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Ines oeffnet die Tuer

Ines oeffnet die Tuer

Titel: Ines oeffnet die Tuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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wiegte den Kopf hin und her und scharrte auf dem Mosaikboden. Dann fuhr sein Schnabel mehrmals in die Höhe, als wollte er damit auf die Wand hinter Ines zeigen.
    Ines drehte sich um.
    Sie verstand erst nicht, was der Fasan meinte, denn die Wand war kahl bis auf das eingelassene Mosaik.
    Aber dann erkannte sie das Abbild einer Tür.
    Es war sorgsam aus schwarzen und türkisen Steinen zusammengefügt. Dort, wo sich der Türgriff hätte befinden sollen, waren die Steinchen silbern – und zeigten die Gestalt einer Frau mit wehendem Gewand!
    Â»Das glaube ich nicht«, entfuhr es Ines.
    Basileides gackerte gönnerhaft.
    Â»Das soll die Tür sein?« Sie legte die flache Hand auf das Mosaik, konnte aber nur die rauen Kanten der Steine fühlen.
    Â»Wie soll ich sie benutzen? Wie kann ich sie öffnen?«
    Die Lider des Fasans schlossen sich, als würde er sich über ihre Dummheit ärgern.
    Ines betrachtete das Mosaik.
    Â»Vielleicht muss ich nur fest daran glauben, dass es eine Tür ist. Oder es mir einfach wünschen.«
    Sie atmete ein, streckte ihre Hand nach vorn und versuchte die schwebende Frau zu ergreifen.
    Als ihre Finger das Gestein berührten, verschmolzen sie damit. Ihre Hand war plötzlich Teil des Mosaiks. Sie konnte sehen, wie ihre Finger durch die Steine wanderten. Zugleich spürte sie in ihnen … eine Klinke.
    Der Türgriff!
    Ohne zu zögern, drückte Ines ihn herab.
    In der Wand knirschte es. Mit aller Kraft zog Ines an dem Griff, den sie spüren, aber nicht sehen konnte.
    Hinter ihr stieß der Fasan einen Schrei aus.
    Â 
    Aus dem Mosaik schwang langsam – in einer Wolke herabrieselnden Staubs – eine Tür in den Raum. Sie war schwer, Ines hatte große Mühe, sie aufzuziehen. Staub drang in ihre Nase und sie musste niesen.
    Staunend betrachtete sie die Tür. Sie war nicht aus Holz, sondern aus Stein, bis auf den silbernen Griff, der wie in ihrem eigenen Refugium einer schwebenden Frau glich.
    Ines spähte durch den Türspalt und erkannte einen düsteren Gang. Es roch muffig darin.
    Â»Du hast die Tür also gefunden?«, hörte sie Vopelians Stimme.
    Er hatte sich ihr von hinten genähert. In seinen Händen hielt er die Bronzelampe und das Foto. Sein Blick war auf die Tür gerichtet.
    Â»Ja, das ist sie«, setzte er dann seufzend hinzu. »Ich hatte sie wirklich vergessen.«
    Â»Basileides hat sie mir gezeigt!«, rief Ines.
    Â»Tatsächlich?« Verblüfft sah Vopelian auf seinen Fasan. Der drehte arrogant den Kopf zur Seite. »Dann scheint er dich wohl zu mögen. Das liegt bestimmt an deinem Kleid. Er hält dich für eine Prinzessin mit königlichem Blut.«
    So fühlte Ines sich nicht gerade. Ihre Beine waren noch immer schwer, die Hand schmerzte, in ihren Haaren hing Staub, und sie merkte plötzlich, dass sie schrecklich müde war. Aber die Entdeckung der Tür verlieh ihr neue Kraft.
    Â»Willst du hindurchgehen?«, fragte Vopelian traurig.
    Sie nickte.
    Â»Dann muss es so sein. Ich hatte gehofft, du würdest eine Weile bei mir und Basileides bleiben. Aber ich verstehe dich. Du willst fort, so wie Benjamin. Er wollte auch nicht verweilen und verschwand wieder im Nebel.«
    Zögernd hob er das Foto.
    Â»Dieses Bild … du hieltest es vorhin in der Hand. Ich habe es mir angesehen.«
    Er deutete auf die Fotografie von Agnes und dem schwarzhaarigen Jungen.
    Â»Es ist präzise gezeichnet«, sagte er. Offenbar kannte er den Unterschied zwischen einem Foto und einem gemalten Bild nicht. »Dieses Mädchen, bist du das?«
    Â»Nein«, sagte Ines. »Das ist Agnes, meine Oma, als sie in meinem Alter war. Ich sehe ihr nur ähnlich.«
    Â»Dann muss sie ihn gekannt haben … Benjamin. Auf dem Bild ist er jünger als der Knabe, den ich kennenlernte, aber er ist es. Bestimmt!«
    Ines betrachtete mit großen Augen den Jungen auf dem Foto.
    Â»Benjamin heißt er also«, flüsterte sie. »Warum hat Agnes nie über ihn gesprochen?«
    Â»Auch er erwähnte sie nie«, sagte Vopelian. »Benjamin erzählte überhaupt nicht gerne davon, wie er lebte, ehe er durch den Nebel zu mir kam. Ich glaube, er war wie ich entschlossen, nicht in die Welt zurückzukehren.«
    Und wieder ein Geheimnis, dachte Ines. Mir schwirrt schon der Kopf!
    Â»Ich muss gehen, Vopelian«, sagte sie.
    Â»Dann nimm die Lampe mit. Nicht dass du dich wieder

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