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Indigosommer

Indigosommer

Titel: Indigosommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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Gegenteil. Offensichtlich genoss sie die Aufmerksamkeit. Alec hingegen wurde zunehmend nervös. Er verpatzte einen Schuss und fluchte. Auch der nächste Schuss ging daneben und Brandee siegte. Die beiden überließen Janice und Laura den Tisch und ich sah, wie Alec mit verdrießlicher Miene im Schankraum verschwand.
    Noch eine ganze Weile lauschte ich dem Klicken und Poltern der eingelochten Kugeln, bis mir vom vielen 7 UP die Blase drückte und ich mich auf die Suche nach der Toilette machte. Ich fand sie in einem schwach beleuchteten Gang, der hinter dem Schankraum lag und anscheinend auf die Rückseite der Kneipe führte. Während ich versuchte zu pinkeln, ohne zu atmen oder in Kontakt mit der Klobrille zu kommen, fragte ich mich, was Brandee wohl zu dieser Toilette sagen würde. Dagegen war die im »River’s Edge« beinahe hygienisch gewesen. Zurück im dunklen Gang, öffnete ich die Tür, die nach draußen führte. Ich hatte das dringende Bedürfnis, frische Luft zu schnappen. Auf diesem Hinterhof standen allerdings die Abfalltonnen des Lokals und der Geruch nach vergammelten Lebensmitteln und alter Pisse ließ mich gleich in der Tür wieder kehrtmachen. Doch dann hörte ich eine Stimme und hielt unwillkürlich inne. Das war ohne Zweifel Brandee – ihren ge künstelten Tonfall hätte ich überall herausgehört.
    »Das ist Wucher«, hörte ich sie sagen, ». . . echt zum Kotzen.«
    »Stress nicht rum, okay? Wenn dir das Gras zu teuer ist, dann hau doch ab«, sagte eine Männerstimme.
    ». . . kriege das Zeug auch woanders...«
    »Viel Glück.«
    »Gib schon her«, maulte Brandee und ich hörte Scheine knistern.
    So leise es ging, schloss ich die Tür wieder. Ich war froh, dass Brandee nicht gemerkt hatte, dass ich um ein Haar in ihren Deal geplatzt wäre. Eilig stolperte ich durch den Gang und lief in jemanden hinein.
    »Hoppla«, sagte eine dunkle Stimme, die mein Herz schneller schlagen ließ.
    »Hi«, krächzte ich. Conrad trug wieder eins von diesen T-Shirts mit einem grimmigen Tiergesicht darauf. Diesmal sah es aus wie ein Frosch.
    »He, du hast es aber eilig.«
    »Ich...ich...« Mein Gesicht glühte vor Verlegenheit und ich wunderte mich, wie laut mein Herz schlagen konnte. Es war erstaunlich, welche Wirkung Conrads Stimme auf mich hatte. Zum Glück war die Beleuchtung in diesem Gang ausgesprochen miserabel.
    »Du hattest da draußen eine Begegnung mit einem Vampir«, sagte er trocken und deutete auf die Hintertür.
    »Was?« Verständnislos sah ich ihn an.
    Lächelnd deutete er auf mein »I WAS BITTEN IN FORKS«-T-Shirt.
    »Ach so.« Herrjeh, Smilla!
    »Hey«, er fasste mich am Arm. »Was ist denn los?«
    »Nichts.« Ich schluckte verlegen. Dort, wo seine warme Hand auf meiner Haut lag, spürte ich ein aufregendes Kribbeln. In diesem Moment öffnete sich die Hintertür und Brandee kam den Gang entlangstolziert. Ohne meinen Arm loszulassen, schob Conrad mich seitlich gegen die Wand, um ihr Platz zu machen. Seine Haare streiften dabei mein Gesicht.
    Brandee sagte kein Wort, als sie an uns vorbeiging, sie warf mir nur einen ihrer kaltäugigen Blicke zu.
    »Ich wusste es, du hast einen Vampir gesehen«, sagte Conrad, während er Brandee nachschaute.
    Nun musste ich doch lächeln. »Wahrscheinlich erzählt sie den anderen jetzt, dass ich mich mit einem Ureinwohner in einer dunklen Ecke herumdrücke.«
    Conrad ließ mich los und lehnte sich gegen die Wand. »Hast du ein Problem damit?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, überhaupt nicht.«
    »Was glaubst du, mit was für Typen sich die Schaufensterpuppe da draußen herumgedrückt hat?« Er musterte mich und selbst im düsteren Licht des Ganges sah ich seine Augen funkeln.
    Die Schaufensterpuppe? »Keine Ahnung«, sagte ich, obwohl ich es besser wusste.
    »Du hast anscheinend von einer Menge Dinge keine Ahnung«, bemerkte Conrad. Es klang nicht herablassend, eher wie eine nüchterne Feststellung. Trotzdem ärgerte ich mich. Na gut, er hatte mir das Leben gerettet, aber wir hatten nur ein paar Worte miteinander gewechselt und er kannte mich überhaupt nicht.
    »Ich muss jetzt gehen«, sagte ich. »Nett, dich getroffen zu haben.«
    »He, nun warte doch mal.« Es klang fast enttäuscht, aber ich ließ ihn stehen, um zurück zu den anderen zu gehen. Ich brauchte nicht noch jemanden, der mich nicht ernst nahm.
    In der Hoffnung, ich würde Brandee so egal sein, dass sie es nicht für erwähnenswert hielt, mit wem ich in dunklen Gängen herumstand, betrat ich den

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