonas ist auf den Osterinseln.«
»Nein«, antwortete Franklin. »Er war niemals dort, das wissen wir genau. Und die Reichweite des Flugzeuges war nicht annähernd groß genug. Es muß noch eine zweite Insel geben, auf der solche Statuen stehen. Und sie befindet sich irgendwo im Umkreis von dreihundert Seemeilen um Pau-Pau. Und wir sind hier, um sie zu finden.«
»Sie nehmen an, daß Jonas und die anderen noch am Leben sind und sich dort aufhalten«, vermutete Indiana. Etwas schärfer fügte er hinzu: »Und Sie haben uns praktisch entführt, damit wir Ihnen helfen, Ihren kostbaren Agenten wiederzufin-den – samt den Plänen, die er bei sich hat!«
»Ich wollte, es wäre so«, sagte Franklin leise. Er seufzte, schüttelte ein paarmal den Kopf und sah Indiana sehr ernst an.
»Wenn das, was wir befürchten, zutrifft, Dr. Jones, dann brauchen die Deutschen keine geheimen Unterseehäfen mehr in Polynesien. Ich fürchte, dann brauchen sie nicht einmal mehr U-Boote.«
Indiana starrte ihn an. Er hatte plötzlich unerklärliche Angst.
»Wie … wie meinen Sie das?« fragte Grisswald. Auch seine Stimme zitterte.
»Ich habe Ihnen noch nicht erzählt, in welchem Zustand das Flugzeug auf Pau-Pau angekommen ist«, sagte Franklin. Er reichte Indiana zwei weitere Fotos. Sie zeigten das Wrack einer Junkers JU80, das in einer gewaltigen Flugzeughalle auf einem komplizierten hölzernen Gestell aufgebaut worden war. »Sie sehen, daß die Maschine sehr stark beschädigt worden ist«, fuhr er fort. »Das Wrack lag in zwanzig Metern Tiefe auf dem Meeresgrund. Wir haben es geborgen und so gut wieder zusammengesetzt, wie es uns möglich war. Unsere Techniker haben allein dafür zwei Wochen gebraucht, und leider haben wir nicht alle Teile bergen können.«
Das ist nicht zu übersehen, dachte Indiana. Die JU80 sah aus wie ein dreidimensionales Puzzle, das jemand mit viel zu großen, ungeschickten Wurstfingern zusammengesetzt hatte.
»Die Maschine muß vorher schon einmal abgestürzt sein«, sagte Franklin, »oder eine ziemlich unsanfte Notlandung hinter sich gehabt haben. Offensichtlich wurde sie mit primitivsten Mitteln wieder instand gesetzt. Diese Privatpiloten sind manchmal die reinsten Zauberkünstler und kriegen es hin, eine Maschine mit einer Rolle Draht und ein paar Nägeln wieder flottzukriegen.« Er lachte leise, aber seine Augen blieben ernst. »Aber das ist es nicht, was uns angst macht, Dr. Jones.«
»Und was … macht Ihnen angst?« fragte Indiana zögernd. Er hatte das Gefühl, er kennte die Antwort bereits.
Franklin beugte sich vor. »Das«, sagte er und deutete nach-einander auf drei verschiedene Punkte am Flugzeugwrack.
»Und das und das.«
Auch Indiana waren die Stellen schon aufgefallen. Fragend sah er Franklin an.
»Wir haben das Wrack von mehreren Metallurgen untersuchen lassen«, sagte Franklin. »Sie sagen alle übereinstimmend das gleiche: Das Metall muß unvorstellbaren Temperaturen ausgesetzt gewesen sein. Sehen Sie die Verfärbungen an den Rändern?«
Indiana nickte. Wieder spürte er ein eiskaltes
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