Indigo - Das Erwachen
fuhr, hatte sie eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wo sie hinwollte. SchlieÃlich war sie ihr schon einmal zu dem verlassenen Zoo im Griffith Park gefolgt.
Ein ziemliches merkwürdiges Ziel, besonders nachts.
Da nur eine StraÃe in den Park führte, würde Mia sich dem Risiko aussetzen, entdeckt zu werden, wenn sie ihr zu dieser Tageszeit weiter folgte. Mia würde nicht noch einmal denselben Fehler machen und Rayne entwischen lassen. Also hatte sie beschlossen, vor dem Park auf ihre Schwester zu warten, wo sie nicht Gefahr lief, gesehen zu werden. Mit ihrem neuen Hightech-Fernglas beobachtete sie aus sicherem Abstand, was passierte. Sie hatte das Ãberwachungsgerät in einem Spezialgeschäft erworben, das Leute mit einer Neigung zu Paranoia ausstattete. Das Militärfernglas hatte eine Audiofunktion und ein Zoomobjektiv mit Nachtsichtfunktion, was sich vielleicht noch als praktisch erweisen würde. AuÃerdem konnte es Videos in HD-Qualität sowie Standbilder aufzeichnen. Das Gerät konnte mehr, als sie brauchte, aber es war seinen Preis wert, wenn es ihr dabei half, Lucas zu finden.
Diesmal hatte sie sich gründlich darauf vorbereitet, Rayne bei Tag und Nacht folgen zu können. Als ihre Schwester mit einem Jungen auf dem Sozius aus dem Park zurückkehrte, blieb Mia vor Schreck fast das Herz stehen.
Lucas. Er muss es einfach sein .
âOh, Gottâ, flüsterte sie, während sie den Fokus an ihrem Fernglas einstellte. âSie hat ihn versteckt.â
Mia erkannte den alten Helm ihres Vaters. Während sie den Lexus anlieÃ, fluteten Erinnerungen ihren Kopf. Die Harley hatte ihren Geschwistern so viel bedeutet. Sie verlieà ihr Versteck und folgte dem Motorrad auf den Freeway, wobei sie den Drang unterdrückte, aufs Gas zu treten. Sie musste geduldig und vorsichtig sein. Eine falsche Bewegung konnte sie ihre Tarnung kosten.
Eine bessere Chance als diese würde sie vielleicht niemals bekommen.
Als sie auf den Zubringer fuhr, rief sie über die Freisprechanlage OâDell an. Sie hatte seit Stunden nicht mit ihm gesprochen. Es beunruhigte sie, nicht zu wissen, was er vorhatte. Irgendwie musste sie den Kontakt zu ihm aufrechterhalten, auch wenn er ihr eine Heidenangst einjagte. Die Church of Spiritual Freedom hatte den Mann auf Lucas angesetzt, damit er ihn aufspürte, ohne die Aufmerksamkeit von Instanzen zu wecken, die die Kirche nicht unter ihrer Kontrolle hatte. Mia entging nicht die Dringlichkeit, mit der die Kirche versuchte, Lucas zu finden.
Sie hatte OâDell vorhin angerufen, aber er war nicht drangegangen. Als es in der Leitung geklickt hatte, als würde gleich die Mailbox anspringen, hätte sie fast aufgelegt. Doch dann war sie von einer Stimme aufgehalten worden.
âMia? Hier ist Dr. Haugstad. Ich habe ein Handy klingeln hören und Ihren Namen auf dem Display gesehen. Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus, dass ich abgenommen habe. Ich wollte wissen, wie es Ihnen geht.â
âNein, kein Problem, aber woher kennen Sie OâDell? Ist er bei Ihnen?â
âIch bin nicht sicher, aber ich glaube, dass er kurz rausgegangen ist. Kann ich Ihnen vielleicht weiterhelfen?â
Die Ãrztin war neu in Lucasâ Fall, und Mia hatte nicht erwartet, dass sie an OâDells Telefon gehen würde. Es fiel ihr schwer, jemanden wie OâDell und die renommiertePsychiaterin unter einen Hut zu bringen. Nachdem Mia belauscht hatte, wie die Krankenschwestern über Lucas und seine potenzielle Verlegung auf Station 8 gesprochen hatten, war sie in Panik ausgebrochen. Sie hatte von Kindern gehört, die dort untergebracht worden waren. Keines von ihnen war jemals zurückgekommen. Auf Station 8 gab es spezielle Sicherheitsvorkehrungen. Niemand, den sie kannte, hatte Zutritt, und niemand in der Kirche sprach darüber. Dieser Krankenhausbereich schien eine Sackgasse zu sein, in der nur die schlimmsten, hoffnungslosesten Fälle landeten. Wie konnte es sein, dass Lucas das verdient hatte? Dr. Haugstad hatte ein Gutachten über ihn verfasst, weil sie sich für ihn einsetzen wollte. Die Frau schien wirklich helfen zu wollen, doch die Zeit hatte gegen sie gespielt, und als deutlich wurde, dass sich die Verlegung von Lucas wohl nicht würde verhindern lassen, hatte Mia die Hoffnung verloren, dass ihr Bruder Haven Hills jemals wieder verlassen würde.
Mia wollte Lucas unbedingt finden, ehe jemand anderes es tat. Deswegen
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