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Ines oeffnet die Tuer

Ines oeffnet die Tuer

Titel: Ines oeffnet die Tuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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in drei, vier Tagen kannst du gefahrlos zurückkehren.«
    So lange wollte Ines nicht warten.
    Â»Drei oder vier Tage? Da kann wer weiß was passieren. Außerdem hat Agnes gesagt, dass ich nach dreiundzwanzig Stunden in die Welt zurückkehren soll. Nicht, dass sich wieder die Zeit verschiebt …«
    Â»Da magst du recht haben«, stimmte Vopelian zu. »Aber es gibt keinen anderen Weg. Geleite ich dich vorher zu deinem Fenster zurück, dann gefährde ich meine Sicherheit, die von Basileides und all dem, was wir uns aufgebaut haben.«
    Seine Hand beschrieb einen Kreis, der das ganze Refugium einbezog.
    Ines nagte wütend an ihrer Unterlippe. Das war so typisch für die Erwachsenen, ob sie nun zweitausend Jahre alt waren oder vierzig! Immer wollten sie sich absichern und Gefahren ausweichen. Als ob das so einfach wäre.
    Ich kann nicht drei Tage hier herumhängen!, entschied sie. Ich muss zurück!
    Sie spähte zum Fenster, dann zu Vopelian – und ihr kam ein Gedanke.
    Â»Sag mal, als du diesen Raum von deinem Lehrer bekommen hast …«
    Â»Von Timotheos!«
    Â»â€¦ genau, Timotheos … als er ihn dir damals gezeigt hat – wie seid ihr eigentlich hereingekommen?«

46.
    Vopelian blickte Ines erstaunt an.
    Â»Wie meinst du das?«
    Â»Nun ja, ihr seid ja wohl nicht durchs Fenster hereingeklettert. Ihr kamt aus der richtigen Welt. Durch eine Tür!« Sie packte einen Zipfel von Vopelians Hemd. »Eine Tür wie jene, die in mein Refugium führt.«
    Der Fasan zu ihren Füßen glotzte Ines missbilligend an.
    Â»Eine Tür?« Vopelian kratzte sich wieder am Kopf. Ines konnte sehen, wie es hinter seiner Stirn arbeitete. »Jetzt, wo du es erwähnst … ja, es gab eine Tür. Ich bin damals oft von den Straßen Athens hierhergewandert und wieder zurück. Die Tür befand sich am Haus meines Lehrers, hinter einem Vorhang … später war sie dann auch in meinem eigenen Zimmer …«
    Â»Sie wechselte also den Ort«, sagte Ines eifrig. Offenbar kehrte Vopelians Erinnerung zurück.
    Â»Richtig, so war es! Irgendwann habe ich sie nicht mehr benutzt, weil mir das Leben in Athen unerträglich wurde und ich im Refugium bleiben wollte. Ich entsinne mich des letzten Tages, als ich die Welt verließ … ich nahm ein Stück Brot mit und den Becher, aus dem du vorhin getrunken hast … einige Schriften meines Lehrers … und natürlich Basileides!«
    Es waren wohl keine angenehmen Erinnerungen, denn Vopelians Lippen bebten, während er sprach. Ines fürchtete fast, er würde zu weinen beginnen. Schnell zupfte sie an seinem Hemd.
    Â»Aber dann muss die Tür doch irgendwo sein. Erinnerst du dich nicht?«
    Vopelian sah sich im Refugium um. Er deutete zögernd in eine Richtung, hielt inne, ließ den Zeigefinger weiterwandern und wisperte: »Ja, wo war sie gleich? Bei dem Limonenbaum? Nein … oder neben der Quelle? Ach, es ist so lange her …«
    Ines wollte nicht länger warten. Sie ließ sein Hemd fahren und begann die Wände des Refugiums abzusuchen. Sie spähte hinter jeden Strauch und Tonkrug, tastete alle Winkel mit den Händen ab. Es dauerte eine ganze Weile, da das Refugium so groß war. Überall gab es etwas Neues zu entdecken: prächtige Pflanzen mit duftenden Blütenkelchen, geborstene Säulen, einen Steintisch, auf dem eine Sternkarte lag, sogar eine Feuerstelle, an der Vopelian sich wohl seine Mahlzeiten zubereitete – deren Genuss er sich nicht verwehrte, obwohl man im Refugium nie Hunger litt.
    Was sie nicht fand, war eine Tür, so gründlich sie die Wände auch absuchte.
    Â»Aber sie muss irgendwo sein«, flüsterte Ines. »Es muss diese Tür geben! Oder ist sie verschwunden, weil Vopelian sie nicht mehr benutzt hat?«
    Hinter ihr gackerte der Fasan.
    Basileides stand hinter ihr und beäugte sie abwartend.
    Â»Du kannst mir wahrscheinlich auch nicht helfen«, brummte Ines. »Oder doch? Weißt du, wo die Tür dieses Refugiums ist?«
    Basileides starrte Ines hochnäsig – oder vielmehr hochschnäbelig – an. Jetzt verstand sie, warum Vopelian ihm seinen Namen gegeben hatte. Er wirkte tatsächlich wie ein Herrscher, der seinen Höfling musterte.
    Â»Es wäre wirklich nett, wenn du mir hilfst. Vögel haben doch ein gutes Gedächtnis. Und ein so königlicher Vogel wie du …«
    Er gackerte zufrieden,

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