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Indische Naechte

Titel: Indische Naechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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war bereits in Häusern wohlhabender Einheimischer gewesen, doch dieses bot fast unvorstellbaren Luxus. Es war, wie die meisten beeindruckenden Gebäude in Indien, im islamischen Stil gebaut — ein Erbe der Mogul-Herrscher — und bildete eine Symphonie aus weißen Mauern, schlanken Türmen und anmutigen Bögen.
    Sie wurden einem Kämmerer übergeben, der sie bat, ihm zu folgen. Der Weg war lang und führte sie durch ein Labyrinth von Höfen, großzügigen Räumen und Fluren. Der Palast summte vor Dienern und Höflingen, von denen keiner mehr als eine leichte Neugier für die neuen Gäste zeigte.
    Laura überlegte, ob sie und Ian auch hier wieder gezwungen sein würden, ein enges Quartier zu teilen, aber sie hätte sich nicht zu sorgen brauchen. Man wies ihnen eine ganze Zimmerflucht im zweiten Stock zu. Da die Räume im Eckbereich eines Flügels lagen, schufen unendlich viele Fenster eine herrlich offene, luftige Atmosphäre.
    Der Kämmerer zog sich mit vielen Verbeugungen rückwärts aus dem Empfangszimmer zurück, das man mit einem britischen Salon vergleichen konnte. Er nahm Meera und Zafir mit sich, um ihnen ihre Unterkünfte zu zeigen, bevor sie wiederkommen würden , um ihrer Herrschaft beim Auspacken zu helfen.
    Laura nahm ihren Topi ab und bestaunte die bestickten Vorhänge, die gepolsterten Sofas und die kostbaren persischen Wandteppiche. »Königin Victoria wäre sich nicht zu schade, ihr königliches Haupt hier zur Ruhe zu betten.«
    »Das ist wirklich um einiges beeindruckender als der Palast in Kensington.« Ian wies auf einen maurischen Bogen. »Sollen wir auf Entdeckertour gehen?«
    Laura folgte ihm und fand sich auf einem Balkon wieder, der auf einen stillen Hof mit einem Springbrunnen in der Mitte hinausging. Tauben gurrten sanft in einem Baum, und die Szene war so bezaubernd, daß Laura sich automatisch über das Geländer beugte und zurückgurrte. Doch als sie sich selbst hörte, richtete sie sich verlegen wieder auf.
    »Hast du in Urdu gegurrt?« fragte Ian interessiert.
    »Auf russisch«, sagte sie und wurde rot. »Als Kind habe ich im Park immer so gerne mit den Tauben geredet.« Wenigstens war die Miene ihres Mannes amüsiert, nicht verächtlich. Er wirkte entspannter als in den letzten Tagen.
    So würdevoll, wie es einer Frau möglich war, die beim Plaudern mit einer Taube erwischt worden war, verließ Laura den Balkon und ging zu dem ersten von den zwei Bögen, die sich am anderen Ende des Empfangszimmers öffneten. Sie entdeckte ein opulentes Schlafzimmer mit einem seidenbezogenen Bett, das durchaus vier Leuten Platz bieten konnte. Laura wendete hastig den Blick ab und ging zu dem zweiten Bogen, hinter dem sie dankbar ein identisches Zimmer entdeckte. Obwohl die beiden Räume durch eine Zwischentür verbunden waren, konnten sie und Ian wenigstens getrennt schlafen.
    Sie warf ihren Topi auf das Bett in diesem Schlafzimmer, als Ian rief: »Laura, hier ist etwas, was dir bestimmt gefällt.«
    Laura folgte seinem Ruf und seufzte aus tiefstem Herzen, als sie das unglaubliche Badezimmer sah. Eine Wanne in einer Größe von mindestens sechs Fuß im Quadrat war ganz in den Boden aus glasierten Kacheln eingelassen, und Stapel von dicken Handtüchern und Phiolen mit parfümierten Ölen standen bereit. »O Himmel«, sagte sie staunend, als sie zur Decke blickte, wo eine durchlässige Kuppel weiches, dämmriges Licht hereinließ. »Ein türkisches Bad. Absolut sündhaft.«
    »Wenn man als guter schottischer Presbyterianer spricht«, antwortete Ian. »Bedeutet das, du willst hier nicht baden, weil du Angst hast, deine unsterbliche Seele zu gefährden?«
    Laura grinste. »Nie im Leben. Ich werde über meine Sünden der Faulheit und Maßlosigkeit im dampfenden, duftenden Wasser meditieren.«
    In diesem Moment kam eine kleine Magd durch eine Dienstbotentür herein, die hinter einem Wandschirm in der Ecke verborgen war. Das Mädchen verbeugte sich. »Möchte die Memsahib baden?«
    »Ja, gerne.« Sie drehte sich um und wollte hinausgehen, damit das Dienstmädchen das Bad fertigmachen konnte, und stieß dabei mit Ian zusammen, der dichter hinter ihr gestanden hatte, als sie sich bewußt war. Er holte scharf Luft und ging mit verschlossenem Gesicht zurück ins Wohnzimmer. Er hatte sie seit drei Tagen nicht einmal berührt, und nun wußte sie, warum: Die Nähe brachte knisternde Hitze zwischen ihnen zum Entflammen.
    Sie bewegte sich wieder auf den Balkon zu, ohne Ian anzusehen. Um den peinlichen Augenblick zu

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