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Indiana Jones und das Geheimnis der Osterinseln

Indiana Jones und das Geheimnis der Osterinseln

Titel: Indiana Jones und das Geheimnis der Osterinseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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lange auf eine bestimmte Stelle sah, dann schien es, als begänne sich dort etwas zu bewegen und ein gräßliches Eigenleben zu entwickeln, als machten sie sich bereit, aus der Wand herauszukriechen und den Betrachter zu verschlingen. Mit einem Ruck wandte er sich ab.
    Sandstein sah ihn fragend an, aber Indiana antwortete nicht gleich. So närrisch ihr Ansinnen auch war, er verstand sie irgendwie. Es war nicht nur pure Verzweiflung, die aus ihren Worten sprach, sondern auch jene hoffnungslose Fehleinschätzung, die die meisten Menschen der Wissenschaft in einem Jahrhundert entgegenbringen, in dem die Menschheit gelernt hatte zu fliegen, Schiffe zu bauen, die so groß waren wie Städte, und ihren uralten Feind, die Dunkelheit, mit einem Fingerschnippen zu vertreiben. Nur zu viele begannen die Wissenschaftler für eine Art moderner Zauberer zu halten.
    Sie waren es nicht. Indiana hätte ihr erklären können, daß wissenschaftliche Arbeit zum allergrößten Teil aus Schweiß und Mühe bestand und vor allem Zeit brauchte, daß es Jahre, wenn nicht Jahrzehnte dauern konnte, diese uralte Schrift an der Wand zu entziffern, und daß es selbst dann nicht einmal sicher war, ob es überhaupt je gelang. Drei Tage? Lächerlich.
    Aber irgend etwas warnte ihn. Was immer er jetzt sagte, würde vielleicht über mehr als nur sein Schicksal und das der anderen entscheiden. Er hatte das rote Licht nicht vergessen.
    Und auch nicht den Dämon, der im verborgenen in Adele Sandstein lauerte.
    »Drei Tage?« murmelte er, während er so tat, als studiere er die verworrenen Linien an der Wand. In Wirklichkeit bemühte er sich, möglichst wenig von ihnen zu sehen. »Das ist … nicht sehr viel Zeit.«
    »Es ist alles, was Sie haben, um Ihr Leben und das Ihrer Freunde zu retten«, sagte Sandstein ernst. »Und ich warne Sie, Dr. Jones. Es wäre töricht, wenn Sie versuchen sollten, sie zu täuschen. Sie erwarten eine Antwort. Wenn ich Make-Make anrufe und nichts geschieht, so werden wir alle sterben.«
    Indiana schwieg. Er hatte sich noch nie im Leben so hilflos und verzweifelt gefühlt wie in diesem Moment.
     
    »Und wenn Sie Ihnen erklären, daß dieser Manko-Minko von seinem Volk verlangt, alle Gefangenen freizulassen und ihnen ein Boot zu geben?«
    Bei jedem anderen hätte Indiana geschworen, daß er diese Frage einzig und allein stellte, um ihn auf den Arm zu nehmen, auch wenn es ein reichlich unpassender Moment war.
    Bei Nancy Barlowe war er nicht ganz sicher. Indiana sah sie nur eine Sekunde an und beschloß dann, daß es wohl das klügste war, so zu tun, als hätte er die Frage gar nicht gehört. Er wandte sich wieder Jonas und den anderen zu.
    Niemand sagte etwas. Er hatte vor gut zwei Minuten aufgehört zu reden, und seither hatte sich tiefes Schweigen in der Kammer breitgemacht. Der Ausdruck auf den Gesichtern der anderen war fast identisch: ein Schwanken zwischen Betrof-fenheit und Verzweiflung. Wobei die Verzweiflung eindeutig überwog.
    Schließlich brach Indiana selbst das Schweigen, indem er sich an Ganty wandte. »Ich nehme an, Sie können diese Schrift auch nicht lesen?«
    »Ich?« Gantys Erstaunen war ein wenig zu echt, fand Indiana. »Wie kommen Sie auf diese Idee?«
    Indiana zuckte mit den Schultern. »Damals auf Pau-Pau, als ich Ihnen Jonas’ Notizbuch zeigte, hatte ich den Eindruck.«
    Ganty lächelte. Seine Finger begannen mit kleinen nervösen Bewegungen am Saum seiner Jacke zu spielen, ohne daß ihm das selbst bewußt zu sein schien. »Ich habe die Zeichen wiedererkannt «, sagte er. »Das heißt nicht, daß ich sie lesen kann. Niemand kann das. Der letzte, der diese Schrift entziffern konnte, ist vor gut tausend Jahren gestorben.«
    Indiana sah ihn weiter scharf an. Ganty erschien ihm fast ein bißchen zu sehr bemüht, allen zu versichern, daß er die Schrift der Langohren auch nicht lesen konnte. Aber vielleicht sah er auch nur Gespenster. Indiana machte eine Handbewegung, die das Thema für erledigt erklärte, nahm sich aber trotzdem vor, später noch einmal – und unter vier Augen – mit Ganty darüber zu reden.
    »Ich werde versuchen, sie hinzuhalten, so lange ich es kann«, sagte er. »Aber uns bleiben trotzdem maximal drei Tage, um uns etwas einfallen zu lassen.«
    »Wir könnten versuchen, einen Tunnel zu graben«, schlug Anthony van Lees vor. Sein Bruder runzelte die Stirn und sagte deutlich hörbar: »Blödsinn!«, aber Anthony fuhr mit einer Geste auf Ganty fort: »Er hat selbst gesagt, daß dieser Berg

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