Individuum und Massenschicksal
Bewußtseins wurde daher - im Sinne des zuvor Gesagten - auf Kosten bestimmter anderer Erfahrungen, die früher möglich waren, erworben. Ihr könntet nicht in der Welt eurer Gegenwart leben, wenn euer Bewußtsein noch so verspielt, neugierig und schöpferisch wäre, wie es einmal der Fall war, denn auch die Zeit wurde damals ganz anders erfahren.
Ihr mögt das schwierig zu verstehen finden. Doch was ihr jetzt erkennt, entstammt ebensosehr dem Reich der Imagination wie jene Erfahrungen, die der Mensch der Frühzeit als wirklich erlebte, die ihr jedoch als Halluzinationen, als bloße Einbildung bezeichnen würdet.
Es scheint für euch auf der Hand zu liegen, daß gigantische Naturprozesse völlig außerhalb eures Wirkungskreises liegen. Ihr meint, keinerlei Anteil an der Natur zu haben, abgesehen von der technologischen Kontrolle, die ihr über sie ausübt, und dem Schaden, den eure Technologie in ihr anrichtet. Ihr gebt zu, daß das Wetter einen Einfluß auf eure Gemütslage hat; doch den Gedanken, es könnten irgendwelche tieferen psychischen Zusammenhänge zwischen euch und den Elementen bestehen, würden die meisten von euch als absurd von der Hand weisen.
(22.40 Uhr.) Geduldet euch einen Moment... Ihr gebraucht allerdings Redewendungen wie »von Gefühlen überschwemmt werden«
und andere sehr intuitive Feststellungen, die eure eigene tiefere Erkenntnis von Vorgängen zeigen, die euch völlig entgehen, solange ihr sie durch die Vernunft allein betrachtet. Tatsächlich lädt der Mensch die Unwetter ein. Er sucht sie sich aus, denn gefühlsmäßig versteht er sehr wohl, welche Rolle sie in seinem persönlichen Leben spielen und daß sie eine Naturnotwendigkeit sind. Durch die Offenbarungen der Urgewalten der Natur erfühlt der Mensch den gemeinsamen Ursprung seiner selbst und der Natur, und er weiß, daß diese Urgewalt tiefe emotionale Einsichten in ihm zu wecken vermag, Einsichten, deren er für seine eigene seelische und spirituelle Höherentwicklung bedarf.
Der Tod ist kein Ende, sondern eine Transformation des Bewußtseins. Die Natur mit ihren wechselnden Jahreszeiten verkündet euch diese Botschaft unablässig. Im Lichte dieses Verständnisses gesehen fordern die Katastrophen der Natur keine Opfer: Natur und Mensch spielen miteinander ihre notwendigen Rollen im größeren Rahmen der Wirklichkeit.
Die Vorstellungen jedoch, die ihr über den Tod und die Natur hegt, zwingen euch, Mensch und Natur als Widersacher zu sehen. Aufgrund dieser Vorstellungen ist die Art und Weise, wie ihr solche Vorkommnisse erlebt, schon vorprogrammiert, und so bestätigen sie nur, was ihr glaubt.
Wie ich schon früher erwähnte (in Sitzung 821) , hat sich jeder Mensch, der von einer Epidemie oder einer Naturkatastrophe betroffen wird, aus persönlichen Gründen für diese Umstände entschieden. Solche Erfahrungen können dem Individuum das Gefühl eines umfassenden Einsseins vermitteln - manchmal erscheint sogar sein Leben wie von einem ganz neuen Sinn erfüllt, auch wenn dies dem üblichen Denken als Ungereimtheit erscheinen muß.
Ende des Diktats.
(22.51 Uhr. Nachdem Seth eine halbe Seite Anmerkungen für Jane durchgegeben hatte, beendete er die Sitzung um 22.58 Uhr.) Sitzung 829, Mittwoch, den 22. März 1978
(Letzten Montag abend gab Seth eine ganz kurze persönliche Sitzung für Jane, die, wie sich herausstellte, bei doppeltem Zeilenabstand genau eine Schreibmaschinenseite mit Informationen ergab. Seth sagte, daß er »ganz spezielles Material für Ruburt« vorbereite; doch abgesehen von dem wohligen Gefühl des Entspanntseins, das Jane seither empfindet, harren wir noch der Dinge, die da kommen sollen.
Hinsichtlich Jane meine ich mit Entspannung etwas anderes, als man vielleicht vermuten könnte. Wie sie es einmal formulierte:
»Es ist eine Art - fast möchte ich sagen: profunde -
Superentspannung, geistig und körperlich zugleich. Etwas völlig anderes als Gähnen, obwohl ich vielleicht gähnen möchte. Sie wird begleitet von einer eigentümlichen Empfindung innerlichen Sinkens, ein langsames Absinken unter die Wirklichkeiten, die wir gewöhnlich wahrnehmen...
Eine derartige Entspannung ist also fast wie eine erweiterte biologische Einsicht.«
Jane wollte ungeachtet ihrer überaus angenehmen Verfassung die Sitzung abhalten. »Ich denke, ich kenne sein Thema für heute abend«, sagte sie, »aber ich weiß nicht, ob es Diktat wird oder nicht...« Dann nahm sie ihre Brille ab, als sie in Trance ging. - 21.30 Uhr.)
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