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Indigosommer

Indigosommer

Titel: Indigosommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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Schaumkronen auf den Wellen. Es gab keine exakte Grenze, wo das Meer endete und das Land begann. Innerhalb weniger Minuten konnte sich die Gezeitenlinie ändern. Alles war in Bewegung, die Farben, die Wellen, der Sand, die Steine und die Wolken.
    Als die Flut kam, saß ich immer noch dort oben. Die Brandung donnerte unter mir gegen die Felsen und der silbrige Schaum spritzte meterhoch. Ich atmete die raue Salzluft, spürte den Gischtregen und fühlte die wilde Unrast des Pazifiks, die der meinen so ähnlich war.

11. Kapitel
    A m Abend fuhren wir zum Billardspielen nach Forks. Ich machte mir nichts aus Billard und wäre gerne als Aufpasser im Camp geblieben, aber Alec hatte schon die Jungs aus Portland gebeten, ein Auge auf unsere Sachen zu haben.
    Brandee, Laura und Janice hatten sich herausgeputzt, als würden sie auf eine Party gehen. Brandee trug einen kurzen Jeansrock und weiche Wildlederstiefel, die ihre langen Beine betonten. Unter ihrer Lederjacke hatte sie ein hautenges weißes Tank Top an, mit freien Schultern und einem Ausschnitt, der keine Fragen offen ließ. Ich gab es nur ungern zu, aber sie sah atemberaubend aus. Alec hatte nur Augen für sie und er konnte seine Finger nicht von ihrem Hintern lassen.
    Janice und Laura trugen enge Hüftjeans und figurbetonte Shirts und ich fragte mich, wen im verschlafenen Forks die drei wohl an diesem Abend beeindrucken wollten.
    Ich war von Anfang an auf nichts anderes als Camping eingestellt gewesen und hatte überwiegend Campingklamotten in meiner Tasche: abgetragene Jeans, verwaschene T-Shirts und ein dickes Fleece. Dazu Gummischuhe und Regenjacke. Aber ich fand noch eine saubere Baumwollhose ganz unten in der Tasche und zog mein neues »I WAS BITTEN IN FORKS«-T-Shirt an.
    Alec und Brandee hatten den »Timber Saloon« bei unserem ersten Besuch im Städtchen ausfindig gemacht. Als wir ankamen, war schon ziemlich viel los in der rustikalen Kneipe. Dennoch mussten wir nicht allzu lange auf unser Essen warten.
    In dem länglichen Raum hinter dem Lokal war eine kleine Tanzfläche und auf der anderen Seite standen vier Billardtische. Zwei davon nahm unsere Clique in Beschlag. An den anderen beiden Tischen spielten Männer in Jeans und Holzfällerhemden, raue Gestalten mit wettergegerbten Gesichtern, langen Schnauzbärten und behaarten Armen. Andere Männer lehnten im Halbdunkel an der Wand, tranken Bier und sahen zu.
    Fasziniert beobachtete ich Mark, der mit Josh zusammen an einem Tisch stand. Seinen Queue in der Hand, umkreiste er die grüne Spielfläche wie ein Tier seine Beute. Dann stellte er sich in Position, zielte mit dem Queue und stieß zu. Mark Landon spielte genauso elegant Billard, wie er surfte. Nichts konnte ihn aus der Ruhe bringen. Manchmal stand er so lange auf seinen Queue gestützt und starrte auf die Kugeln, dass Josh bald verrückt wurde. »He, Alter, schlaf nicht ein«, hörte ich ihn mehrmals sagen, »ich will auch noch mal drankommen.«
    Dann setzte Mark sich in Bewegung, ging langsam um den Tisch herum und suchte nach der besten Position für seinen Schuss. Und er machte nie einen Fehler, bei jedem Stoß ging eine Kugel ins Loch, sodass Josh nicht ein Mal zum Zuge kam in der ersten Runde.
    Ich hatte genauso wenig Ahnung vom Billardspiel wie vom Surfen, aber ich konnte sehen, dass Joshs Spielweise aggressiver und ruckartiger war. Auch er spielte, wie er surfte – und verzog seinen Schuss: Die weiße Kugel traf die falsche Farbe. Am Nebentisch hatte Brandee inzwischen die Aufmerksamkeit der einheimischen Billardspieler auf sich gezogen. Allerdings nicht etwa, weil sie so hervorragend gespielt hätte. Das Interesse der Männer galt ganz offensichtlich dem, was sie dabei zur Schau stellte. Ihre frisch gewaschenen Haare fielen wie ein Vorhang aus Seide über ihre nackten Schultern mit dem
    Schmetterlingstattoo. Wenn Brandee sich am Billardtisch herunterbeugte, um die Kugel zu stoßen, gab der weite Ausschnitt einen großzügigen Blick auf den Ansatz ihrer Brüste frei. Sie stolzierte um den Tisch herum und strich sich das Haar hinter die Schulter. Dann streckte sie den Rücken durch und bückte sich, um die nächste Kugel zu stoßen. Dabei schob sich ihr Rock hoch, sodass man praktisch ihren Hintern sehen konnte.
    »Geile Titten, geiler Hintern«, kam es aus der Gruppe der Holzfäller und ich hörte anzügliches Gelächter. Die Männer zogen Brandee regelrecht aus mit ihren Blicken, doch das schien sie keineswegs aus der Ruhe zu bringen, ganz im

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