Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Inés meines Herzens: Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Inés meines Herzens: Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Inés meines Herzens: Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
Vom Netzwerk:
warnte mich Catalina, als sie davon hörte. Sie hatte ihn nie gesehen, aber ihren Muscheln blieb er nicht verborgen.
    Endlich, an einem warmen Morgen im Januar 1540, war es so weit. Francisco Pizarro war mit etlichen seiner Offiziere aus der Stadt der Könige gekommen, um Valdivia zu verabschieden, und hatte als Geschenk einige Pferde mitgebracht, das war alles, was er zu der Expedition beitrug. Seit Sonnenaufgang schallten die Kirchenglocken und versetzten die Vögel am Himmel und die Tiere in den Straßen in Aufregung. Der Bischof hielt eine gesungene Messe, an der wir alle teilnahmen, und gemahnte uns in seiner Predigt an den Glauben und die Pflicht, das Kreuz an jeden Ort des Erdenrunds zu tragen; dann trat er hinaus auf den Platz, um den tausend Yanaconas, die bei der Ausrüstung und den Tieren warteten, seinen Segen zu spenden. Jeder Gruppe von Indios stand ein Kazike vor, der seinerseits den schwarzen Aufsehern unterstand, und diese hatten den Weisungen der Viracochas zu gehorchen. Ich glaube nicht, daß die Indios den bischöflichen Segen zu schätzen wußten, abervielleicht sahen sie in der strahlenden Sonne dieses Morgens das gute Omen. Die meisten waren junge Männer, manche wurden von ihren aufopferungsvollen Frauen begleitet, die ihre Kinder in Cuzco zurücklassen mußten – für immer. Und natürlich hatten die Soldaten ihre Buhlen dabei, deren Zahl auf dem Weg noch anwuchs durch Mädchen, die aus überfallenen Dörfern geraubt wurden.
    Don Benito wies mich auf die Unterschiede zwischen der ersten Expedition und unserer hin. Almagro war an der Spitze von fünfhundert Soldaten in glänzenden Rüstungen aufgebrochen, über ihren Köpfen flatterten neue Fahnen und Standarten, es wurde aus voller Kehle gesungen, viele Ordensbrüder trugen große Kreuze, und zum Klang von Pauken und Trompeten setzten sich die Reiter in Bewegung und mit ihnen Tausende und Abertausende mit Ausrüstung beladene Yanaconas und herdenweise Pferde und anderes Vieh. Dagegen waren wir ein recht kläglicher Haufen, nur elf Soldaten, neben Pedro de Valdivia und mir, die ich immerhin auch bereit war, das Schwert zu führen, sollte das nötig sein.
    »Daß wir wenige sind, muß uns nicht kümmern, teuerste Doña Inés, das werden Kampfeswille und guter Mut wettmachen. Und, so Gott will, schließen sich uns auf dem Weg andere Tapfere an«, versicherte mir Don Benito.
    Pedro de Valdivia ritt vorneweg, dahinter folgten sein Oberfeldmeister und Juan Gómez, der als Profos für die polizeiliche Verfolgung von Vergehen innerhalb der Truppe zuständig war, dann Don Benito und die anderen Soldaten. Pedro sah prächtig aus, wie er da in voller Rüstung, mit dem Federbusch an der Sturmhaube und den funkelnden Waffen auf seinem stolzen arabischen Roß Sultán saß. Weiter hinten kamen Catalina und ich, ebenfalls zu Pferd. Ich hatte unsere Señora del Socorro in meiner Satteltasche verstaut, und Catalina trug den Welpen Baltasar im Arm, weil er sich an den Geruch der Indios gewöhnen sollte. Wirwollten einen guten Wachhund aus ihm machen, keinen Mörder. Cecilia hatte sich mit ihrem Gefolge indianischer Dienerinnen unter die Soldatenfrauen gemischt. Dahinter folgten in endloser Reihe das Vieh und die Träger, von denen viele weinten, weil man sie in den Dienst gepreßt hatte und sie ihre Familien zurücklassen mußten. Die schwarzen Aufseher flankierten den langen Zug der Indios. Sie waren als grausam verschrien und wurden mehr gefürchtet als die Viracochas, aber Valdivia hatte befohlen, daß harte Bestrafung oder Marter nur mit seiner Einwilligung zu geschehen hatte; die Aufseher durften einzig die Peitsche einsetzen, und auch die nur maßvoll. Dieser Befehl lockerte sich mit der Zeit, und bald war ich die einzige, die sich seiner entsann. Unter das Läuten der Kirchenglocken, die weiter von allen Türmen schallten, mischten sich Abschiedsrufe, das Hufgetrappel der Pferde, das Klirren von Zaumzeug, die gedehnte Klage der Yanaconas und der dumpfe Tritt ihrer nackten Füße auf der Erde.
    Azurblau strahlte der Himmel, als wir Cuzco und die mächtige Feste von Sacsayhuamán hinter uns ließen. Beim Auszug aus der Stadt hatte Pedro unüberhörbar für den Gouverneur und sein Gefolge, für den Bischof und die ganze Bevölkerung Cuzcos, die zu unserem Abschied versammelt war, mit fester und herausfordernder Stimme gerufen:
    »An meine Seite, Doña Inés Suárez!« Und als ich an den Soldaten vorbei zu ihm aufschloß und mein Pferd neben seinem war,

Weitere Kostenlose Bücher