Individuum und Massenschicksal
sich um seinen eigenen Gewinn: seine Frucht hat einen bitteren Geschmack. Viele der Eltern glaubten ganz einfach, der Sinn des Lebens bestehe darin, mehr Geld zu machen, und Tugend zeige sich im Besitz des besten Autos, des schönsten Hauses oder Swimmingpools - Beweis, daß man in einer von Klauen und Zähnen beherrschten Welt zu überleben verstand. Ihre Kinder jedoch fragten sich, was es mit ihren so ganz anderen Gefühlen auf sich habe und wie sie einem Lebenssinn gerecht werden könnten, nach dem sie sich sehnten.
Ihre Herzen waren wie leere Gefäße, die darauf warteten, gefüllt zu werden. Sie wünschten sich ein sinnerfülltes Leben, fühlten sich aber zugleich als Söhne und Töchter einer Gattung, die, von Verderbnis gezeichnet, richtungslos und ohne klare Bestimmung war.
Sie probierten verschiedene Religionen aus, und im Lichte ihrer Auffassung von sich selbst schienen ihre früheren Privilegien sie nur noch mehr zu verdammen. Sie versuchten es mit sozialen Programmen und fanden zu einem seltsamen Zusammengehörigkeitsgefühl mit den Benachteiligten, denn auch diese waren wurzellos. Die Privilegierten und die Minderprivilegierten fanden sich in einem Bund der Hoffnungslosigkeit zusammen, indem sie einen Führer mit der Macht ausstatteten, die sie selbst nicht zu besitzen glaubten.
(Nach langer Pause um 22.14 Uhr:) Sie gingen schließlich in die Isolation, indem sie der Welt, so wie sie sie kannten, den Rücken kehrten.
In der Stimme ihres Führers am Mikrophon verdichteten sich ihrer aller Stimmen zu einem einzigen Crescendo. Ihr Lebenssinn erfüllte sich, indem sie ein unübersehbares Zeichen durch ihren Massentod setzten.
Die Amerikaner wurden durch die Tragödie genötigt, die Natur ihrer Gesellschaft, ihrer Religionen, ihrer Politik und vor allem ihrer Glaubensüberzeugungen in Frage zu stellen.
(Nach langer Pause sehr intensiv:) Jeder einzelne hatte sich für diesen Weg entschieden.
Ende der Sitzung, sofern ihr keine Fragen habt.
(22.17 Uhr. »Würdest du etwas über Jane sagen?« fragte ich. Seth kam prompt mit zwei Zeilen ermutigendem Material für sie durch. Dann:) Ende der Sitzung.
(Lachend: »Okay.«)
(22.19 Uhr. »Ich fühle mich immer noch ziemlich so«, sagte Jane, sobald sie aus der Trance kam; sie meinte damit ihre sehr angenehme und entspannte Verfassung. »Jetzt gerade ist es wie ein Rieseln und Strömen in meiner rechten Schläfe, meinem rechten Knie und meinem rechten Fuß...« Ich finde, daß das Material der Sitzungen durch ihren entspannten Zustand jedesmal gewinnt.)
Sitzung 840, Montag, den 12. März 1979
(Fast fünf Wochen sind seit der Sitzung 835 vergangen. Seth ist seitdem auch mit vier weiteren Sitzungen durchgekommen - deren letzte drei sich aus dem unerwarteten Tod unseres jungen Katers Billy am 28. Februar ergaben. Ich will jetzt versuchen, diese traurige Begebenheit aus einigem Abstand in bezug auf unser Leben und in ihrer Verflechtung mit dem Seth-Material im allgemeinen und mit diesem Buch im besonderen zu betrachten.
Als ich früh morgens am 26. Februar aufstand, um Korrekturabzüge fertig zu machen, merkte ich, daß Billy nicht in guter Verfassung war. Jane beobachtete ihn, während ich zum Postamt ging.
Als ich zurückkam, hatte sich sein Zustand nicht gebessert, und am Nachmittag brachte ich ihn zu unserem Tierarzt, der ihn zur Behandlung dabehielt. Der Kater war ernsthaft krank und hatte inzwischen große Schmerzen. Jane und ich fragten uns, warum ein allem Anschein nach so vollkommenes Geschöpf ohne jeden ersichtlichen Grund plötzlich so krank werden sollte. »Wir waren sehr betroffen«* schrieb ich in
* Wir waren erschüttert, weil Billys unerwartete ernste Krankheit uns die allgemein verbreitete Ansicht ins Gedächtnis rief, daß das Leben verletzlich ist
- jegliche Form von Leben. Billy hatten wir eine Woche nach dem Tod unseres Katers Willy (der im November 1976 im Alter von sechzehn Jahren gestorben war) in einem Tierheim als Kuscheltierchen zum Liebhaben gefunden und uns auf eine Reihe gemeinsamer Jahre mit ihm »eingestellt«.
In der Sitzung 836 erinnerte uns Seth daran, daß »Tiere nicht an ein langes oder kurzes Leben ›denken‹ sondern an eine leuchtende Gegenwart, die, verglichen mit eurem Bezugsrahmen, weder Anfang noch Ende hat... Zeit in eurem Sinne gibt es für sie nicht - und im tieferen Sinne kann die Qualität auch eines Menschenlebens nicht primär nach seiner Länge bewertet werden.«
Um Ihnen einen weiteren Einblick in die
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