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Indiana Jones und das Geheimnis der Osterinseln

Indiana Jones und das Geheimnis der Osterinseln

Titel: Indiana Jones und das Geheimnis der Osterinseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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lachte lange und herzhaft, dann wandte sie sich um, ging mit kleinen trippelnden Schritten zu einem steinernen Tisch und winkte Indiana, ihr zu folgen. Auf dem Tisch waren verschiedene Speisen und Getränke in hölzernen Gefäßen aufgebaut. Sandstein forderte ihn mit Gesten auf, sich zu bedienen, aber Indiana lehnte dankend ab.
    »Aber Dr. Jones!« sagte sie und drohte ihm spöttisch mit dem Finger. »Sie haben doch nicht etwa Angst, daß ich Sie vergifte?« Sie lachte, aber dann wurde sie von einer Sekunde auf die andere wieder ernst – so plötzlich, daß Indiana beinahe erschrak.
    »So etwas Törichtes würde ich bestimmt nicht tun, Dr. Jones«, sagte sie, »denn ich brauche Ihre Hilfe. Ihre Hilfe als Wissenschaftler.« Sie setzte sich und forderte Indiana mit Gesten auf, das gleiche zu tun. Nach kurzem Zögern gehorchte er.
    »Sie sind Archäologe, nicht wahr?«
    Indiana nickte. Er war verwirrt, nicht nur über die Frage. Das wahnsinnige Feuer in Sandsteins Augen war beinahe erloschen. Er schien einer völlig anderen Person gegenüberzusitzen als der, der er vor drei Tagen begegnet war. Der bunte Umhang und der barbarische Thron, auf dem sie Platz genommen hatte, ließen sie noch immer beeindruckend und größer erscheinen, als sie war – aber da war fast nichts mehr von der grausamen, verrückten Göttin, der er in einem anderen Teil dieser unterir-dischen Welt begegnet war. Diese Veränderung hätte ihn beruhigen müssen, aber sie tat es nicht. Im Gegenteil: sie machte ihm angst.
    »Sind Sie ein guter Archäologe?«
    Indiana zögerte. »Manche behaupten es«, antwortete er dann.
    »Manche halten mich einfach für einen Abenteurer, und andere –«
    »Bitte, Dr. Jones«, unterbrach ihn Sandstein. »Wir haben keine Zeit für so etwas.« In ihren Augen erschien wieder ein Flackern, aber es war nicht die Mi-Pao-Lo, die wieder heraus-drängte, wie Indiana im allerersten Moment befürchtete. Es war etwas anderes. Angst?
    »Ich denke, ich bin ganz gut, ja«, sagte er.
    Sandstein atmete hörbar auf. »Das ist gut«, sagte sie. »Denn ich brauche die Hilfe eines guten Wissenschaftlers.«
    »Wozu?« erkundigte sich Indiana.
    Sandstein machte eine weit ausholende Bewegung mit den Händen, die den gesamten Raum, vielleicht die ganze Insel einschloß. »Wissen Sie, was das hier ist?«
    »Ich fürchte, ich verstehe die Frage nicht ganz«, gestand Indiana.
    »Dann werde ich sie selbst beantworten«, sagte Sandstein.
    »Es ist die letzte Zuflucht eines Volkes, das vor mehr als tausend Jahren aus seiner Heimat vertrieben wurde.«
    »Eines sehr grausamen Volkes, Baroneß«, hörte sich Indiana zu seiner eigenen Überraschung sagen. Am liebsten hätte er sich selbst geohrfeigt. Aber die Worte waren einmal heraus und ließen sich nicht mehr zurücknehmen.
    Doch Sandstein wurde nicht zornig, sondern lächelte nur verzeihend. »Vielleicht wird man über uns in tausend Jahren dasselbe sagen, Dr. Jones«, sagte sie. »Grausam oder nicht, sie waren ein großes Volk, das über gewaltige Mächte gebot. Und nun sterben sie.«
    Indiana nickte. »Diese Insel geht unter.«
    Sandstein blickte ihn mit gelinder Überraschung an. »Das haben Sie bemerkt?«
    »Ich bin Wissenschaftler«, murmelte Indiana. Das war haar-sträubender Blödsinn. Ohne Gantys Erklärung hätte er nicht einmal geahnt, was hier geschah. Aber Sandstein glaubte ihm.
    Er konnte es auf ihrem Gesicht ablesen. Sie glaubte ihm schon deshalb, weil er ihr genau das sagte, was sie hören wollte .
    »Das ist sehr gut«, sagte sie, »denn es erspart mir eine Menge zeitraubender Erklärungen. Diese Insel wird untergehen. Nicht in hundert Jahren, nicht einmal in zehn, sondern vielleicht schon nächstes Jahr. Oder in wenigen Wochen.«
    Indiana sah Sandstein sehr aufmerksam an, aber es war unmöglich, in ihrem Gesicht zu lesen. Trotzdem begann er zu ahnen, auf was sie hinauswollte. Der Gedanke lähmte ihn vor Schrecken beinahe.
    »Und sie erwarten von mir, daß ich sie rette«, sagte Sandstein nach einer langen, von unangenehmem Schweigen erfüllten Pause. Sie sprach nicht weiter.
    »Aber Sie haben nicht die geringste Ahnung, wie«, vermutete Indiana.
    Sandstein schwieg. Ihre Hände schlossen sich so fest um die Lehne des Thrones, daß die Adern wie ein Netzwerk dünner blauer Linien auf ihrer Haut hervortraten.
    »Sie halten mich für eine Göttin«, sagte sie leise. »Für eine Art Messias, der sie zurück in die Heimat führen soll. Ich habe versucht, Ihnen klarzumachen, daß ich

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