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Indiana Jones und das Geheimnis der Osterinseln

Indiana Jones und das Geheimnis der Osterinseln

Titel: Indiana Jones und das Geheimnis der Osterinseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Und selbst Indiana erschrak, als er ebenfalls wieder in Sandsteins Richtung sah.
    Ihr Gesicht hatte sich vollends in eine Grimasse verwandelt.
    Aus der sanftmütigen, alten Frau war ein Dämon geworden, der kaum mehr menschlich aussah. Indiana begriff, daß sie endgültig zur Mi-Pao-Lo geworden war. Adele Sandstein existierte nicht mehr. Ihr Körper war nur noch eine Hülle, die einem uralten, bösen Etwas als Werkzeug diente.
    Und dieses Etwas schien seinen Blick zu spüren, denn es wandte sich plötzlich um und starrte ihn aus lodernden, roten Augen an. »Der Moment ist nahe, Dr. Jones!« murmelte Sandstein. »Nur eines fehlt noch, um die Beschwörung zu vollziehen.«
    Indianas Herz begann zu klopfen. Etwas … stimmte nicht.
    Plötzlich hatte er das sichere Gefühl, irgend etwas übersehen, etwas Wichtiges vergessen zu haben.
    »Ein Leben«, fuhr Sandstein fort. »Die Götter verlangen Blut, wenn sie uns ihr Gehör schenken sollen.« Sie lachte spöttisch, leise und unendlich böse. »Nun, Dr. Jones – wer soll es sein?«
    Indiana verstand nicht gleich. »Wie bitte?«
    Sandstein lachte noch einmal und lauter und deutete mit vagen, flatternden Bewegungen auf Indiana und die anderen.
    »Ohne Ihre Hilfe wäre dieser Moment nicht möglich gewesen, Dr. Jones«, sagte sie. »Deshalb bin ich in gnädiger Stimmung.
    Ich überlasse es Ihnen, das Opfer zu bestimmen.«
    Ein einziger Schauer überlief Indiana. »Was soll ich?« fragte er noch einmal, obwohl er im Grunde sehr genau wußte, was Sandsteins Worte bedeuteten. Aber es war eine solche Unge-heuerlichkeit, daß er sich einfach weigerte, es zu glauben.
    Das Lächeln in Sandsteins Augen erlosch. »Stellen Sie sich nicht dumm!« sagte sie ärgerlich. »Sie wissen sehr gut, wovon ich rede, auch wenn Sie so unaufmerksam waren, ausgerechnet diesen Teil der Inschrift nicht zu übersetzen. Make-Make verlangt Blut. Wenn Sie nicht bereit sind, das Opfer zu bestimmen, so werde ich es tun.«
    Sie blickte ein paar Sekunden nachdenklich von einem zum anderen und deutete dann auf Ganty. »Sie!«
    Ganty fuhr entsetzt zusammen. Er wich einen Schritt zurück, aber die Stricke, die ihn mit den anderen verbanden, stoppten seine Bewegung.
    »Warum ausgerechnet er?« fragte Indiana.
    Sandstein lachte. »Warum nicht? Oh, ich weiß, was Sie für Mr. Ganty empfinden, Dr. Jones. Aber sehen Sie es einmal so: Mr. Ganty hat die Hälfte seines Lebens damit zugebracht, mein Volk zu beschützen. Nun wird er es dafür opfern, es in die Freiheit zurückzuführen. Gibt es denn etwas Schöneres, als für genau das zu sterben, wofür man gelebt hat?«
    »Sie sind ja wahnsinnig«, murmelte Indiana.
    Und sprang vor.
    Die Bewegung war so schnell, daß sie ihn beinahe selbst überraschte. Die beiden Langohren, die rechts und links von Sandstein standen, versuchten noch zu reagieren, aber sie kamen viel zu spät. Indiana prallte gegen Sandstein, entriß ihr den Kristall, schleuderte sie zu Boden und sprang im selben Augenblick wieder zurück. Drohend hob er den lodernden roten Stein in die Höhe.
    Die Polynesier erstarrten. Eine Mischung aus Fassungslosig-keit und Entsetzen breitete sich auf ihren Zügen aus, aber keiner der Krieger wagte es, auch nur einen Schritt in seine Richtung zu tun.
    Indiana hob den Kristall mit ausgestreckten Armen weiter in die Höhe, bis er direkt vor seinem Gesicht leuchtete und flammte. Das grelle, blutfarbene Licht – und vor allem das Wissen um das, was dieser Stein zu tun vermochte – hatten ihn verzehrende Hitze und Glut erwarten lassen, aber was er fühlte, war das genaue Gegenteil. Der Kristall war kalt . Seine Finger und seine Hände wurden gefühllos und steif, und die Kälte kroch rasend schnell weiter in seinen Arm empor.
    Aber es war nicht nur Kälte.
    Der Woge aus eisiger Taubheit folgte etwas anderes, Schlimmeres. Etwas Dunkles und Uraltes, das seit undenkli-chen Zeiten im Inneren des Kristalls gelauert hatte, etwas, das so alt war wie diese Welt, vielleicht älter, und unvorstellbar böse . Aber er spürte auch die Verlockung, die ihm innewohnte, und die unvorstellbare Macht, die ihm zur Verfügung stehen würde, wenn er sich ihr hingab.
    Wie durch einen roten Schleier hindurch sah er, daß Sandstein wieder aufstand und einen Schritt auf ihn zutrat. »Worauf warten Sie, Dr. Jones?« fragte Sandstein noch einmal. » Sie können es tun! Töten Sie mich! Töten Sie alle hier! Es liegt jetzt allein in Ihrer Macht. Sie können uns alle vernichten und Ihr Leben und das

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