Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Inés meines Herzens: Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Inés meines Herzens: Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Inés meines Herzens: Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
Vom Netzwerk:
nicht, hatte hingegen viele Kinder mit verschiedenen Quechuafrauen und verbreitete so die Frohe Botschaft auf seine Weise. Aber zurück zu den beiden Mätressen, die Pedro aus Cuzco mitgebracht hatte. Von Catalina erfuhr ich, daß sie ihm einen Absud aus Nelkenwurz bereiteten. Vielleicht fürchtete Pedro, seine Manneskraft einzubüßen, die ihm nicht weniger bedeutete als sein soldatischer Mut, und er griff deshalb auf Wundertränke zurück und beschäftigte zwei Frauen zu seinem Pläsier. Noch war er nicht in dem Alter, daß der Mumm ihn verließ, aber um seine Gesundheit stand es nicht zum besten, und seine alten Wunden machten ihm zu schaffen. Den beiden Frauen war ein unseliges Schicksal beschieden. Nach Valdivias Tod verschwand Juana Jiménez; es heißt, sie sei von den Mapuche während eines Beutezugs im Süden verschleppt worden. María de Encio wurde bösartig und marterte ihre indianischen Dienstmädchen; angeblich sind die Gebeine der Gequälten dort im Haus begraben, das heute dem Rat der Stadt gehört, und nachts hört man ihr Wehklagen, aber auch das ist eine Geschichte, die ich nicht mehr werde erzählen können.
    Ich hielt María und Juana auf Abstand. Ich gedachte nicht, je das Wort an sie zu richten, aber dann stürzte Pedro vom Pferd und brach sich ein Bein, und sie schickten nach mir, weil ich von allen in unserer Kolonie am meisten von dieser Art Leiden verstand. Zum ersten Mal betrat ich mein früheres Zuhause, das ich mit meinen eigenen Händen erbaut hatte, und ich erkannte es nicht wieder, obwohl die Möbel noch an denselben Stellen standen. Juana, eine kleingewachsene, aber wohlgeformte Galicierin mit einem hübschen Gesichtchen, begrüßte mich devot wie eine Dienstmagd und führte mich in das Schlafgemach, das ich einst mit Pedro geteilt hatte. Dort saß María, schniefte inein Taschentuch und kühlte mit feuchten Umschlägen die Stirn des Verletzten, der mehr tot als lebendig im Bett lag. María warf sich mir entgegen, küßte mir schluchzend vor Dankbarkeit und Furcht die Hände – was sollte nur aus ihr werden, wenn Pedro starb? –, aber ich machte mich sanft, um sie nicht zu kränken, von ihr los und trat ans Bett. Als ich das Laken zurückschlug und das an zwei Stellen gebrochene Bein sah, dachte ich, das beste würde sein, es oberhalb des Knies zu amputieren, ehe es vom Wundbrand erfaßt würde, aber vor dieser Operation hat es mir immer gegraust, und ich fühlte mich außerstande, sie an diesem Leib durchzuführen, den ich einst geliebt hatte.
    Ich empfahl mich der Jungfrau an und schickte nach dem Tierarzt und dem Hufschmied, die mir beim Einrichten der Knochen helfen sollten, da der Arzt sich als ewig betrunkener Nichtsnutz erwiesen hatte. Es war einer dieser unglücklichen Knochenbrüche, die sich nur schwer behandeln lassen. Auf gut Glück tastend, mußte ich die Knochen in die richtige Lage bringen, und nur durch ein Wunder gelang es einigermaßen gut. Catalina betäubte den Patienten mit einem ihrer wirkmächtigen, in Schnaps gelösten Pülverchen, aber selbst im Tiefschlaf stöhnte Pedro vor Schmerz, und später mußte man ihn bei jedem Verbandswechsel zu mehreren festhalten. Ich tat meine Arbeit ohne Schadenfreude oder Groll, versuchte dem Patienten Schmerzen zu ersparen, auch wenn das letztlich unmöglich war. Um ehrlich zu sein, dachte ich keinen Moment an seinen Verrat. Mehr als einmal muß Pedro geglaubt haben, er werde die Schmerzen nicht überleben, deshalb diktierte er González de Marmolejo sein Testament, drückte sein Siegel darauf und ließ es hinter drei Schlössern in der Amtstube des Rats verwahren. Als man es nach seinem Tod öffnete, war darin unter anderem verfügt, daß Rodrigo de Quiroga ihm als Gouverneur nachfolgen sollte. Ich muß zugeben, daß Pedro von seinen beiden spanischen Mätressen mit Hingabe gepflegt wurde,und auch deshalb konnte er schließlich wieder laufen, auch wenn er bis an sein Lebensende humpeln sollte.
    Juan Gómez mußte niemanden foltern, um herauszufinden, wer für Sultáns Ende verantwortlich war; schon nach einer halben Stunde stand fest, daß Felipe die Untat begangen hatte. Ich wollte es erst nicht glauben, weil der Mapuchejunge das Tier doch geliebt hatte. Einmal, als Sultán bei einem Gefecht gegen die Indios in Marga-Marga verletzt worden war, hatte Felipe ihn wochenlang gepflegt, hatte die Nächte bei ihm gewacht, ihn mit der Hand gefüttert, ihn geputzt und seine Wunden behandelt, bis sie verheilt waren. Pedro hatte die

Weitere Kostenlose Bücher