Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Inés meines Herzens: Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Inés meines Herzens: Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Inés meines Herzens: Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
Vom Netzwerk:
bei Kasse, daß Valdivia ihnen Mittel für Waffen und Pferde zur Verfügung stellen mußte, genau wie Diego de Almagro es vor ihm getan hatte, wohlwissend, daß er die investierten Gelder nie wiedersehen würde. Selbst für das Unverzichtbare reichten die neuntausend Peso hinten und vorne nicht, also verschaffte Pedro sich zusätzliche Mittel bei einem skrupellosen Kaufmann, dem er die Hälfte aller durch die Eroberung erzielten Einnahmen zusichern mußte.
    Ich ging zur Beichte beim Bischof von Cuzco, den ich mir zuvor mit bestickten Altartüchern für seine Sakristei gewogen gemacht hatte, weil ich sein Einverständnis für die Reise brauchte. Da ich das Dokument von Pizarro bereits in Händen hielt, war ich meiner Sache mehr oder wenig sicher, aber bei Ordensleuten kann man nie wissen, zu schweigen von Bischöfen. In der Beichte blieb mir nichts anderes übrig, als die nackte Wahrheit über mein Liebesleben zu sagen.
    »Ehebruch ist eine Todsünde«, mahnte er mich.
    »Ich bin Witwe, Hochwürden. Ich beichte meine Unzucht, die eine schwere Sünde ist, nicht aber Ehebruch, der schwerer wiegt.«
    »Ohne Reue und ohne den festen Vorsatz, nicht erneut zu sündigen, Tochter – wie soll ich Euch da freisprechen?«
    »So wie Ihr all die Spanier in Peru freisprecht,Hochwürden, die andernfalls geraden Weges in die Verdammnis gingen.«
    Er gab mir die Absolution und die Erlaubnis. Dafür versprach ich ihm, in Chile eine Kirche zu Ehren unserer Señora del Socorro zu errichten, aber er bevorzugte unsere Señora de las Mercedes, was ja nur ein anderer Name ist, warum sollte ich mich also mit dem Bischof anlegen.
    Unterdessen war Pedro damit beschäftigt, Soldaten zu rekrutieren und die notwendigen Yanaconas, die indianischen Hilfstruppen, zu bekommen, kaufte Waffen, Munition, Zelte und Pferde. Ich kümmerte mich um die weniger wichtigen Dinge, über die sich große Männer nur selten den Kopf zerbrechen, wie Verpflegung, Ackergerät, Küchenutensilien, Lamas, Kühe, Maultiere, Schweine, Hühner, Saatgut, Decken, Stoffe, Wolle und vieles mehr. Die Ausgaben stiegen ins Uferlose, und ich mußte meine gesammelten Ersparnisse aus dem Versteck holen und das Geschmeide verkaufen, das ich sowieso nicht trug und für den Fall aufbewahrt hatte, daß ich es brauchen würde, und wozu hätte ich es besser brauchen können als für die Eroberung Chiles? Wenn ich ehrlich bin, habe ich Schmuck sowieso nie gemocht, erst recht nicht solch protzigen, wie Pedro ihn mir schenkte. Die wenigen Male, die ich ihn trug, kam es mir vor, als würde meine Mutter mich stirnrunzelnd ansehen und sagen, es schicke sich nicht, in der Öffentlichkeit aufzufallen und den Neid anderer zu wecken. Der deutsche Arzt schenkte mir eine kleine Truhe mit Löffeln, Zangen und anderen chirurgischen Instrumenten und etlichen Arzneimitteln: Quecksilber und versüßtes Quecksilber, feines Bleiweiß, pulverisierte Jalapenwurzel, Quecksilberpräzipitat, Weinstein, Bleizucker, Königssalbe, Antimonglanz, Drachenblut, Höllenstein, armenischer Bolus, Terra japonica und Äther. Catalina warf einen Blick auf die Tiegel und zuckte geringschätzig die Achseln. Sie würde ihre Beutel mit heimischen Kräutern mitnehmen, die sie unterwegs durch die Heilpflanzen Chiles zu ergänzen gedachte. Außerdem bedrängte sie mich, auch an den Badezuber zu denken, denn nichts belästigte sie mehr als der Gestank der Viracochas, und sie war überzeugt, daß fast alle Krankheiten vom Schmutz herrühren.
    Ich war ganz in diese Vorbereitungen vertieft, als ein älterer Mann an meine Tür klopfte, der mit seinem Kindergesicht wie ein Simpel aussah und sich als Don Benito vorstellte. Der Schein trog, er war einer von Almagros Männern, war gestählt durch jahrelange Feldzüge und der einzige, der sein Herz an Chile verloren hatte, auch wenn er das vor anderen nicht laut auszusprechen wagte, weil man ihn für verrückt erklärt hätte. Er war nicht weniger zerlumpt als die übrigen »Chilenen«, trat jedoch in großer soldatischer Würde auf und wollte weder Geld leihen noch Bedingungen für die Teilnahme an der Expedition stellen, sondern lediglich dabeisein und uns seine Hilfe anbieten. Wie Valdivia war auch er überzeugt, daß sich in Chile eine gerechte und redliche Gesellschaft würde begründen lassen.
    »Dieses Land erstreckt sich über tausend Meilen von Norden nach Süden, im Westen ist es vom Meer umspült, im Osten von majestätischen Bergen begrenzt, wie man sie in Spanien niemals

Weitere Kostenlose Bücher