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Inés meines Herzens: Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Inés meines Herzens: Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Inés meines Herzens: Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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erblickte, Verehrteste«, sagte er.
    Durch Don Benito erfuhren wir Einzelheiten über die unglückselige Reise des Diego de Almagro. Er sagte, der Adelantado habe es zugelassen, daß seine Männer Untaten begingen, die eines Christenmenschen unwürdig seien. Aus Cuzco habe man Tausende und Abertausende Indios verschleppt, sie mit Ketten und Seilen um den Hals aneinandergebunden, damit sie nicht wegliefen. Wenn einer starb, hieb man ihm kurzerhand den Kopf ab, weil man sich die Mühe sparen wollte, anzuhalten und die Reihe der Gefangenen loszubinden, die sich über das Gebirge schleppte. Fehlten indianische Träger und Gehilfen, fielen die Spanier wie Dämonen über wehrlose Dörfer her, schlugen dieMänner in Ketten, schändeten und verschleppten die Frauen, töteten die Kinder oder ließen sie allein zurück, raubten alle Vorräte und Tiere und brannten dann die Hütten und Felder nieder. Sie bürdeten den Trägern übermenschliche Lasten auf, selbst neugeborene Fohlen mußten die sich über die Schulter legen, und die Spanier ließen sich in Sänften und Hängematten tragen, um die Pferde zu schonen. In der Wüste gab es mehr als einen Spanier, der sich eine indianische Wöchnerin an den Sattel band und ihre Milch saugte, weil es sonst keine Flüssigkeit gab, und das Kind blieb im heißen Sand zurück. Wenn ein Indio vor Erschöpfung zusammenbrach, wurde er von den schwarzen Aufsehern zu Tode gepeitscht, und so groß war der Hunger unter den gequälten Indios, daß sie in ihrer Verzweiflung ihre toten Kameraden aßen. Ein Spanier, der keine Gnade kannte und viele Indios tötete, galt als wackerer Mann, wer es nicht tat, als feige. Valdivia bedauerte, was er da hörte, und war sicher, daß er es zu vermeiden gewußt hätte, doch schob er alles auf die Wirren des Krieges, wie er sie Jahre zuvor während der Plünderung Roms erlebt hatte. Leid und noch mehr Leid, Blut auf dem Weg, Blut der Gepeinigten, Blut, das die Peiniger herabwürdigt.
    Don Benito hatte die Entbehrungen der Reise am eigenen Leib erfahren und beschrieb uns die Atacamawüste, die er auf dem Rückweg nach Peru durchquert hatte. Mit uns würde er diesen Weg nun in umgekehrter Richtung gehen.
    »Nicht nur die Bedürfnisse der Soldaten gilt es zu bedenken«, schärfte er mir ein. »Auch das Wohlergehen der Indios muß uns kümmern, sie brauchen Kleidung, Nahrung und Wasser. Ohne sie werden wir nicht weit kommen.«
    Ich wußte es wohl, doch um mit unseren Mitteln tausend Yanaconas auszurüsten, hätte es der Zauberei bedurft.
    Unter den wenigen Soldaten, die uns nach Chile begleiten würden, war auch Juan Gómez, ein stattlicher und mutiger junger Offizier, Neffe des verstorbenen Diego de Almagro. Eines Tages kam er zu mir, knetete verlegen seine samtene Mütze mit den Händen und gestand mir schließlich seine Verbindung mit einer Inkaprinzessin, die auf den Namen Cecilia getauft war.
    »Wir lieben uns sehr, Doña Inés, wir können uns nicht trennen. Cecilia möchte nach Chile mitkommen.«
    »Dann nehmt sie mit!«
    »Don Pedro de Valdivia wird es gewiß nicht gestatten.« Er sah auf seine Stiefel. »Cecilia ist guter Hoffnung.«
    Das war allerdings heikel. Pedro hatte keinen Zweifel daran gelassen, daß wir uns auf unserem beschwerlichen Weg nicht mit Frauen in diesem Zustand belasten konnten, aber wie Juan Gómez da so beklommen vor mir stand, fühlte ich mich verpflichtet, ihm eine Hand zu reichen.
    »Im wievielten Monat ist sie?«
    »Im dritten, vielleicht im vierten.«
    »Euch ist bewußt, wie gefährlich das für sie werden kann?«
    »Cecilia ist sehr zäh, sie wird die notwendigen Annehmlichkeiten haben, und ich helfe ihr, Doña Inés.«
    »Eine verwöhnte Prinzessin und ihr Gefolge werden uns nur Ärger machen.«
    »Cecilia wird keine Last sein. Ich versichere Euch, man wird sie im Troß kaum bemerken …«
    »Na schön, Don Juan, fürs erste solltet Ihr mit niemandem darüber sprechen. Ich werde sehen, wie und wann ich es Generalhauptmann Valdivia sage. Bereitet Euch derweil auf den baldigen Aufbruch vor.«
    Zum Dank brachte mir Juan Gómez einen schwarzen Welpen mit drahtigem Fell, so fest wie Schweinsborsten, der zu meinem ständigen Begleiter wurde. Ich nannte ihn Baltasar, weil es der 6. Januar war, Dreikönig. Dieser Hundwar der Stammvater eines Geschlechts völlig gleich aussehender Hunde, die über vierzig Jahre an meiner Seite sein sollten. Zwei Tage später besuchte mich auch die Inkaprinzessin in einer von vier Männern getragenen

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