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Indiana Jones und das Geheimnis der Osterinseln

Indiana Jones und das Geheimnis der Osterinseln

Titel: Indiana Jones und das Geheimnis der Osterinseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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mit ihrer Leibwache verschwunden war.
    Es war nicht das letzte Mal, daß er diesen Körper sah.
    Aber das letzte Mal, daß er Adele Sandstein gehörte.
     
    Die Sonne war bereits untergegangen, als ihn die beiden Vogelmenschen, die zu seiner Bewachung zurückgeblieben waren, wieder ins Freie führten. Trotzdem war es im Inneren des Vulkankraters nicht dunkel geworden. Am Himmel stand ein perfekt gerundeter Vollmond, dessen Licht von keiner Wolke beeinträchtigt wurde. Aus dem Kraterinneren drang das düsterrote Licht der Lava herauf, und von seinen Rändern herab beantwortete ein hellerer, roter Schein die Glut: das Flackern Hunderter lodernder Feuer, die die Langohren auf dem Kraterrand entzündet hatten. Die Polynesier selbst hatten auf seiner Innenseite Aufstellung genommen, so daß sich ihre Gestalten als tiefenlose, schwarze Gestalten vor dem Feuer-schein abhoben. Indiana erschrak leicht, als er sah, wie viele es waren. Er hatte bisher angenommen, daß es sich um einen Stamm von vielleicht fünfzig oder hundert Kriegern handelte, eher weniger, nach dem Gemetzel am Strand – aber es waren Hunderte, wenn nicht mehr als tausend hünenhafte Krieger, die um den Krater herum Aufstellung genommen hatten, jeder einzelne ein Riese, und jeder einzelne in einen schreiend bunten, prachtvollen Federmantel gehüllt und in voller Be-waffnung. Wie sie so dastanden, erinnerten sie tatsächlich an einen Schwarm gewaltiger Vögel, der sich auf dem Kraterrand niedergelassen hatte, und plötzlich mußte Indiana wieder an das denken, was Sandstein über diesen Abend gesagt hatte: Sie werden fliegen.
    Er versuchte sich dagegen zu wehren, aber für einen Moment hatte er die absurde Vorstellung, daß sich all diese riesigen, unheimlichen Krieger gleich in die Luft erheben würden, um mit mächtigen Flügelschlägen über dem Krater zu kreisen.
    Natürlich war schon der bloße Gedanke Unsinn. Aber seit sie dieses vergessene Eiland am Ende der Welt betreten hatten, hatte er schon viele Dinge gesehen und erlebt, die er einen Tag vorher noch als »unmöglich« bezeichnet hätte.
    Erst als der Bastkorb mit Indiana und seinen beiden Bewa-chern schon weit über den Krater hinausgeschwungen war, fiel ihm auf, daß ihr Ziel diesmal nicht der gegenüberliegende Eingang war. Vielmehr stiegen sie in steilem Winkel in die Höhe und näherten sich einem rechteckigen Plateau, das dicht unterhalb des Gipfels aus der Felsenwand herausgemeißelt worden war. Zwei fünf Meter hohe Kopfstatuen standen wie steinerne Wächter an den Eckpunkten des schmalen, überhängenden Stückes, und eine dritte, etwas kleinere, mit rotglühenden Kristallaugen, erwartete ihn etwa zehn Meter dahinter. Sandstein stand, in einen blutroten Federmantel gehüllt und eine lodernde winzige Sonne in beiden Händen haltend, im Schatten dieser Figur und blickte ihm entgegen. Ein gutes Dutzend besonders großer und wild aussehender Vogelmenschen flankierte sie. Von den anderen Gefangenen war nichts zu sehen.
    Indiana sprang aus dem Korb, noch ehe der den Boden ganz berührt hatte, und ging auf sie zu. Aber seine Schritte wurden langsamer, je näher er ihr kam, und schließlich blieb er ganz stehen. Die Frau im Schatten der riesigen Figur war nicht mehr Adele Sandstein. Aus ihren Augen starrte ihm der Dämon entgegen.
    »Kommen Sie, Dr. Jones«, sagte Mi-Pao-Lo lächelnd. »Der große Augenblick ist da. Der Moment, auf den mein Volk seit mehr als tausend Jahren geduldig gewartet hat.« Sie machte eine einladende Geste und signalisierte ihm beinahe gleichzeitig auch, ihr nicht zu nahe zu kommen. Indiana blieb einen guten Meter von ihr entfernt stehen. Nicht zu nahe, um sie zu beunruhigen, aber nahe genug, um sie mit einem entschlossenen Sprung zu erreichen, sollte es nötig sein.
    Sandstein gab ein Zeichen, und irgendwo in der Weite des Kraterrandes begann eine Trommel zu schlagen. Die Feuer brannten höher, und nach einigen Augenblicken löste sich eine Anzahl der Langohren aus dem Kreis, den die Krieger auf dem Kraterwall bildeten.
    Indiana mußte sich beherrschen, um sich seine Erregung nicht zu deutlich anmerken zu lassen; um nicht allzu deutlich hinzusehen, obwohl an seiner Neugier wahrscheinlich nicht einmal etwas Verdächtiges gewesen wäre. Die Feuer brannten nicht gleichmäßig, sondern waren nach einem Muster auf dem Kraterrand verteilt, das zufällig schien, es aber sicher ganz und gar nicht war. Die Krieger, die sich aus dem Kreis gelöst hatten, traten nun mit gemessenen

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