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Inés meines Herzens: Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Inés meines Herzens: Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Inés meines Herzens: Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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immer tiefer hinein ins Unterholz, bis wir einen Platz fernab des Weges fanden. Juan scharrte Blätter für ein Nest zusammen, zog sein Wams aus, damit ich mich setzen konnte, und dann unterwies er mich ohne jede Hast in den Zeremonien der Lust. Wir hatten Oliven mitgebracht, Brot, eine Flasche Wein, den ich meinem Großvater gestohlen hatte und den wir ausgelassen Schluck für Schluck aus dem Mund des anderen tranken. Küsse, Wein, Lachen, die Hitze, die vom Boden aufstieg, und wir beide verliebt. Er zog mir Bluse und Hemd aus, sog an meinen Brüsten, sagte, sie seien wie reife und süße Pfirsiche, auch wenn sie mir eher wie harte Pflaumen schienen. Und weiter erforschte er mich mit der Zunge, bis ich glaubte, vor Verlangen und Lust zu vergehen. Ich weiß noch, wie er sich rücklings auf den Blättern ausstreckte und mich nackt, feucht von Schweiß und Begehren auf sich reiten ließ, damit ich den Rhythmus unseres Tanzes vorgab. So verlor ich behutsam und wie im Spiel, ohne Furcht oder Schmerzen meine Jungfräulichkeit. Im Moment des Aufruhrs hob ichden Blick zur grünen Kuppel des Waldes und weiter hinauf zum gleißenden Sommerhimmel und schrie lange aus reiner, ungetrübter Freude.
    War Juan nicht da, kühlte meine Leidenschaft ab, mein Zorn wallte auf, und ich war entschlossen, ihn aus meinem Leben zu verbannen. Aber kaum daß er mit einer hingehauchten Entschuldigung auf den Lippen und seinen wissenden Händen eines guten Liebhabers wieder vor mir stand, war ich ganz sein. Und alles begann von vorn: Verführung, Versprechungen, Hingabe, die Seligkeit der Liebe und das Leid einer neuerlichen Trennung. Das erste Jahr zerrann, ohne daß wir einen Tag für die Hochzeit festlegten, das zweite und auch das dritte. Mittlerweile war mein Ruf kaum mehr zu retten, die Leute raunten, wir würden hinter geschlossenen Türen Ferkeleien treiben. Das stimmte zwar, aber beweisen konnte es niemand, wir sahen uns vor. Dieselbe Zigeunerin, die mir ein langes Leben verhieß, verkaufte mir auch für ein paar Münzen das Geheimnis, um nicht schwanger zu werden: ein Schwämmchen, das ich mit Essig getränkt tief in die Scheide einführte. Meine Schwester Asunción und meine Freundinnen rieten mir, wenn ich meinen Bräutigam gefügig machen wollte, sollte ich mich verweigern, doch das hätte selbst eine heilige Märtyrerin bei Juan de Málaga nicht vermocht. Ich selbst suchte ja jede Gelegenheit für die Liebe, und das nicht nur hinter geschlossenen Türen. Juan besaß die außergewöhnliche Gabe, die mir bei keinem anderen begegnet ist, mich im Nu und in den unglaublichsten Posituren glücklich zu machen. Meine Lust war ihm wichtiger als die eigene. Die Landkarte meines Körpers kannte er in- und auswendig, und er brachte mir bei, wie ich auch allein genießen konnte. »Sieh nur, wie schön du bist, Mädchen«, sagte er. Ich teilte seine schmeichelhafte Meinung nicht, war aber stolz, daß ich die Begierden des schmucksten Mannes der Extremadura weckte. Hätte mein Großvater geahnt, daß wir unsselbst in den dunklen Winkeln der Kirche wie die Karnickel benahmen, wir wären beide des Todes gewesen; wenn es um seine Ehre ging, kannte er kein Pardon. Und diese Ehre war nicht zuletzt von der Sittsamkeit der Frauen seiner Familie abhängig, deshalb packte ihn, als die ersten Gerüchte an seine behaarten Ohren drangen, die heilige Wut, und er drohte mir, mich mit Stockschlägen in die Hölle zu schikken. »Nur Blut wäscht die befleckte Ehre rein«, brüllte er. Meine Mutter baute sich vor ihm auf, stemmte die Hände in die Hüften, sah ihn an mit diesem Blick, der einem Stier in vollem Lauf Einhalt gebieten konnte, und stellte klar, daß ich zur Heirat jederzeit bereit war und es nur bei Juan noch haperte. Da griff mein Großvater auf seine Freunde von der Bruderschaft vom Wahren Kreuz zurück, allesamt einflußreiche Herrschaften in Plasencia, um meinen widerspenstigen Bräutigam, der sich zu lang schon bitten ließ, an die Kandare zu nehmen.
    Wir heirateten an einem strahlenden Dienstag im September, Markttag auf der Plaza Mayor, durch die Straßen wehte der Duft von Blumen, Früchten und frischem Gemüse. Nach der Trauung nahm Juan mich nach Malaga mit, wo wir ein gemietetes Zimmer mit Fenstern zur Straße bezogen, das ich mit Spitzengardinen und mit Möbeln aus der Werkstatt meines Großvaters zu verschönern versuchte. Juan brachte nichts in die Ehe mit als seine hochfliegenden Vorhaben, war aber weiter ungestüm wie ein junger

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