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Indiana Jones und das Geheimnis der Osterinseln

Indiana Jones und das Geheimnis der Osterinseln

Titel: Indiana Jones und das Geheimnis der Osterinseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Schritten neben die flak-kernden Brände und fachten sie zu höherer Glut an, wozu sie große Konstruktionen benutzten, die auf absurde Weise beinahe an Fliegenklatschen erinnerten. Sie hatten sie auf Indianas Anweisung hin in den letzten beiden Tagen angefertigt. Die Flammen loderten hell auf, sanken wieder in sich zusammen, loderten wieder auf, sanken erneut zusammen … Es war ein monotoner, langsamer Rhythmus, der etwas Einschläferndes hatte, wenn man zu lange hinsah.
    Das Dröhnen der Trommel wurde lauter und schneller, ein hypnotisierender, hämmernder Takt, der nach und nach Indianas Pulsschlag, seinen Atem und selbst seine Gedanken in seinen Rhythmus zwang, und die Polynesier stimmten einen düsteren, an- und abschwellenden Wechselgesang dazu an, zu dem sie rhythmisch die Oberkörper hin und her zu wiegen begannen. Die Feuer flackerten weiter.
    »Der große Moment ist da«, flüsterte Sandstein abermals.
    »Mein Volk wird wieder den Platz auf dieser Welt einneh-men, der ihm gebührt.« Plötzlich wechselte sie sowohl das Thema als auch die Tonlage.
    »Sagen Sie, Dr. Jones«, fragte sie beinahe spöttisch, »gehören Sie zu den Männern, die ihr Wort halten?«
    Es war keine von den Fragen, auf die man eine Antwort erwartet, und Indiana sagte auch nichts, so daß Sandstein nach einigen Augenblicken fortfuhr.
    »Wenn ja – und ich nehme an, daß es so ist –, dann rate ich Ihnen, zum ersten Mal in Ihrem Leben mit diesem Prinzip zu brechen und das Versprechen nicht einzulösen, das Sie dieser törichten alten Frau gegeben haben.«
    Indiana war nicht erschrocken – er fühlte sich plötzlich unendlich erleichtert. Die Erinnerungen Sandsteins waren für den Dämon, der sie besessen hielt, kein Geheimnis. Hätte er jedoch auch nur eine Andeutung gemacht, dann wäre alles verloren gewesen.
    Hinter ihm erscholl ein lautes Poltern und Rumpeln. Indiana drehte sich halb herum und sah, daß sich in der Felswand ein Tor geöffnet hatte, durch das Jonas und die anderen Gefangenen herausgeführt wurden. Sie waren mit dünnen, aber sehr fest angelegten Hanfschnüren an den Händen und auch aneinander gebunden und wurden von einer Anzahl bewaffneter Langohren eskortiert, die sie mit groben Stößen vor sich hertrieben.
    »Sehen Sie nur, Jones!« sagte Sandstein erregt. »Es beginnt.
    Meine Krieger werden sich zu den Sternen emporschwingen, damit sich die Tapfersten der Tapferen beweisen und ihre Stärke an die nächste Generation weitergeben können!«
    Indiana stockte im wahrsten Sinne des Wortes der Atem, als sein Blick Sandsteins ausgestrecktem Arm folgte.
    Die großen Kräne, die den Langohren normalerweise dazu dienten, sich in direkter Linie von einem Stolleneingang zum anderen zu schwingen, ohne jedesmal den Umweg über den Kraterrand in Kauf nehmen zu müssen, waren jetzt allesamt aufgerichtet und wiesen nach innen. Dutzende von Vogelmenschen, allesamt in prachtvolle Federmäntel gehüllt, waren auf die großen Holzgerüste hinaufgestiegen – und gerade, als Indiana aufsah, stürzte sich der erste Polynesier mit weit ausgebreiteten Armen in die Tiefe!
    Nicht nur Nancy Barlowe schrie gellend auf und schlug sich erschrocken die Hand vor den Mund.
    Aber der Polynesier stürzte nicht ab.
    Zwanzig, dreißig Meter weit fiel er wie ein Stein in die Tiefe, doch dann breitete er plötzlich die Arme aus, und der bunte Federmantel spannte sich zwischen den Armen und dem Körper, so daß es tatsächlich aussah, als hätte der Mann ein Paar gewaltiger Flügel. Aus dem rasenden Sturz wurde ein rasch langsamer werdendes, kreisendes Gleiten, eine abwärts gerichtete Spirale, bis er das Ende des langen, elastischen Seils erreicht hatte, das ihn mit dem hölzernen Gestell auf dem Kraterrand verband. Der Polynesier befand sich jetzt allerhöchstem noch zwanzig Meter über der hellorange glühenden Lava des Kraterinneren. Die Hitze dort unten mußte unerträglich sein, aber die aufsteigende, glühende Luft fing sich jetzt auch unter den Flügeln des Vogelmenschen und ließ ihn weiter seine majestätischen Kreise ziehen, so daß er tatsächlich wie ein bizarrer Riesenvogel aussah, der über einem Meer von Feuer dahinglitt. Indiana fragte sich, wie lange der Polynesier die mörderische Hitze noch aushalten würde.
    »Unglaublich«, flüsterte Ganty neben ihm. Wie Indiana und alle anderen blickte er in die Tiefe, während sich über ihnen ein zweiter und dritter und dann immer mehr Polynesier dem flammenden Feuersee entgegenstürzten.

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