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Indiana Jones und das Geheimnis der Osterinseln

Indiana Jones und das Geheimnis der Osterinseln

Titel: Indiana Jones und das Geheimnis der Osterinseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sie, Jones! Jemand muß sie zerstören!«
    Er begann zu stammeln. Seine Schultern sackten wieder nach vorn, und aus seinen Worten wurden sinnlose Laute. Indiana mußte ihn nicht berühren, um zu wissen, daß er hohes Fieber hatte. Daß er in dieser Verfassung überhaupt die Kraft aufgebracht hatte, sich aufzusetzen und zu reden, grenzte an ein Wunder.
    »Glauben Sie, daß er das ernst meint?« fragte Jonas. »Er phantasiert.«
    »Ich wollte, alle Menschen auf der Welt würden so phantasie-ren«, murmelte Indiana. Aber die Worte galten nur ihm selbst. Lauter fügte er hinzu: »Auf jeden Fall müssen wir hier heraus – bevor seine Leute anfangen, sich Gedanken zu machen, wo er abgeblieben ist, und nach ihm suchen.«
    »Oder unsere?«
    Indiana sah Jonas lange und sehr nachdenklich an. Es war absurd – aber für einen Moment war er nicht mehr sicher, wer hier eigentlich sein Feind war und wer nicht.
    Jemand betrat die Kammer, und Indiana schrak aus seinen Gedanken hoch.
    Es war Ganty. Er streifte Delano nur mit einem flüchtigen, fast verächtlichen Blick, dann wandte er sich an Indiana. »Sie wollen Sie sehen.«
    »Ihre Freunde?«
    Ganty schwieg eine Sekunde, und Jonas sagte spöttisch: »Sie bohren in einer offenen Wunde, Indy. Ich fürchte, sie sind nicht länger seine Freunde.«
    »Ist das wahr?«
    »Irgend etwas … hat sich verändert«, gestand Ganty widerwillig. »Ich weiß auch nicht genau, was es ist. Ich spreche nur ein paar Worte ihrer Sprache.« Er machte plötzlich eine ungeduldige Handbewegung. »Kommen Sie. Sie wollen Sie sehen.
    Und ihn –«, er deutete verächtlich auf Delano, »– auch.«
    Sie mußten Delano stützen, als sie die Kammer verließen, und Indiana war nicht sicher, ob der SS-Offizier überhaupt noch mitbekam, was mit ihm geschah. Er hatte hohes Fieber, und Indiana war nicht wohl bei dem Gedanken, ihn nach draußen zu schaffen. Es konnte gut sein, daß sie ihn damit umbrachten.
    Vier Langohren erwarteten sie vor dem Ausgang. Drei waren so gekleidet, wie Indiana die unheimlichen Krieger kannte – nämlich gar nicht, nur mit einem winzigen Lendenschurz und einem bunten Lederband um die Hüften –, aber der vierte trug einen prachtvollen Federmantel und dazu einen Kopfschmuck, der jeden Sioux-Häuptling vor Neid hätte erblassen lassen.
    Plötzlich verstand Indiana, warum Jonas und die anderen die Eingeborenen Vogelmenschen genannt hatten. Der Polynesier sah wirklich aus wie ein großer, tödlich bunter Vogel.
    Ganty wechselte ein paar Worte mit den Eingeborenen, und der Polynesier mit dem Federmantel machte eine herrische Geste. Indiana verstand die Worte nicht, aber der Ausdruck auf Gantys Gesicht wurde noch verbissener. Jonas’ Bemerkung schien der Wahrheit ziemlich nahe gekommen zu sein.
    Über der im Nichts endenden Treppe hing jetzt ein großer Korb aus Bambus und geflochtenem Stroh. Die Konstruktion machte auf Indiana nicht den Eindruck, als ob sie das Gewicht von sieben Menschen tragen könnte, aber ihre Bewacher scheuchten sie, ohne zu zögern, hinein und folgten ihnen. Indiana spürte, wie der Korb unter ihrem Gewicht ächzte. Für eine Sekunde war er felsenfest davon überzeugt, daß das Seil einfach reißen würde und sie in die Tiefe stürzen müßten. Aber der Korb hielt. Knirschend und auf bedrohliche Weise hin und her schaukelnd entfernte er sich von der Treppe und begann gleichzeitig in die Höhe zu steigen. Indiana legte den Kopf in den Nacken und erkannte, daß er an einer Art Kran hing, der sie in einem weiten Bogen über das glühende Herz des Vulkans auf einen zweiten, viel größeren Tunneleingang zuschwenkte.
    Eingang und Kran waren beide nicht die einzigen ihrer Art.
    Dicht unterhalb des Kraterrandes ragten Dutzende unterschiedlich großer, bizarrer Gebilde aus Holz und Bast in die Luft, und es gab so viele Stolleneingänge und auf den Hang aufgesetzte, gemauerte Eingänge und Wände, daß das Innere der Kraterwände so löcherig sein mußte wie ein Schweizer Käse. Es war eine Stadt in einem Vulkan.
    Die Hitze, die von dem brodelnden Magma unter ihnen ausging, war beinahe unerträglich. Indiana bekam kaum noch Luft, und Delano sackte vollends zwischen ihm und Ganty zusammen und begann zu stöhnen. Auf den Gesichtern der vier Polynesier erschien nicht einmal ein Schweißtröpfchen.
    Der Korb erreichte auf den Zentimeter genau den Eingang, auf den sie gezielt hatten, und sie stiegen aus. Andere Eingeborene kamen ihnen entgegen, viele davon in die prachtvollen

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