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Indiana Jones und das Geheimnis der Osterinseln

Indiana Jones und das Geheimnis der Osterinseln

Titel: Indiana Jones und das Geheimnis der Osterinseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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das nicht bin, aber ich spreche ihre Sprache nicht. Und ich glaube, es hätte auch nichts genutzt, wenn es anders wäre.«
    Für einen Moment empfand Indiana nichts als Mitleid mit ihr. Gleich, was sie getan hatte, in diesem Augenblick sah Indiana in Adele Sandstein nichts anderes als eine verzweifelte, alte Frau, die im falschen Moment am falschen Ort gewesen war und von den Ereignissen einfach überrollt wurde.
    »Was erwarten sie von Ihnen?« fragte er sanft. »Daß Sie wie Moses das Meer teilen und sie trockenen Fußes zurück in die Heimat führen?«
    Sandstein lachte, aber es klang traurig. »O nein, so einfach ist es leider nicht, Dr. Jones. Der Weg zurück nach Te-Pito-O-Henua ist ihnen wohlbekannt. Sie sind große Seefahrer, und sie haben in all den Jahrhunderten nichts von ihren Fähigkeiten eingebüßt.«
    Das haben wir gemerkt, dachte Indiana düster, sprach es aber vorsichtshalber nicht aus.
    Sandstein fuhr fort. »Es gibt gewisse Rituale, die abgehalten werden müssen, Dr. Jones, bevor sie in ihre Heimat zurückkeh-ren können. Nur die Mi-Pao-Lo kann dies tun, und unglückse-ligerweise hat die momentan amtierende Mi-Pao-Lo nicht den Hauch einer Ahnung, wie diese Rituale aussehen.«
    Indiana lächelte flüchtig, als er den ironischen Unterton in Sandsteins Stimme hörte. Aber dieses Lächeln änderte nichts daran, daß er den Ernst der Situation erkannte. »Und wenn Sie es nicht tun –«
    »– werden sie mich töten«, sagte Sandstein. »Verstehen Sie mich richtig, Dr. Jones: Ich bin eine alte Frau, die schon lange keine Angst mehr vor dem Tod hat. Aber sie werden auch Sie töten und alle Ihre Begleiter, oder sie werden Sie hierbehalten, bis diese Insel untergeht, was auf dasselbe hinausliefe.«
    Und vielleicht wäre es das Beste, fügte Indiana in Gedanken hinzu. Er dachte an das rote Feuer, das Delanos Männer verschlungen hatte, und ein einziger Schauer lief ihm über den Rücken. Aber er sprach auch diesen Gedanken nicht laut aus.
    »Wenn niemand weiß, wie das Zeremoniell aussieht«, sagte er, »dann denken Sie sich doch einfach irgendeinen Unsinn aus.«
    Unsinn war das richtige Wort. Natürlich war sein Vorschlag nicht praktikabel, und das wußte er schon, bevor Sandstein mit einem traurigen Seufzen aufstand und den Kopf schüttelte.
    »Leider wissen sie sehr wohl, wie das Zeremoniell auszusehen hat, Dr. Jones«, sagte sie. »Kommen Sie.«
    Indiana erhob sich und folgte ihr zur rückwärtigen Wand der Kammer. Erst als er ihr ganz nahe war, erkannte er, daß sie über und über mit gezackten Linien und Strichen übersät war.
    »Sie halten es seit mehr als einem Jahrtausend ab, Dr. Jones, jedes Jahr am gleichen Tag.« Sie sah Indiana ernst an. »Von heute an gerechnet in drei Tagen werden sie die Feuer auf dem Kraterrand entzünden und sich in den Himmel schwingen.
    Und wenn der Flug vorüber ist und die stärksten unter ihnen ermittelt sind, werden diese zu den Flammen gehen und eine neue Generation zeugen.«
    »Aha«, sagte Indiana. Er verstand kein Wort.
    »So geschieht es seit mehr als tausend Jahren, und es wird auch wieder geschehen. Aber diesmal verlangen sie von mir, daß ich Make-Make anrufe und seinen Segen für die Heimreise erflehe.« Sie seufzte. »Und ich habe zum Teufel noch mal nicht die geringste Ahnung, wie ich das tun soll.«
    »Dann fragen Sie sie.«
    »Sie wissen es nicht«, antwortete Sandstein. »Nur die Mi-Pao-Lo weiß um das Geheimnis, mit Make-Make zu sprechen.«
    Sie deutete auf die Wand. »Es ist dort aufgeschrieben, Dr. Jones.
    Sie haben es mir gezeigt. Denn sie sind nicht dumm. Sie wissen, daß ich eine Fremde bin und nichts von ihren Sitten und Gebräuchen weiß. Das Geheimnis steht dort, aufgeschrieben in einer Sprache, die nur die Priester der ersten Generation beherrschten, die diese Insel erreichten – und die Mi-Pao-Lo.
    Sie glauben, ihr Gott würde mir die Macht geben, die Schrift zu lesen.«
    Sie seufzte tief, wandte sich vollends dem Relief zu und ließ ihren Blick über die sonderbaren geometrischen Muster und Linien gleiten. »Aber bis jetzt hat Make-Make geschwiegen, Dr. Jones. Ich kann es nicht lesen. Können Sie es?«
    Um ein Haar hätte Indiana gelacht. Ohne ihre Erklärung hätte er nicht einmal gewußt, daß er eine Schrift vor sich hatte.
    Auch er betrachtete das Relief, aber nicht sehr lange und mit einem Gefühl wachsenden Unbehagens. Die Linien und Striche hatten etwas genauso Unheimliches und Böses an sich wie diese ganze Insel. Wenn man zu

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