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Ines oeffnet die Tuer

Ines oeffnet die Tuer

Titel: Ines oeffnet die Tuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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anblickte.
    Â»Das glaube ich nicht … du bist
wirklich
hier!«
    Ines fiel ihr um den Hals. Es tat gut, Sonja zu spüren. Aber diese befreite sich brüsk aus der Umarmung.
    Â»Ich habe mir Sorgen gemacht«, schimpfte sie. »Weißt du nicht, dass deine Eltern dich überall suchen? Sie sind in heller Aufregung.«
    Â»Das habe ich befürchtet«, sagte Ines zerknirscht.
    Â»Deine Mutter hat mich vor zwei Stunden angerufen, weil du nicht zu Hause warst. Sie hat gefragt, ob ich etwas weiß. Aber ich habe dich ja seit gestern Abend nicht gesehen, als du einfach so vom Schulfest verschwunden bist.« Sonja war richtig sauer. »Ich habe sofort bei Karol angerufen, aber der hat mich weggedrückt. Ich dachte schon, du wärst mit ihm durchgebrannt …«
    Â»Ich mit Karol?« Ines hätte gelacht, wenn sie nicht so fertig gewesen wäre.
    Â»Na ja, und dann ist mir das Museum eingefallen … also bin ich mit dem Rad hergekommen. Aber ich hätte nie im Leben gedacht, dich hier wirklich anzutreffen. Was in aller Welt machst du hier?«
    Â»Das glaubst du mir eh nicht«, seufzte Ines. »Hör zu, ich habe stressige Stunden hinter mir. Geschlafen habe ich auch keine Sekunde. Sei ein bisschen lieb zu mir.«
    Sonja schloss sie wieder in den Arm.
    Â»Hauptsache, es geht dir gut.« Sie zog Ines hinter sich her und sie setzten sich vor eine Säule auf das Gestein. »Und jetzt verrätst du mir endlich, was eigentlich mit dir los ist. Keine Widerrede!«

48.
    Es dauerte fast eine Stunde, bis sie Sonja die ganze Geschichte erzählt hatte. Anfangs unterbrach ihre Freundin sie bei jedem Satz. Sie rief dazwischen: »Das glaube ich nicht!« oder: »Spinnst du völlig?« oder: »Du willst mich veralbern!«
    Aber irgendwann hörte sie damit auf und lauschte einfach nur noch, wenn auch mit ungläubigem Gesicht.
    Ines erzählte ihr alles von Anfang an. Wie sie die Tür des Refugiums entdeckt hatte und diese ihr in die Schule gefolgt war. Wie sie den Raum der Wünsche von Agnes bekommen und er ihr die ersten Wünsche erfüllt hatte: das Architekturbuch, die Locken, schließlich das Kleid …
    Â»Das Kleid, das du jetzt anhast?«, hakte Sonja nach.
    Ines nickte.
    Sie erzählte von Vopelian und dem alten Herrn, von dem fatalen Augenblick, als sie Karol in den Raum der Wünsche gezerrt hatte, und von dem Schrecken, als der alte Herr ins Refugium gekommen und sie vor ihm in den Nebel geflohen war. Bei diesem Teil der Geschichte wurde Sonja käsebleich, und nachdem Ines von ihrer Rettung in Vopelians Refugium, dem Fasan und der Tür im Mosaikbild berichtet hatte, stöhnte sie auf.
    Â»Ines, es reicht. Das ist ja kaum auszuhalten.«
    Â»Du glaubst mir nicht, oder?« Ines sah ihre Freundin ernst an. »Wie solltest du auch. Ich weiß genau, wonach das alles klingt …«
    Â»Nach einem Märchen? Oder einem Abenteuerfilm?« Sonja suchte nach weiteren Vergleichen. »Ich … ich weiß nicht, was ich glauben soll. Ich gebe zu, es passt alles zusammen. Aber es ist völlig verrückt.« Sie fuhr erschüttert zu Ines herum. »Vielleicht
bist
du verrückt!«
    Â»Bin ich nicht.« Ines sprang auf. »Ich werde es dir beweisen. Komm mit!«
    Sie eilte zum Pavillon. Ihr Kleid verfing sich in den Dornen der Rosenbüsche und wäre beinahe gerissen. Sonja folgte ihr dicht auf den Fersen.
    Die Tür war noch immer dort, stand offen, mit der Bronzelampe auf der Treppe davor. Das Kerzenlicht war fast niedergebrannt.
    Â»Sieh durch die Tür«, forderte Ines ihre Freundin auf.
    Sonja schaute in den Gang.
    Â»Ich sehe nur Staub …«
    Â»Nimm die Lampe und halt sie empor.«
    Sonja gehorchte. Der Schein der Bronzelampe fiel in den Gang und vertrieb die Schatten.
    Sonja zuckte zusammen.
    Â»Da ist etwas«, raunte sie.
    In der Finsternis schillerte ein einzelnes gelbes Auge und ein ungnädiges Gurren erklang.
    Â»Das ist der Fasan«, sagte Ines. »Basileides.«
    Sonja wagte einen Schritt in den Gang hinein. Nun sah sie den Vogel in seiner ganzen Pracht. Basileides stand abwartend an der Biegung und sah in ihre Richtung. Er musterte Sonja, gluckste unfreundlich und drehte den Kopf zur Seite.
    Â»Er ist etwas herablassend Fremden gegenüber«, entschuldigte Ines sein Verhalten. »Aber das gibt sich mit der Zeit.«
    Sonja starrte noch immer den Fasan an.
    Â»Glaubst du mir

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