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Indiana Jones und das Geheimnis der Osterinseln

Indiana Jones und das Geheimnis der Osterinseln

Titel: Indiana Jones und das Geheimnis der Osterinseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gefangen und sprach mit normaler, fester Stimme und nicht mehr wie in Trance. »Aber ich fürchte, die Langohren glauben es. Alles stimmt. Sie ist eine Frau, die ihr eigenes Volk verachtet, eine Abtrünnige. Die Zeit dieses Ortes geht zu Ende. In jedem Jahr werden weniger Mädchen geboren, und bald werden es gar keine mehr sein. Und noch etwas: ich kenne diese Insel seit dreißig Jahren. In dieser Zeit ist die Lava im Vulkankrater um mehr als zwei Meter gestiegen. Sie mußten die ersten Höhlen bereits aufgeben, weil die Hitze unerträglich wurde.«
    »Das kann doch noch Jahrzehnte dauern!« sagte Barlowe.
    Aber Ganty schüttelte den Kopf.
    »Sie vergessen, wo wir uns befinden«, erklärte er. »Dieser Vulkankrater liegt unterhalb des Meeresspiegels.« Er wies zur Decke hinauf. »Was von hier aus wie ein gewaltiger Berg aussieht, ist nur ein kaum zehn Meter hoher Wall. Die Vogelmenschen haben die letzten tausend Jahre daran gearbeitet, jeden Quadratzentimeter dieses Berges auszuhöhlen. Diese Insel ist von Gängen und Stollen durchzogen wie ein riesiger Termitenbau. Eine einzige, heftige Erschütterung, und das Meer strömt in diesen Krater. Wissen Sie, was das bedeutet?«
    Niemand antwortete, aber das war auch gar nicht nötig. Von der ganzen Insel würde nicht mehr übrigbleiben als eine Dampfwolke, die vermutlich noch in New York zu sehen sein würde.
    Indiana wartete darauf, daß Ganty weitersprach. Als er es nicht tat und Indiana begriff, daß er es auch nicht tun würde, stand er auf und ging zu Delano hinüber. Erst als er sich wieder neben den SS-Mann setzte, fiel ihm auf, daß Delano wieder bei Bewußtsein war. Er hatte jedes Wort gehört.
     
    Während der nächsten drei Tage geschah nichts wirklich Erwähnenswertes – abgesehen von der Tatsache vielleicht, daß Delano allen Voraussagen zum Trotz nicht starb, sondern beständig zwischen Bewußtlosigkeit, Koma und einem halbwachen Zustand hin und her glitt. Er aß nichts und trank sehr wenig, aber etwas in ihm klammerte sich mit verzweifelter Kraft ans Leben, obwohl die wenigen Momente, in denen er wach war, eine einzige, grauenhafte Qual sein mußten.
    Nach und nach lernten sie ihre Mitgefangenen kennen. Von den siebzig Elitesoldaten, die Delano begleitet hatten, lebten noch einundzwanzig – und von denen waren allerdings nur elf in einem Zustand, der sie zu einer Hilfe machte.
    Was aber nicht viel änderte. Auch hundert Männer hätten ihnen nicht viel genutzt. Die Falle, in der sie saßen, war so simpel wie unüberwindlich: der einzige Weg hinaus war der große Bastkorb, in dem ihre Bewacher zweimal am Tag heruntergeschwebt kamen, um ihnen Essen zu bringen. Ihn zu erobern wäre vermutlich kein großes Problem gewesen – aber großer Blödsinn. Am Ende des dreißig Meter langen Taues, an dem der Korb hing, hockte ein Vogelmensch mit einem gewaltigen Messer, der nur darauf wartete, es zu kappen und den Korb mitsamt seinen Insassen in die brodelnde Lava hinabstürzen zu lassen.
    Am Abend des vierten Tages ließ Adele Sandstein Indiana wieder zu sich kommen. Sie erwartete ihn nicht in der Thronhalle, sondern in einem kleineren, tief im Felsen gelegenen Raum, dessen Wände über und über mit Bildern und verwir-renden Mustern bedeckt waren. Sie sah sehr viel besser aus als am ersten Tag. Der krankhafte Glanz ihrer Haut war verschwunden, und sie hockte nicht mehr kraftlos in sich zusammengesunken da, sondern kam ihm mit kleinen, energischen Schritten entgegen und lächelte. Wären nicht der schreiend bunte Federmantel und der schwächer gewordene, aber immer noch sichtbare Schimmer des Wahnsinns in ihren Augen gewesen, hätte man sie für nichts anderes halten können als eine nette, alte Lady. Indiana nahm sich vor, auf der Hut zu sein und sich jedes Wort, das er sagte, sehr genau zu überlegen.
    »Dr. Jones!« Adele Sandstein trat ihm freudestrahlend entgegen, ergriff seine Hände und wich dann wieder einen Schritt zurück, um ihn eingehend von Kopf bis Fuß zu mustern. Was sie sah, schien sie zufriedenzustellen, denn sie lächelte noch herzlicher.
    »Wie schön, Sie gesund und unverletzt wiederzusehen«, sagte sie in einem Ton, als hätte sie nicht wirklich damit gerechnet. »Wie fühlen Sie sich?«
    »Gut«, antwortete Indiana verwirrt. Was sollte das? Mit einem flüchtigen Lächeln fügte er hinzu: »Die Unterbringung läßt zu wünschen übrig. Der Zimmerservice ist miserabel, und das warme Wasser in meinem Zimmer funktioniert nicht.«
    Sandstein

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