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Indische Naechte

Titel: Indische Naechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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Ausschnitt so tief sein würde.
    Mit Unbehagen blickte sie an sich herunter. Ein fast peinlicher Anteil an nackter Haut war zu sehen, aber das Grundproblem war weniger der Schnitt des Kleides, als ihr Körperbau. Etwas spät fiel ihr ein, warum sie stets viel biedere Schnitte vorgezogen hatte: Ihre Figur tendierte zu der Stundenglasform, die Männer am liebsten mochten, und ihr enggeschnürtes Korsett und der Stil des Kleides betonten ihre Formen in fast absurdem Maß.
    Nervös berührte Laura die kunstvollen Locken. »Findest du wirklich, daß ich gut aussehe?«
    »Sie werden die Krönung des Balls sein, Memsahib«, versicherte ihr Premula. »Wenn Sie mich jetzt nicht mehr brauchen, dann würde ich gerne zu meiner eigenen Lady gehen.« Das Mädchen verbeugte sich und ging. Sie war von Blanche Baskin geschickt worden, mitsamt der Nachricht, daß es im Haushalt eines Gentlemans wohl kaum eine Zofe geben würde. Das war eine großzügige Geste. Vielleicht hatte Ian ja recht damit, daß die Witwe des Colonels kein übler Mensch war, auch wenn sie eine erschreckende Offenheit an den Tag legte.
    Laura runzelte die Stirn, als sie an ihren Mann dachte. Sie waren seit drei Tagen in Cambay, und sie hatte ihn selten allein gesehen. Obwohl die Sache mit Leela geklärt war, herrschte zwischen ihnen immer noch eine gewisse Spannung. Vielleicht lag das Problem auch nur darin, daß sie ständig von Leuten umgeben waren und es Ians ganze Kraft kostete, diese Belastung zu kompensieren. Sie würde froh sein, wenn sie ihre Reise in eineinhalb Tagen wiederaufnehmen würden.
    Die Schlafzimmertür ging auf, und Laura drehte sich um, als Ian eintrat. Sie riß die Augen auf. »Oh, Himmel«, hauchte sie. »Ein Mann in Uniform hat wirklich etwas.«
    Ian lächelte ein wenig. »Verändert eine Uniform eine Vogelscheuche wirklich so sehr?«
    »Du siehst«, sagte sie ernsthaft, »absolut umwerfend aus.«
    Obwohl Ian nicht länger ein Offizier war, hatte David ihn überzeugt, zu diesem Ball, der zu seinen Ehren gegeben wurde, die Uniform zu tragen. Zudem war es die einfachste Lösung gewesen, da Ians ganzer Besitz an David gegangen war, nachdem man seinen Bruder für tot erklärt hatte. Da er also ohnehin keine passende Kleidung für eine solche Gelegenheit besaß, hatte Ian, wenn auch ohne Begeisterung, eingewilligt, die Uniform anzuziehen.
    Laura war froh, daß er es getan hatte, denn in den Regimentsfarben, Scharlachrot und Schwarz mit goldenen Tressen, bot Ian einen Anblick, der die Aufmerksamkeit jeder Frau auf sich ziehen konnte. Der Derzi hatte die Uniform vermutlich enger gemacht, denn der Rock saß perfekt über den breiten Schultern und betonte die schmalen Hüften ihres Mannes. Er war immer noch zu dünn, aber auf eine wunderbar geschmeidige und raubtierhafte Art, und die schwarze Augenklappe gab ihm exakt den letzten Schliff zu einem romantischen Piraten.
    »Du siehst selbst ziemlich traumhaft aus«, sagte er mit einer Miene, die warme Bewunderung ausdrückte. Dann reichte er ihr ein in Samt eingeschlagenes Schmuckkästchen. »Dies ist für dich, als verspätetes Hochzeitsgeschenk sozusagen. Vielleicht möchtest du es heute abend tragen.«
    Keine Frau ist wirklich gegen die Versuchung von Geschmeide immun, und Laura öffnete neugierig das Kästchen. Ihr verschlug es den Atem. »O Himmel«, sagte sie erneut.
    Auf weißem Seidenfutter lagen ein herrliches Saphir-Collier und die dazu passenden Ohrringe.
    »Du sagtest, du wolltest Blau tragen, deswegen fand ich, die Steine würden gut passen. Darf ich?« Ian nahm das Halsband aus dem Kästchen und legte es ihr um. »Irgendwann schenke ich dir Topase, die zu deinen Augen passen.«
    Laura drehte sich um, um in den Spiegel zu sehen, und sog scharf die Luft ein. Die Steine schimmerten in einem blauen Feuer, das einer Prinzessin gestanden hätte. Für einen Augenblick sah sie, statt sich selbst, Tatjana, die in Seide und Saphiren zu einem Ball gehen wollte. Die Erinnerung sandte einen kalten Schauder über Lauras Rücken, und sie schluckte hart. »Ich glaube, ich habe noch nie bemerkt, wie sehr ich meiner Mutter ähnlich sehe.«
    Ian legte seine Hand ohne Druck auf ihre Schulter. »Wenn es so ist, dann muß sie eine wunderschöne Frau gewesen sein.«
    »Das war sie, obwohl ich ihr nicht so sehr ähnele.« Laura drehte sich um und küßte ihren Mann. »Vielen Dank, Ian. Dies ist wirklich das herrlichste Geschenk, das ich je bekommen habe.« Sie nahm ihre schlichten goldenen Ohrclips ab und

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