Individuum und Massenschicksal
meisten zusagten.
Hat ein Kind gerne Bilder gemalt, so muß das nicht unbedingt heißen, daß es später Kunstmaler werden sollte. Ihr allein kennt den Inhalt und die Stärke eurer Impulse - sind sie jedoch stark und andauernd, dann folgt ihnen! Sollten einige von euch einfach als Hobby malen, dann wird auch dies ihr Leben bereichern und zu ihrem Weltverständnis beitragen. Drängen euch eure Impulse, eine Beziehung einzugehen, dann laßt euch nicht von der Befürchtung hindern, vielleicht nicht gut genug zu sein. Wesentlich ist, eure Ideale zu erkennen und aktiv zum Ausdruck zu bringen, so gut ihr vermögt; das steigert euer Selbstvertrauen und euer Selbstwertgefühl.
Solches Handeln stellt sicher, daß ihr den Akzent nicht auf die Diskrepanz legt, die ihr zwischen eurer Idealvorstellung und der Wirklichkeit in euch selbst oder in der Gesellschaft zu erblicken glaubt.
Viele Menschen wollen die Welt verbessern; doch erscheint ihnen dieses Ideal so erhaben, daß sie glauben, ihm niemals näherkommen zu können, wenn sie nicht etwas ganz Außerordentliches, eine Heldentat vollbringen oder eine politische oder religiöse Machtposition erringen oder einen Aufstand organisieren. Der anvisierte Idealzustand erscheint so fern und unerreichbar, daß unter Umständen schließlich jedes Mittel, egal wie verwerflich, gerechtfertigt zu sein scheint. Wenn ihr die Welt verbessern wollt, dann müßt ihr damit beginnen, euer eigenes Leben zu ändern.
Einen anderen Weg gibt es nicht.
Ihr beginnt, indem ihr euch selbst in eurem Wert als Teil des Universums anerkennt und jedem anderen Lebewesen ebenfalls diese Anerkennung gewährt. Ihr beginnt, indem ihr dem Leben in all seinen Formen und Gestalten mit Ehrfurcht begegnet. Ihr beginnt, indem ihr euer Denken euren Mitmenschen, eurem Land, eurer Familie und euren Arbeitskollegen gegenüber ändert. Und wenn das Ideal, »deinen Nächsten wie dich selbst zu lieben«, euch unerreichbar zu sein scheint, so werdet ihr es (lauter) wenigstens auf jeden Fall unterlassen, euren Nächsten zu töten - und euer Nächster ist jeder andere Mensch auf diesem Planeten!
Tatsächlich könnt ihr euren Nächsten nicht lieben, solange ihr euch selbst nicht liebt. Und wenn ihr glaubt, daß ihr euch selbst nicht lieben dürft, dann seid ihr in der Tat außerstande, irgendeinen anderen Menschen zu lieben.
Zunächst einmal werdet ihr eure Existenz im Zusammenhang der Natur anerkennen, und damit euch das möglich wird, müßt ihr die immensen Verflechtungen und kooperativen Prozesse erkennen, die jegliche Gattung mit jeder anderen verbinden. Wenn ihr eure Vorrechte als Individuum in eurem Land wirklich geltend macht, dann könnt ihr im täglichen Leben weitaus mehr Macht als bisher ausüben. Jedesmal, wenn ihr eure eigene Daseinsberechtigung bekräftigt, helft ihr auch anderen.
Eure psychische Verfassung ist Teil der psychischen Atmosphäre des Planeten.
Ende des Diktats.
(22.27 Uhr. Jetzt kam Seth mit einigen Passagen Material für Jane durch, das hier ausgelassen ist. Dann, um 22.31 Uhr:) Eine Anmerkung: Eure äußeren Zivilisationen spiegeln und reflektieren die großen zellularen Zivilisationen, so daß ihr versucht, deren Ordnung und Kreativität in der Außenwelt zur Darstellung zu bringen.
Viele - genaugenommen alle - technischen Fortschritte sind eigentlich Interpretationen der inneren Mechanismen der Natur im Zuge eurer Bemühungen, die inneren Wirklichkeiten der Natur in der Dingwelt zu reproduzieren. Schon früher habe ich viel von Zivilisationen gesprochen. Aber es ist nahezu unmöglich, Intimzivilisationen, die beispielsweise auf der Grundlage von Duftqualitäten, Temperaturvarianten, Farbalphabeten oder Druckabstufungen beruhen, in Worten zu beschreiben; sie sind zwar wohlorganisiert, doch verbaler Darstellung ganz unzugänglich. Ihr müßtet über zusätzliche Mittel verfügen, nonverbale, um einem Verständnis solcher Naturgeheimnisse näherzukommen.
Was immer ihr euch in eurem Leben wünscht, ist im Rahmen eurer psychischen Natur zu verwirklichen möglich, sofern ihr nur versteht, daß dem so ist.
Habt ihr Fragen?
(»Nein.« Eigentlich hatte ich doch Fragen - sogar eine ganze Menge, insbesondere in bezug auf Themen, über die ich in letzter Zeit geschrieben hatte; aber ich war müde, und so ließ ich das Fragen sein.
Nach ein paar Kommentaren zu Janes und meinen Glaubensüberzeugungen sagte Seth um 22.40 Uhr gute Nacht.
»Du hast deine Sache gut gemacht«, sagte ich zu Jane. Ihr
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