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Ines oeffnet die Tuer

Ines oeffnet die Tuer

Titel: Ines oeffnet die Tuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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Deshalb wurde die Tür zu einem Mosaik auf der Wand. Erst als du mir erlaubt hast, sie zu suchen, öffnete sie sich wieder.«
    Â»Mensch, Ines«, rief Sonja begeistert. »Das ist die Lösung! Du gehst mit dem alten Herrn ins Refugium, haust ab und wünschst dir, dass die Tür verriegelt bleibt. Soll er doch dahinter schmoren, bis er schwarz wird.«
    Sie lachte glücklich. Basileides stieß einen Schrei aus und reckte den Schnabel empor, als hätte er höchstpersönlich den Plan ausgeheckt.
    Â»Das ist kein leichtes Unterfangen«, warnte Vopelian. »Niemand weiß, ob dein Refugium dir diesen Wunsch erfüllt – und wie. Es wählt oft seltsame Wege …«
    Â»Ich muss darauf vertrauen«, entschied Ines. »Außerdem brauche ich eure Hilfe. Denn wenn ich mit dem alten Herrn im Refugium bin, wird er mich nicht einfach so gehen lassen. Jemand muss ihn ablenken.« Ihr kam ein Gedanke. »Du könntest durch den Nebel gehen und gegen das Fenster klopfen. Oder einen Stein dagegen werfen …«
    Â»Nein«, sagte Vopelian bestimmt. »Auf keinen Fall bringe ich mich und Basileides in Gefahr. Sonst folgt dem kleinen Unglück am Ende ein größeres!«
    Sonja aber hatte längst eine andere Idee.
    Â»Niemand braucht durch den Nebel zu gehen. Es reicht, wenn der alte Herr dort etwas
sieht
, was er nicht erwartet.«
    Sie tuschelte mit Ines.
    Â»Fantastisch!«, rief diese und sprang vom Marmorsockel auf. »So kriegen wir ihn!«
    Zum ersten Mal seit Langem hatten sie wieder ein wenig Hoffnung.

54.
    Sonjas Armbanduhr zeigte Viertel vor acht, als sie Ines im Garten des Alten Museums wieder traf.
    Â»Das wurde aber auch Zeit«, begrüßte Ines sie ungeduldig.
    Â»Ging nicht schneller«, keuchte Sonja. Sie war gerade nach Hause gelaufen und noch außer Atem. »Meine Mama hat mich vollgequatscht. Sie hat übrigens mit deinen Eltern telefoniert … die haben inzwischen bemerkt, dass du schon wieder verschwunden bist und dein Bruder auch. Sie glauben, du hättest ihn mitgenommen …«
    Ines hatte ein schlechtes Gewissen, dass sie Veith und Carmen so im Ungewissen ließ. Das würden sie ihr so schnell nicht verzeihen, ahnte sie. Aber es gab keine andere Möglichkeit. Sie musste diese Sache ohne ihre Eltern durchstehen.
    Â»Hast du alles?«, fragte sie Sonja.
    Diese nahm einen Rucksack von den Schultern und öffnete ihn. Sie zog eine braune Tüte mit Feuerwerksraketen hervor. Die Pulverhülsen waren mit Bildern des erleuchteten Nachthimmels bedruckt.
    Â»Das ist Papas gesamter Vorrat für die Gartenparty. Er bringt mich um, wenn er merkt, dass ich sie geklaut habe – aber was soll’s.«
    Sie nickten sich zu.
    Â»Also, ziehen wir es durch«, beschloss Ines. »Hör auf Vopelian, wenn er dir etwas sagt, und achte auf das Licht. Wenn es erlischt, dann …«
    Â»Wir haben es oft genug durchgesprochen. Vertrau mir, Süße!«
    Sie umarmten sich. Dann brachte Ines ihre Freundin zum Pavillon. Sie öffnete die Tür des Refugiums und Sonja huschte hinein.
    Â»Bis später, Pech!«
    Â»Bis nachher, Schwefel!«
    Ines zog die Tür langsam wieder zu. Nun stand sie allein vor dem Pavillon. Über ihr sang eine Schwalbe.
    Â 
    Hoffentlich klappt alles, dachte sie beklommen, während sie durch den Garten schritt. Vopelian hat ja recht, es kann so viel schiefgehen …
    Sie kehrte zum Museumsgebäude zurück. Allmählich wurde es Abend, die Sonne sank tiefer. In ihren Strahlen schimmerte die Fassade des alten Gebäudes erhaben.
    Ines nahm den Weg durch die aufgebrochene Tür. Kurz darauf lief sie durch die Gänge des leeren Museums. Der Boden unter ihren Schuhen quietschte. Der Hall floh ihr voraus. Sie vermied es, die ausgestopften Greifvögel an der Decke anzusehen.
    Schon von Weitem erblickte sie die Tür des Refugiums. Der Widderhorngriff blinkte im fahlen Licht. Es war wie ein Gruß.
    Kurz vor der Tür blieb Ines stehen.
    Wie oft habe ich sie schon durchschritten?, dachte sie. Ich kann es gar mehr nicht zählen. Agnes hatte recht … das Refugium hat mich verändert. Nicht allein durch die Wünsche! Ich bin einfach nicht mehr dieselbe.
    Vielleicht würde sie heute zum letzten Mal das Refugium betreten.
    Dieser Gedanke stimmte sie wehmütig, aber zugleich hoffte sie, dass es genauso kommen würde.
    Sie konzentrierte sich auf ihren Wunsch. Sie

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