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Inés meines Herzens: Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Inés meines Herzens: Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Inés meines Herzens: Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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geheim. Bei seiner Ankunft fand er die Stadt zu seinem Empfang herausgeputzt, wohlgediehen und in bester Ordnung, denn Rodrigo de Quiroga hatte ihn mit glücklicherHand zu vertreten gewußt. In den zwei Jahren seit seinem Fortgang hatte sich vieles zum Guten entwickelt. Rodrigos Haus an der Plaza war unter meiner Leitung umgebaut und in eine Residenz verwandelt worden, die des stellvertretenden Gouverneurs würdig war. Da mir noch etwas Schwung blieb, ließ ich einige Straßen weiter ein zweites Haus bauen, daß ich Dir, Isabel, schenken wollte, wenn Du einmal heiraten würdest. Daneben besaßen wir einige sehr behagliche Gutshäuser auf dem Land; ich mag die Gebäude weitläufig, mit hohen Decken, Arkadengängen, einem Obstgarten und einem mit Kräutern und Blumen. Im dritten Hof bringe ich gut geschützt die Tiere unter, damit sie nicht gestohlen werden. Für meine Bediensteten sehe ich anständige Zimmer vor; es ist ein Elend, daß manche Siedler ihre Pferde besser beherbergen als das Gesinde. Ich habe meine bescheidene Herkunft nicht vergessen, vertrage mich daher gut mit meinen Bediensteten, und die haben stets treu zu mir gestanden. Sie sind meine Familie. In jenen Jahren führte Catalina, die damals noch kräftig und kerngesund war, den Haushalt in Santiago, ich hielt aber weiter die Augen offen, damit niemand meine Indios schlecht behandelte. Ich hatte von früh bis spät zu tun. Neben meinen verschiedenen Geschäften und den Bauarbeiten stand ich Rodrigo bei seinen Regierungsentscheidungen zur Seite, und dann durfte ich ja auch die Wohlfahrt nicht vergessen, von der es nie genug geben kann. Die Schlange der bedürftigen Indios, die täglich in unserer Küche aßen, reichte einmal rund um den Platz, und Catalina beklagte sich so bitter über das Kommen und Gehen und den Schmutz, daß ich mich schließlich dazu entschloß, einige Straßen weiter ein Lokal für die Armenspeisung einzurichten. Mit einem Schiff aus Panama war Doña Flor zu uns gekommen, eine Negerin aus dem Senegal, die vorzüglich kochte und sich der Idee annahm. Du weißt, wen ich meine, Isabel, Du kennst sie. Sie kam barfuß nach Chile, und heute geht sie in brokatnenGewändern und bewohnt ein Haus, um das die führenden Damen von Santiago sie beneiden. Was sie zubereitete, war so gut, daß die feinen Herrschaften der Stadt sich beklagten, weil die Bettler besser aßen als sie; das brachte Doña Flor auf den Gedanken, die Armenspeisung zu finanzieren, indem sie exquisite Gerichte für die Wohlhabenden anbot, wodurch nebenbei auch etwas Geld für sie herausspringen konnte. Sie wurde reich damit, und das ist schön für sie, nur war ich wieder so gescheit wie zuvor, denn kaum daß sich ihre Taschen mit klingender Münze füllten, vergaß sie die Armen, die erneut an meine Tür kamen. Und so ist es bis heute geblieben.
    Als bekannt wurde, daß Valdivia unterwegs nach Santiago war, wirkte Rodrigo besorgt, weil er nicht wußte, wie er der Lage gerecht werden sollte, ohne jemanden vor den Kopf zu stoßen; er war seinem Amt verpflichtet und loyal gegenüber seinem Freund, wünschte aber auch, mich zu beschützen. Wir hatten meinen früheren Geliebten seit über zwei Jahren nicht gesehen, und seine Abwesenheit war uns sehr gelegen gekommen. Mit seiner Ankunft würde ich nicht mehr die Frau des Gouverneurs sein, und belustigt fragte ich mich, ob María de Encio dieser Aufgabe wohl gewachsen wäre. Ich hatte Mühe, sie mir in meiner Rolle vorzustellen.
    »Ich weiß, was dich bedrückt, Rodrigo. Sei unbesorgt, es wird keinen Ärger geben mit Pedro«, sagte ich zu meinem Mann.
    »Vielleicht wäre es besser, wenn du mit Isabel aufs Land gehst …«
    »Ich denke nicht daran, zu fliehen. Diese Stadt ist auch meine Stadt. Aus den Regierungsgeschäften halte ich mich heraus, solange er hier ist, aber ansonsten lebe ich weiter wie bisher. Meine Knie werden gewiß nicht weich, wenn ich ihn sehe«, sagte ich und lachte.
    »Du wirst ihm oft begegnen, Inés, das ist unvermeidlich.«
    »Nicht nur das, Rodrigo. Wir müssen ein Bankett für ihn ausrichten.«
    »Ein Bankett?«
    »Aber natürlich, nach ihm bist du die höchste Autorität im Land, also gebietet es der Anstand, daß wir ihn bewirten. Wir laden ihn zusammen mit dieser María de Encio ein, und wenn er will, kann er die Galicierin auch mitbringen. Wie heißt sie noch gleich?«
    Rodrigo setzte die zweifelnde Miene auf, mit der er meine Vorhaben häufig quittierte, aber ich hauchte ihm einen Kuß auf die Stirn

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