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Indiana Jones und das Geheimnis der Osterinseln

Indiana Jones und das Geheimnis der Osterinseln

Titel: Indiana Jones und das Geheimnis der Osterinseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sind.«
    Indiana sprach nichts von alledem aus, was ihm auf der Zunge lag. Der Kristall in Sandsteins Hand pulsierte immer heftiger, und sein Licht war jetzt stechend, als hielte sie eine winzige, rotglühende Sonne in den Fingern. Aus den Augenwinkeln bemerkte er, daß sich die Langohren neben ihnen nervös zu bewegen begannen.
    »Bitte, Baroneß«, sagte er hastig. »Ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten. Ich weiß nicht, wer Make-Make ist, aber –«
    »Der Gott meines Volkes«, unterbrach ihn Sandstein. »Unser Gott, Dr. Jones. Der Gott, der diesen Ort und seine Menschen über all die Jahre hinweg beschützt und behütet hat, während Menschen wie Sie und diese …«, sie starrte Delano beinahe haßerfüllt an, »… Kreatur ihr Bestes getan haben, um die Welt zu ruinieren!«
    »Delano gehört aber doch zu Ihrem eigenen Volk«, wandte Indiana verwirrt ein.
    »Schweigen Sie, Dr. Jones!« Sandstein schrie plötzlich. Der Kristall in ihrer Hand loderte in greller Glut auf, und nicht nur Indiana, sondern auch die Langohren fuhren erschrocken zusammen. Inmitten des Lichtes schien sich etwas zu bewegen, etwas Grelles und Böses, das hinauswollte, um zu vernichten, zu zerstören und zu verbrennen …
    »Was wissen Sie von meinem Volk?« fuhr Sandstein mit blitzenden Augen fort. »Ich verbiete Ihnen, mich mit diesem Nazi-Pack in einem Atemzug zu nennen! Ich habe nichts mit diesen Verbrechern zu schaffen, hören Sie, nichts!« Sie begann immer nervöser mit dem lodernden Feuerball zu spielen, den sie in Händen hielt. Ihr Atem ging schnell, und auf ihrem Gesicht waren auf einmal hektische rote Flecken zu sehen. »Ich habe nichts mit diesen Verbrechern zu schaffen, nichts!« sagte sie noch einmal.
    Indiana antwortete nicht, und zu seiner Erleichterung schwiegen auch Ganty und Delano. Offensichtlich hatten auch sie begriffen, daß alles, was sie dazu sagen konnten, die Sache nur verschlimmert hätte.
    Und daß Adele Sandstein vollkommen und hoffnungslos verrückt war.
    Nach einer Weile beruhigte sich das Flackern des Feuerkristalls wieder, und im gleichen Maße, wie die Lichtkugel aufhörte, wie ein rasendes kleines Herz zu flattern, beruhigte sich auch Adele Sandstein wieder. Ihr Atem ging langsamer, und die roten Flecken verschwanden nach und nach von ihrem Gesicht und von ihrem Hals. Schließlich schloß sie beide Hände um die Kristallkugel und ließ sie nach einigen weiteren Sekunden wieder unter ihrem Federgewand verschwinden. Plötzlich wirkte sie sehr, sehr müde.
    »Gehen Sie, Dr. Jones«, sagte sie matt. »Gehen Sie, Dr. Jones. Und nehmen Sie diesen Verbrecher und diesen alten Narren mit.« Ihr Kopf sank nach vorn, und sie schlief ein, kaum daß sie das letzte Wort ausgesprochen hatte.
     
    »Natürlich ist sie verrückt«, sagte Jones später, nachdem sie zurück waren und Ganty und er von ihrem Zusammentreffen mit Adele Sandstein erzählt hatten. »Wer wäre das nicht nach acht Monaten in der Gefangenschaft dieser Menschenfresser?«
    »Acht Monate? Aber dann muß sie ja –«
    »– praktisch am ersten Tag gefangengenommen worden sein, ja«, führte Jonas den Satz zu Ende und nickte. »Sie war die erste, die ihnen in die Hände gefallen ist.«
    »In die Hände gefallen ist gut«, murmelte Indiana. »Ich hatte vorhin eigentlich eher das Gefühl, daß es die Langohren sind, die ihr in die Hände gefallen sind, und nicht umgekehrt.« Er begann unruhig in der kleinen Kammer auf und ab zu gehen, aber nach ein paar Augenblicken gab er es auf und setzte sich wieder.
    Während ihrer Abwesenheit hatten die Polynesier Essen gebracht: flache hölzerne Schalen mit einem zähen Brei, der genauso schmeckte, wie er aussah: wie aufgeweichte Wellpap-pe.
    Indiana schrak im ersten Moment davor zurück, aber dann sagte er sich, daß er vielleicht für ziemlich lange Zeit mit genau dieser Art von Nahrung würde auskommen müssen, und begann in Ermangelung eines Bestecks mit den Fingern zu essen.
    »Wie hat sie es bloß geschafft, sich zu ihrer Anführerin aufzuschwingen?« fragte er.
    »Das wissen wir ebensowenig wie Sie«, antwortete Jonas. Er sah Indiana einige Sekunden lang schweigend zu, dann ging er zu dem bewußtlosen Delano hinüber und begann, dessen Uniform zu durchsuchen. Indiana unterbrach seine Mahlzeit und beobachtete Jonas, bis der fündig geworden war: mit einem Gesicht wie ein Kind, das die Geschenke unter dem Weihnachtsbaum hervorholt, zog er eine angesengte Zigaret-tenpackung aus Delanos Uniformjacke und ließ sein

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