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Indiana Jones und das Geheimnis der Osterinseln

Indiana Jones und das Geheimnis der Osterinseln

Titel: Indiana Jones und das Geheimnis der Osterinseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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allerhöchstem dreißig Meter. Trotzdem kostete diese Strecke Indiana jedes bißchen Kraft, das er noch hatte. Zu Tode erschöpft und mehr bewußtlos als bei Sinnen kroch er den Strand hinauf und brach dort zusammen. Minuten vergingen, ehe er auch nur die Kraft fand, den Kopf zu heben und sich umzusehen.
    Der Strand bot einen grauenerregenden Anblick. Dutzende von dunklen, verkohlten Körpern bedeckten den Sand. Einige von ihnen brannten, von anderen kräuselte sich schwarzer, fettiger Rauch in die unbewegte Luft. Und auch an Bord der Fregatte regte sich nichts mehr. Das Schiff war gekentert und halb auf die rechte Seite gekippt. Die Panzerplatten waren schwarz und verkohlt, und dicht unterhalb der Brücke glühte das Eisen in einem düsteren, drohenden Rot. Dampf hüllte das Schiff ein wie ein graues Leichentuch.
    Indianas Blick glitt wieder den Strand hinauf. Auch die Leichen der Langohren, die Delanos Männer zum Opfer gefallen waren, waren bis zur Unkenntlichkeit verbrannt, und hier und da schimmerte der Sand, als wäre er einer unvorstellbaren Hitze ausgesetzt gewesen und zu Glas geschmolzen. Der Waldrand selbst war unversehrt. Aber nicht unverändert.
    Eine weitere Gruppe Langohren war aus dem Busch getreten, aber sie war es nicht, die Indianas Blick beinahe hypnotisch anzog.
    Es war eine fast fünf Meter große Figur aus schwarzem Basalt, die zwischen den Bäumen erschienen war.
    Sie stellte einen Menschen dar, aber die Proportionen stimmten nicht. Der Kopf war gut dreimal so groß wie der Körper, Arme und Beine geradezu lächerlich klein und nur angedeutet.
    Die Ohren waren zu lang und verschmolzen mit den Schultern, und auf dem Kopf trug er einen noch einmal gut anderthalb Meter großen Hut aus rotem Tuffstein. Aber das Erschreckendste an der riesigen steinernen Gestalt waren die Augen.
    Anders als bei seinen größeren Brüdern von den Osterinseln waren sie nicht nur leere Höhlen. Sie waren rot. Und sie leuchteten .
    Und dann, ganz langsam und von einem dumpfen, knirschen-den Poltern begleitet, drehte sich der steinerne Gigant herum und starrte Indiana an. Das unheimliche rote Glühen in den Augen nahm zu.
    Der Anblick war zuviel. Schwäche, Erschöpfung und Furcht forderten ihren Tribut.
    Indiana verlor das Bewußtsein.
     
    Etwas Kühles, Feuchtes strich über sein Gesicht, als er wider Erwarten das Bewußtsein zurückerlangte. Die Berührung tat sehr wohl, denn sein Gesicht brannte, als hätte ihm jemand die Haut abgezogen. Er fühlte sich benommen, und er spürte, daß viel Zeit verstrichen war. Seine Kleider waren getrocknet, und er lag auf einem Lager, das zugleich hart wie weich zu sein schien. Etwas stach in seinen Nacken: Stroh.
    »Ich glaube, er ist wach«, sagte eine Stimme. Eigentlich war es eher ein Piepsen, eine Stimme, die gut zu einem blonden Dummchen aus einem Humphrey-Bogart-Film gepaßt hätte.
    Das Gesicht übrigens auch, das Indiana über sich sah, als er die Augen aufschlug.
    »Er wacht auf«, sagte Blondie, blinzelte und fügte hinzu: »Glaube ich.«
    Schritte, dann verschwand das Gesicht aus seinem Blickfeld, und einen Augenblick später erschienen die Züge von Ganty über ihm. Jedenfalls vermutete Indiana, daß es einmal Gantys Gesicht gewesen war – bevor jemand versucht hatte, es zu kochen und ihm Augenbrauen, Wimpern und einen Gutteil des Haupthaares abgesengt hatte.
    »Ganty!« sagte Indiana erschrocken. »Wie … wie sehen Sie denn aus?«
    »Genau wie Sie, Dr. Jones«, antwortete Ganty. »Wir haben noch einmal Glück gehabt.«
    »Glück?« Indiana setzte sich auf und hob vorsichtig die Hand ans Gesicht. Schon die geringste Berührung tat weh.
    Ganty nickte. »Die meisten Ihrer Nazi-Freunde hat es schlimmer erwischt.«
    »Sie sind nicht meine Freunde«, knurrte Indiana. Er schwang die Beine von der Liege und sah sich um. Sie befanden sich in einer kleinen, fensterlosen Kammer, deren Wände aus Stein-quadern zusammengefügt worden waren, von denen jeder eine Tonne wiegen mußte. Außer Ganty und der Blondine hielt sich noch ein bärtiger Mann in abgerissener Kleidung in der Kammer auf, der Indiana schweigend, aber sehr aufmerksam musterte und eine unübersehbare Ähnlichkeit mit van Lees hatte.
    Indiana nahm an, daß es sich um dessen Bruder handelte, von dem Barlowe gesprochen hatte.
    »Ich weiß, Dr. Jones«, sagte Ganty. »Hätte ich irgend etwas anderes angenommen, dann wären Sie jetzt tot.« Er grinste, als Indiana sich herumdrehte und ihn zornig ansah. »Immerhin kann

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