Individuum und Massenschicksal
Bedeutung und Interpretation von einer Version zur anderen so drastisch verschieden, daß die Verschiedenheiten die Übereinstimmungen bei weitem überwogen.
Da die besagte Episode bei zwei oder drei verschiedenen Gelegenheiten Verwendung fand, konnte Ruburt sehen, wie sein Gedächtnis sich veränderte. Meistens jedoch nehmen die Menschen gar nicht wahr, daß ihre Erinnerung sich derartig wandelt oder daß sich die Geschehnisse, deren sie sich zu erinnern glauben, von Mal zu Mal stark unterscheiden.
Das aber liegt daran, daß vergangene Geschehnisse weiterwachsen.
Sie sind nicht in sich abgeschlossen. Wenn ihr euch das klarmacht, versteht ihr auch, daß zukünftige Leben, von eurem Bezugsrahmen, her gesehen, sehr schwer zu erklären sind. Ein nach euren Begriffen abgeschlossenes Leben ist so wenig abgeschlossen oder erledigt wie jedes andere Geschehnis. Da ist lediglich ein Punkt, wo euch in eurem Bezugsrahmen etwas außer Sicht gerät, aber das ist im Grunde so artifiziell wie Perspektive in einem Gemälde.
Nicht daß das innere Selbst nicht um all dies wüßte; doch hat es sich bereits einen Bezugsrahmen oder bestimmten Daseinsmodus erwählt, in dem bestimmte Weisen des Erlebens vor anderen zur Geltung kommen.
(23.05 Uhr. Jetzt ging Seth zu dem persönlicheren zweiten Teil der Sitzung über, in dem er in bezug auf Jane erklärte, wie sie in diesem Leben ihrem vergangenen Selbst ihr gegenwärtiges Wissen vermitteln konnte, so daß sie dank der daraus entstehenden »psychologischen Synthese« besser gerüstet war, mit bestimmten Herausforderungen fertigzuwerden. - Ende um 23.44 Uhr.)
Sitzung 814, Samstag, den 8. Oktober 1977
(Mit einer Ausnahme, auf die ich später zurückkommen werde, hat es eine weitere lange Periode - neun Wochen - ohne Sitzungen für das Buch gegeben. Jane war dennoch während dieser Zeit sehr aktiv, denn Seth kam mit einer Sonderserie von siebzehn Sitzungen durch, die nicht dem Buch gewidmet, sondern persönlicher Art waren, und doch berühren sie eine große Anzahl von Themen allgemeiner Natur.
In den letzten zwanzig Wochen kamen tatsächlich nur in einer Sitzung Seth-Kundgaben für dieses Buch und in achtundzwanzig Sitzungen andere Themen durch. »Vielleicht hat er das Buch schon längst beendet und bloß vergessen, uns Bescheid zu sagen«, neckte ich Jane. »
Vielleicht wird dieses das bis anhin kürzeste Buch.« »Ständiges Buchdiktat kann aber auch ganz schön einengend sein«, meinte sie und erinnerte mich daran, daß die Sitzungen nur wenige Wochen nach Abschluß der »Natur der Psyche« in jenen für »Individuum und Massenschicksal« ihre Fortsetzung gefunden hatten. »Es ist einfach so: Infolge der Konzentration auf den Stoff der Bücher kommt eine Menge anderer Themen zu kurz... Unterbrechungen im Buchdiktat geben uns wenigstens Gelegenheit zu Abstechern in andere Richtungen - die Sitzungen sind so abwechslungsreicher.«
Das erfordert seitens Jane eine größere Flexibilität und stellt für uns auch eine Herausforderung dar, denn aufgrund der Fülle des Materials, das wir während der Unterbrechung des Diktats für dieses Buch angesammelt haben, sehen wir uns genötigt, nach Möglichkeiten zu suchen, wenigstens einziges davon zu veröffentlichen, damit auch andere Nutzen daraus ziehen können. Die Herausforderung besteht darin, unsererseits Zeit für die notwendige redaktionelle Arbeit nebst Anmerkungen zu finden, um ein solches Manuskript publikationsreif zu machen: Dafür brauchten wir wohl gut ein Jahr. Jane und ich haben überlegt, ob wir dieses hypothetische Buch mit dem hier erarbeiteten kombinieren sollten, aber wir konnten uns ausrechnen, daß dabei höchstwahrscheinlich ein viel zu umfangreiches Buch herauskommen würde, noch umfangreicher als Band 2 der »›Unknown‹ Reality«, der unseres Erachtens schon reichlich umfangreich ist. Auch bestehen zwischen den erwähnten unterschiedlichen Materialien gewisse subtile Unterschiede, wenn man auch sagen muß, daß jedes Thema, das Seth behandelt, auf die eine oder andere Weise einen Teil seiner Gesamtschau bildet. Anders gesagt: Während der Unterbrechung des Diktats für dieses Buch wurde eigentlich soviel Stoff produziert, daß dieser ein weiteres Buch füllen könnte - um das wir uns, vorläufig wenigstens, nicht kümmern können.*
* Es drängen sich mir einige Kommentare über das Schreiben und das Malen auf, die ich schon immer machen wollte, da ich mich täglich mit beidem beschäftige.
Während ich die
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