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Ines oeffnet die Tuer

Ines oeffnet die Tuer

Titel: Ines oeffnet die Tuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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verirrst.«
    Er hatte in der Lampe eine neue Kerze entzündet und reichte sie ihr zusammen mit dem Foto.
    Ines lugte durch den Türspalt in den Gang.
    Â»Wo komme ich eigentlich heraus?«, fragte sie. »Hoffentlich nicht in Athen!«
    Er lachte. »Nein, das glaube ich nicht. Das Refugium bringt einen stets an einen vertrauten Ort. Denk an jemanden, den du vermisst oder wiedersehen willst. So habe ich es immer gemacht.«
    Der Fasan krähte zustimmend.
    Â»Dann will ich mal aufbrechen«, sagte Ines. »Danke für alles, Vopelian!«
    Sie wollte sich schon umdrehen. Aber ihr fiel doch noch etwas an. »Sehen wir uns denn wieder?«
    In seinen Bernsteinaugen glomm die Wärme echter Freundschaft.
    Â»Aber natürlich. Wer einmal mein Gast war, ist in diesem Raum immer willkommen.«
    Â 

47.
    Der Gang hinter der Tür war staubig und düster. Ines war heilfroh, dass Vopelian ihr die Lampe mitgegeben hatte. So konnte sie wenigstens sehen, wohin sie lief. Der Boden war mit Geröll bedeckt. Ein paar Mäuse huschten umher und Ines spürte ein klebriges Gespinst in ihrem Gesicht. Spinnweben!
    Â»Igitt!«, rief sie und wischte sie mit der Hand weg. Sie hasste Spinnen!
    An den Wänden erkannte sie griechische Zeichen, die mit Ruß auf den Stein gemalt waren. Dann stolperte sie fast über einen Gegenstand, der im Staub lag – ein verrostetes Schwert, pechschwarz verkrustet. Daneben lag ein Knochen. Ines wagte nicht, ihn sich näher anzuschauen.
    Vielleicht hat hier ein Kampf getobt, überlegte sie, vor langer, langer Zeit.
    Sie wollte schon weitergehen, als hinter ihr etwas raschelte.
    Ines fuhr herum. Die Schatten im Gang tanzten im Schein der Bronzelampe.
    Â»Basileides!«, rief sie erstaunt, als sie den Fasan erblickte. Sein Gefieder glänzte im Licht der Laterne.
    Â»Bist du mir etwa gefolgt? Das wird Vopelian aber nicht gefallen, wenn du ihn allein lässt.«
    Der Vogel reckte herrisch den Schnabel in die Höhe, was so viel heißen sollte wie: Ein König macht, was er will!
    Â»Geh zurück«, sagte Ines und wedelte mit der Hand, um Basileides zu verscheuchen. »Ich kann dich hier nicht brauchen.«
    Aber er gehorchte nicht, sondern blieb im Gang stehen und beäugte das Mädchen herablassend.
    Â»Du lässt dir wohl von niemandem etwas sagen«, seufzte Ines. »Aber von mir aus … dann trottest du mir eben hinterher.«
    Insgeheim fragte sie sich, was der Vogel eigentlich von ihr wollte. Bewachte er sie? Oder war er einfach nur neugierig, weil er das Refugium seit zweitausend Jahren nicht mehr verlassen hatte?
    Der Gang machte eine Biegung und Ines stand erneut vor einer Tür. Diesmal war sie wieder aus Holz, ähnlich jener, die sie aus ihrem Refugium kannte. Ihre Hand umfasste die silberne Klinke einer Frau mit wehendem Gewand.
    Â»Aber wo führt diese Tür mich hin?«, wisperte sie und blickte den Fasan an. Der konnte ihr natürlich nicht weiterhelfen.
    Sie folgte also Vopelians Ratschlag und dachte an die Person, die sie im Augenblick am meisten vermisste.
    Dann zog sie die Tür auf.
    Sonnenlicht blendete sie und ein warmer Sommerwind schlug ihr entgegen. Ines hörte Vögel zwitschern, sah Baumwipfel über sich und neben der Tür einen wilden Rosenstock in voller Blüte.
    Sie trat ins Freie.
    Â»Aber … diesen Ort kenne ich!«, rief sie laut.
    Es war der Garten des Alten Museums. Ihr geheimer Freundschaftsort!
    Erleichtert stellte sie die Bronzelampe neben der Tür ab. Der Gang endete genau im Pavillon des Gartens. Seine Eingangspforte hatte ihren Platz mit der rätselhaften Tür getauscht … was natürlich unmöglich war, denn der Gang war viel zu lang gewesen, um in den Pavillon zu passen. Aber über solche Widersprüche wunderte sich Ines längst nicht mehr.
    Â»Wie spät mag es sein?« Sie blinzelte zur Sonne, die über ihr stand. Mittagszeit also. Dann musste eine ganze Nacht und ein halber Tag verstrichen sein, seit sie im Refugium verschwunden war!
    Sie blickte zum Säulengang vor dem Museum. Zerdepperte Bierflaschen lagen auf den Treppen, eine zerknüllte Zeitung, eine Coladose …
    â€¦ und dann hörte sie Schritte.
    Hinter einer Säule stürzte Sonja hervor.
    Sie bemerkten sich im gleichen Moment und rissen beide die Augen auf.
    Â»Ines?«
    Â»Sonne?«
    Ines rannte durch den Garten auf ihre Freundin zu, die sie kopfschüttelnd

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