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Indigo - Das Erwachen

Titel: Indigo - Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Dane
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Rayne kniete vor ihm und legte ihre Hände um sein Gesicht. Sie sah ihm in die glasigen Augen, während er mit dem Skizzenblock im Schoß auf seinem Schlafsack saß.
    â€žWas hast du gesehen? Sag es mir.“ In der Hoffnung, ihn damit aufzuwecken, schüttelte sie ihn sanft.
    â€žWas … was ist p-passiert?“ Endlich sah Gabriel sie an, aber er wirkte benommen. Erschöpft sank er in sich zusammen und ließ zu, dass sie ihn umarmte. Rayne hielt ihn fest. Was sie gerade gesehen hatte, hatte sie völlig durcheinandergebracht, aber sie brauchte Antworten. Für Lucas.

    â€žDu musst mit mir reden.“ Sie umarmte ihn fester und flüsterte ihm ins Ohr: „Und bitte lüg mich diesmal nicht an.“
    â€žWovon redest du?“, murmelte er und löste sich aus ihren Armen. „Verschweigen ist nicht dasselbe wie Lügen … jedenfalls nicht direkt.“
    Rayne schnappte sich den Skizzenblock und hielt das Porträt von Lucas hoch.
    â€žErzähl mir von ihm. Was hast du gesehen?“ Sie stieß mit dem Finger auf das Papier. „Es sah so aus, als hättest du eine Vision.“
    â€žNein, das ist … nichts. Ich habe Träume, keine Visionen. Ich zeichne. Keine große Sache.“
    Gabe wandte sich ab, er konnte ihr nicht in die Augen sehen. Er lebte hinter einer Wand aus Geheimnissen, und sie hatte das Gefühl, dass die Zeichenblockvisionen nur ein Teil der Dinge waren, die er vor ihr geheim halten wollte. Irgendwie musste sie einen Weg finden, an ihn heranzukommen. Gabriel war ein Rätsel, das sie lösen wollte, aber nachdem sie gesehen hatte, was er gezeichnet hatte, war es erst einmal wichtiger, Lucas zu helfen.
    â€žGabe, du verstehst das nicht. Der Junge, den du gezeichnet hast. Das ist mein Bruder, Lucas. Und er ist verschwunden.“
    â€žWas?“ Er riss ihr den Block aus der Hand und starrte auf das Bild, das er gemalt hatte. „Bist du sicher? Vielleicht bin ich auch einfach nur untalentiert.“
    â€žDie Zeichnung ist fast so genau wie ein Foto. Du bist ein verdammter Michelangelo. Natürlich hast du Talent.“
    â€žAber ich kenne deinen Bruder nicht. Wie kann es dann sein, dass ich ihn zeichne?“
    â€žSag du’s mir, van Gogh.“
    â€žDas solltest du wirklich lassen.“
    â€žWas denn?“
    â€žVan Gogh war ein niederländischer Postimpressionist, das ist ganz was anderes als ein italienischer Renaissancemaler wie Michelangelo.“
    â€žKunstgeschichte? Echt jetzt?“ Sie starrte ihn völlig ungläubig an. „Jetzt mach nicht den Rain Man. Bitte, konzentrier dich!“
    Rayne warf den Block auf den Schlafsack und umfasste wieder Gabriels Gesicht. Sie zwang ihn, ihr in die Augen zu sehen. „Und zwar jetzt. Mach die Augen zu und versuch, dich zu erinnern, was du gesehen hast. Lass nichts aus.“
    Nach einem langen Moment angespannter Stille tat Gabriel, worum sie ihn gebeten hatte. Er schloss die Augen und sprach drauflos. Einiges ergab überhaupt keinen Sinn. Er erzählte von Weihnachtsbäumen und einem Piratenschatz, der von einem X markiert wurde. Seine vagen Erinnerungen waren Rayne kaum eine Hilfe, außer, dass sie Raynes Sorge noch verstärkten. Lucas hatte Angst gehabt. Das zeigte die Zeichnung. Gabe wusste nicht, warum eine fleischige Hand um Lucas’ Kehle lag, und er versuchte, diesen Teil herunterzuspielen, damit sie sich besser fühlte, doch es gelang ihm nicht.
    â€žDas war alles“, sagte er schließlich. „An mehr kann ich mich nicht erinnern. Was ich sehe, ist nicht wie ein Video. Es sind nur ungeordnete Eindrücke. Kann sein, dass ich damit total danebenliege.“
    Rayne wischte sich mit dem Handrücken über die Augen.
    â€žDiese Visionen … die Träume. Sind die …?“ Sie brach ab, wollte nicht aussprechen, was ihr durch den Kopf ging, doch sie musste es tun. „Hast du Visionen von Dingen, die schon passiert sind … oder von Ereignissen in der Zukunft, Dingen, die geändert werden können?“
    Gabriel seufzte tief und fuhr sich mit der Hand durchs Haar.
    â€žIch habe keine Ahnung. Vor dir wusste ich noch nicht mal, dass es diese Leute wirklich gibt. Jetzt kann ich nicht …“ Er beendete den Satz nicht, sondern nahm seinen Skizzenblock und blätterte durch die Seiten. Bei den besonders Angst einflößenden Skizzen hielt er inne, als würde er noch einmal erleben, was er

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