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Indiana Jones und das Geheimnis der Osterinseln

Indiana Jones und das Geheimnis der Osterinseln

Titel: Indiana Jones und das Geheimnis der Osterinseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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    Delano blieb abermals stehen. Diesmal sah er allerdings sehr viel erschrockener als verwirrt aus. »Und was schließen Sie daraus?« fragte er.
    »Im Moment noch gar nichts«, antwortete Indiana. »Ich habe es mir abgewöhnt, voreilige Schlüsse zu ziehen. Ich beobachte und schaue zu, das ist alles.« Er ging weiter. »Aber wenn Ganty tatsächlich nichts weiter ist als ein versoffener alter Spinner, dann dürfen Sie mich ab morgen Adolf nennen.«
     
    Sie hatten bereits die Stadt erreicht, und Indiana wandte sich dem Hotel zu. Aber plötzlich blieb Delano stehen, hielt Indiana an der Schulter zurück und legte gleichzeitig Zeige- und Mittelfinger der anderen Hand auf die Lippen. Indiana verstand. Rasch wich er in den Schatten eines Gebäudes zurück und blickte in die Richtung, in die Delanos ausgestreckte Hand zeigte.
    Wie von jeder anderen Stelle der Stadt aus konnten sie den Hafen in ganzer Länge überblicken. Gantys Boot lag zwar am entgegengesetzten Ende des Hafens, aber an Bord der kleinen Yacht brannte Licht, so daß sie die Umrisse der beiden Gestalten an Deck deutlich erkennen konnten. Eine davon war Ganty. Indiana hätte die untersetzte Gestalt mit den breiten Schultern und dem massigen Kopf selbst unter noch viel ungünstigeren Umständen erkannt. Die andere war schlanker, aber sehr groß. Neben Ganty wirkte sie wie ein Riese.
    »Wer mag das sein?« flüsterte Delano.
    Indiana zuckte nur mit den Schultern. Natürlich hatte er keine Ahnung, wer Gantys Gesprächspartner war, aber eines war ihm klar: daß Ganty sich bewußt hier draußen mit dem Fremden getroffen hatte, um nicht gesehen zu werden. Er hatte im Laufe der Jahre ein Gespür für so etwas entwickelt. Gantys Gestik war eindeutig die eines Menschen gewesen, der sich unbehaglich fühlt und Angst hat, beobachtet zu werden. Gesichter und Stimmen konnten lügen; die Körpersprache tat das selten.
    »Warum sehen wir nicht nach?« schlug er vor. »Es ist eine schöne Nacht und warm genug für ein Bad.«
    Delano blickte ihn fragend an, aber Indiana grinste nur noch einmal, wandte sich um und huschte geduckt zum Strand.
    Das Wasser war nicht annähernd so warm, wie er geglaubt hatte, aber der Weg war auch nicht allzuweit. Beinahe lautlos schwamm Indiana auf Gantys Yacht zu, schlug einen Bogen und näherte sich dem Schiff von der offenen See her. Er konnte Ganty und seinen Gesprächspartner jetzt zwar nicht mehr sehen, dafür aber um so deutlicher hören.
    Es nutzte nur nicht viel. Ganty und der andere redeten in einer Sprache miteinander, die er nicht verstand – und auch noch nie gehört hatte. Sie klang nicht einmal vertraut, obwohl es eigentlich kaum einen Dialekt gab, den Indiana nicht mindestens schon einmal gehört hatte und von dem er sagen konnte, in welche Ecke der Welt er gehörte.
    Er lauschte einige Sekunden, dann schwamm er so vorsichtig wie möglich um das Boot herum, um in eine Position zu gelangen, aus der heraus er sowohl Ganty als auch seinen geheimnisvollen Besucher sehen konnte.
    Ganty sah er nicht ganz, aber dafür war der Anblick des anderen Mannes um so erstaunlicher.
    Sein Gesicht war nicht das breite, flachgedrückt-freundliche Antlitz des typischen Polynesiers, sondern es war schmal und hart, mit einem fast asketischen Zug, und der Unbekannte hatte auch nicht den typischen, untersetzten Körperbau der Insula-ner, sondern war ein Riese von mindestens zwei Metern Größe; wahrscheinlich aber mehr. Seine enorme Größe ließ ihn überschlank erscheinen, aber das war er gar nicht, sondern er verfügte ganz im Gegenteil über geradezu ehrfurchtgebietende Muskelpakete an Schultern, Bizeps und Oberschenkeln. Er war nackt bis auf einen Lendenschurz und tropfnaß; offensichtlich war er auf einem ähnlichen Weg hierhergekommen wie Indiana.
    Und seine Ohrläppchen waren so lang, daß sie fast bis auf seine Schultern hinabhingen.
    Der Anblick war so bizarr, daß Indiana die Bedeutung seiner anderen Beobachtung – nämlich der allmählich größer werdenden Pfütze, in der die Füße des Fremden standen – entschieden zu spät begriff. Hinter ihm plätscherte etwas, und plötzlich fühlte sich Indiana wie ein Kind unter den Armen gepackt und kurzerhand aus dem Wasser geworfen.
    In hohem Bogen flog er auf den Landungssteg, überschlug sich zweimal und wäre um ein Haar auf der anderen Seite gleich wieder ins Wasser gestürzt, hätte er sich nicht im letzten Moment irgendwo festgeklammert. Unsicher und mit dröhnen-dem Schädel setzte er

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