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Indische Naechte

Titel: Indische Naechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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»Ein bißchen«, gab er zu, »obwohl es reichlich kompliziert geworden wäre.«
    Seine Frau begann hin und her zu laufen. »Aber Leela war deine Geliebte, richtig? Oder bilde ich mir das nur ein?«
    Ian seufzte, nahm sich einen Stuhl und setzte sich verkehrt herum darauf, so daß er die Arme auf die Rückenlehne legen konnte. »Ja, war sie. Vor zwei Jahren. Wir beendeten die Beziehung freundschaftlich ein paar Monate, bevor ich nach Buchara ging. Es bestand die vage Möglichkeit, daß sie von mir ein Kind trug, aber sie wußte es noch nicht, als ich Cambay verließ. Als ich eben bei ihr war, war sie dagegen sehr sicher, daß das Kind nicht von mir ist. Der Junge ist erst fünfzehn Monate — nicht alt genug.«
    »Und wer ist dann der Vater?«
    »Ein guter Freund von mir, ein Offizier namens Jock Coburn. Nachdem ich meine Affäre mit ihr beendete, hat er mit ihr eine Vereinbarung getroffen.«
    »Ist sie nun in Schwierigkeiten, weil er sie sitzengelassen hat?«
    »Jock hätte nie sein Kind und die Mutter vernachlässigt.« Ian fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. »Unglücklicherweise ist er tot. Ich wußte es nicht, bis Leela es mir eben sagte. Er ertrank, als er seine Kompanie während des Monsuns durch einen Fluß führte.
    Und zwar, noch bevor das Baby geboren wurde, so daß er keine Zeit hatte, für Leela Vorkehrungen zu treffen. Nach seinem Tod lebte sie von ihren Ersparnissen. Sie hatte von mir ein wenig, und Jock warsehr großzügig. Aber nun ist alles aufgebraucht, und sie will keine bezahlte Mätresse mehr sein.«
    Laura nickte. »Ich kann mir vorstellen, daß das eine ziemlich unsichere Existenz ist. Ist Leela zu dir gekommen, um dich um finanzielle Unterstützung zu bitten?«
    »Ja. Sie weiß nicht, an wen sie sich sonst wenden soll. Sie ist nicht aus Cambay, hat also keine Familie in der Nähe, und die, die sie hat, ist ohnehin arm. Deswegen ist sie ja auch verkauft worden.«
    »Verkauft?« fragte Laura.
    Er schnitt eine Grimasse. »Leider, ja. Zumindest hat sie mit ihrem ersten Herrn Glück gehabt, einem älteren Händler, der sie gut behandelte. Nachdem er gestorben war, stieg sie selbst ins Geschäft ein. Aber nun, da sie ein Kind hat, möchte sie ein anderes Leben führen.«
    Lauras Augen wurden schmal, und Ian fragte sich, ob sich hinter ihrer Stirn ein Sturm zusammenbraute. Aber sie fragte nur: »Was wirst du für sie tun?«
    »Wie kommst du darauf, daß ich ihrer Bitte entsprechen werde?«
    »Du würdest niemandem Unterstützung verweigern, für den du dich verantwortlich fühlst«, erwiderte Laura ausdruckslos. »Noch würde es mir gefallen, wenn du es tätest.«
    Einmal mehr hatte seine Frau ihn durchschaut. »Ich will für Leela eine Art Jahresrente arrangieren. Es wird nicht viel kosten, ihr ein einigermaßen gutes Leben zu verschaffen. Ich werde auch Schuldgeld für den Jungen bezahlen. Mit einer guten Ausbildung sollte er eines Tages eine Stelle bei der Regierung finden.«
    »Das hört sich fair an.«
    Ein angespanntes Schweigen machte sich zwischen ihnen breit, bis eine Glocke in der Ferne ertönte. »Heißt das, das Essen ist fertig?« fragte Laura.
    »In etwa zehn Minuten. Ich ziehe mich besser um.«
    Laura stand auf und ging zur Tür, um ihm das Schlafzimmer zu überlassen. Sie drehte sich noch einmal um. »Warum wollte Leela mich sprechen? Die Sache hätte ohne mein Wissen über die Bühne gehen können. Wollte sie Ärger machen?«
    »Nein, so ein Typ ist sie nicht. Ich denke, sie war einfach neugierig auf dich.« Ian lächelte schief. »Leela hat mir zu meinem guten Geschmack übrigens Komplimente gemacht - meinte, du wärst eine feine Lady. Da sie wußte, daß Jock der Vater des Kindes ist, hat sie wahrscheinlich gar nicht darüber nachgedacht, daß du andere Schlüsse ziehen würdest.«
    Lauras Blick war voller Ironie, aber sie sagte nichts. Ihre Hand lag auf dem Türknopf, als Ian entschied, ihre verbesserte Laune auszunutzen. »Warum warst du vorhin denn so wütend? Ich habe nie behauptet, früher besonders tugendsam gelebt zu haben.«
    »Es ist ein Unterschied, etwas theoretisch zu wissen und dann praktisch damit konfrontiert zu werden, besonders wenn >praktisch< bedeutet, daß sie jung und schön ist und ein Baby im Schlepptau hat«, erwiderte Laura trocken. »Vielleicht hat mir das klargemacht, wie wenig ich über dein früheres Leben weiß. Tut mir leid, wenn ich mich so unvernünftig benommen habe, aber ich bin wirklich kein besonderer Vernunftsmensch. Ich kann nur gut so

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