Individuum und Massenschicksal
(Pause.) Gelegentlich kommt es zum Ausbruch von Epidemien, die Todesopfer fordern. Doch sind diese zum Teil ebenfalls Opfer ihrer Glaubensüberzeugungen. Die meisten von euch glauben ja, der Körper sei die natürliche Beute von Viren und Krankheiten, die sich eurer persönlichen Kontrolle entziehen, sofern die nicht seitens der Schulmedizin ausgeübt wird. Die in der Ärzteschaft generell vorherrschende Meinung, eine Massensuggestion wie andere auch, akzentuiert und übertreibt die Anfälligkeit des Körpers und spielt die natürlichen Heilkräfte des Körpers hinunter. Menschen sterben, wenn sie zu sterben bereit sind, und sie haben ihre eigenen Gründe dafür. Niemand stirbt ohne Grund.* Da euch jedoch dieses Wissen nicht vermittelt wird, erkennen die Menschen ihren eigenen Grund zu sterben nicht; man lehrt sie ja auch nicht zu erkennen, worin eigentlich der Sinn ihres Lebens besteht, denn ihnen wird gesagt, daß das Leben ein Zufallstreffer in einem kosmischen Glücksspiel sei.
(21.33 Uhr.) Daher könnt ihr euren eigenen Eingebungen nicht trauen. Ihr denkt, daß eure Lebensaufgabe in etwas oder jemand anderem als euch selber liegen müsse. In einer solchen Situation verschreiben sich viele Menschen irgendeiner Sache - in der Hoffnung, daß ihre eigene unerkannte Lebensaufgabe in der durch diese Sache gegebenen Aufgabe aufgehen werde.
Eine große Anzahl bedeutender Männer und Frauen haben sich einer Sache gewidmet, der sie ihre Energien, ihr Vermögen und ihre volle Unterstützung zugute kommen ließen. Diese Menschen erkannten ihre eigene Wesenstiefe und brachten ihre Vitalkraft in die Sache ein, an die sie glaubten. Sie gaben nicht ihre Individualität für die Sache auf.
Vielmehr bestätigten sie dadurch ihre Individualität und wurden noch mehr sie selbst. Sie erweiterten ihren Horizont und stießen über die Landschaften konventionellen Denkens hinaus in neue Bereiche vor, und ihre Motivation war (mit großem Nachdruck) Lebensfreude und Vitalität, Wißbegier und Liebe - nicht Angst!
Viele Menschen haben kürzlich ihr Leben in der Tragödie von
[Jonestown] Guyana verloren. Diese Menschen fanden sich bereit, auf Befehl ihres Führers Gift zu nehmen. Keine Armee umzingelte die Siedlung. Keine Bombe fiel. Kein todbringendes Virus hatte sich in der Menge verbreitet. Es gab nichts, um den Mechanismus der Geschehensabläufe zu bemänteln. Diese Menschen fielen einer Epidemie ihrer Glaubensüberzeugungen zum Opfer, in einem Umfeld, das geistig wie auch räumlich-materiell in sich abgekapselt war.
* Vergleichen Sie dazu die Fußnoten zu Sitzung 802, Seite 42, und zu Sitzung 805, Seite 72 f.
Die »Übeltäter« waren die folgenden verhängnisvollen Ideen: daß man einer gefährlichen, unsicheren Welt schutzlos preisgegeben ist; daß die Menschheit selbst verseucht ist vom Vernichtungswillen; daß der einzelne keine Macht hat über seine Lebenswirklichkeit; daß die Gesellschaft oder die gesellschaftlichen Bedingungen als unabhängige Größen existieren und daß ihre Zwecke und Absichten der Erfüllung des Individuums geradewegs zuwiderlaufen; schließlich, daß der Zweck die Mittel rechtfertigt und daß es keinen Gott gibt, der in dieser Welt irgend etwas auszurichten vermag.
Die Menschen, die dort starben, waren Idealisten, sich selbst übersteigernde Perfektionisten, deren tiefe Sehnsucht nach dem Guten pervertiert und verdorben war durch eben jene von ihnen gehegten Überzeugungen. Denn solche Überzeugungen müssen notwendigerweise nach und nach die Wahrnehmung all dessen, was gut ist, aus der Erfahrung ausschließen.*
Der Mensch ist guten Willens. Wenn ihr überall nur Böses in der menschlichen Gesinnung - in euren eigenen Handlungen und in denen der Mitmenschen - zu erkennen meint, dann setzt ihr euch in
* Nach dieser Sitzung war ich ziemlich überrascht, als Jane mir erzählte, daß die Tragödie von Jonestown für sie ein sehr emotionsgeladenes Thema sei und daß Seth dies von Anfang an wußte. Ich hätte das eigentlich auch wissen sollen.
Sie erklärte, es sei für sie belastend, »weil der Vorfall ein Beispiel dafür ist, wie ein verrückter Visionär seine Anhänger im Namen der Religion ins Verderben führen kann«. Natürlich spielen in diese Gefühle ihre eigenen Jugendkonflikte mit der katholischen Kirche mit hinein, die dazu führten, daß sie mit achtzehn Jahren der organisierten Religion den Rücken kehrte. Sie hängen auch zusammen mit ihrer strikten Weigerung, das Seth-Material zur
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