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Ines oeffnet die Tuer

Ines oeffnet die Tuer

Titel: Ines oeffnet die Tuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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erhob sich. »Bist du bereit für deinen ersten Besuch in einem Refugium?«
    Sonja nickte. Aber Ines konnte in ihrem Gesicht erkennen, dass sie ganz schön Bammel hatte.
    Hoffentlich ist Vopelian nicht verärgert, dass ich Sonne mitnehme, dachte Ines. Dadurch bringe ich auch sein Refugium in Gefahr, und das ist nicht richtig. Aber vielleicht begreift er dann wenigstens, wie schlimm die Dinge stehen, und hilft uns.
    Â»Los, gehen wir!«
    Sie öffnete die Tür. Staubige Luft schlug ihnen aus dem Finsteren entgegen. Diesmal war Ines nicht mit einer Lampe ausgerüstet. Zum Glück hatte Sonja an ihrem Schlüsselbund eine Taschenlampe, die sogar funktionierte – nicht wie die Handys, die im Refugium ihren Dienst verweigerten.
    Der Lichtkegel der Taschenlampe huschte vor ihnen über den Boden, als sie Hand in Hand um die Biegung des Gangs schritten.
    Â»Ist es weit?«, fragte Sonja kleinlaut.
    Â»Nein, wir müssten gleich da sein …«
    Bald sahen sie einen Lichtstrahl. Die zweite Tür! Sie stand ein Stück weit offen. Erleichtert eilte Ines darauf zu und schob sich durch den Spalt.
    Â»Vopelian?«
    Innen musste Ines blinzeln, weil das Licht sie wieder blendete. Über ihr hing der blaue, wolkenlose Himmel von Vopelians Refugium.
    Sonja betrat nun ebenfalls den Raum.
    Â»Wahnsinn«, stieß sie hervor, als ihre Augen sich an die Helligkeit gewöhnt hatten. »Das ist wirklich der Wahnsinn! Siehst du den Bach, Ines? Und die Mosaike? Das Steingesicht? Da … da wachsen sogar Zitronen.«
    Â»Sonne, ich war schon mal hier …«
    Â»Ja, aber trotzdem.« Sonja war begeistert. »Ich kann es nicht glauben. Alles, was du erzählt hast, ist wahr!«
    Sie wagte ein paar Schritte auf dem Mosaik, berührte die Blätter einer Pflanze, starrte zum Himmel und schüttelte ungläubig den Kopf.
    Ines ließ sie stehen. Sie suchte Vopelian. Er musste doch irgendwo sein. Mit eiligen Schritten durchmaß sie das Refugium.
    Â»Vopelian? Hallo?«
    Bald gelangte sie in die Nähe des Fensters. Dort lag auf einem Marmorsockel, in eine grobe Decke gehüllt Vopelian. Er hatte sich ein Tuch über die Augen gelegt und schlief. Sein Mund stand offen und Ines hörte ihn selig schnarchen.
    Vor dem Sockel räkelte sich der Fasan. Auch er hatte die Augen geschlossen, öffnete aber träge die Lider, als Ines auf ihn zu rannte.
    Â»Vopelian, wach auf!«
    Sie musste ihn mehrmals an der Schulter rütteln, bis er sich aufrichtete. Das Tuch glitt von seinem Gesicht. Er gähnte.
    Â»Ines? So schnell wieder zurück?« Verschlafen rieb er sich die Augen.
    Â»Ich brauche deine Hilfe!«, rief sie. »Es ist wieder etwas passiert … Sie haben meinen Bruder … Der alte Herr …«
    Die Worte sprudelten nur so aus ihrem Mund. Halb zerrte sie Vopelian vom Sockel herab, halb versuchte sie ihm zu erzählen, was geschehen war. Er sah sie nur verwirrt an und Basileides gurrte pikiert. Der Trubel hatte ihm seinen königlichen Schlaf vergällt.
    Â»Nun mal der Reihe nach«, unterbrach Vopelian sie nach einer Weile. »Wer hat deinen Bruder entführt? Und wo ist er jetzt? Hast du ihn …«
    Er hielt inne, denn soeben hatte er Sonja entdeckt, die langsam auf den Sockel zukam. Verwundert blickte er das blonde Mädchen an.
    Â»Hast du Besuch mitgebracht?«
    Â»Sei mir nicht böse«, bat Ines. »Das ist meine Freundin Sonne … ich brauchte doch Unterstützung.«
    Â»Hallo«, murmelte Sonja und blieb verlegen vor Vopelian stehen.
    Der Fasan beobachtete sie missgünstig.
    Vopelian zögerte. Aber dann huschte ein mildes Lächeln über seine Miene.
    Â»Wenn du eine Freundin von Ines bist, dann sei mir willkommen.« Er deutete auf den Himmel über seinem Refugium. »Wenn mich schon die richtige Sonne nie besucht, dann wenigstens ein Mädchen, das ihren Namen trägt.«
    Erleichtert kam Sonja noch etwas näher, auch wenn sie respektvoll Abstand zu dem Fasan hielt.
    Â»Lass mich hören, was mit deinem Bruder geschehen ist«, forderte Vopelian. »Aber langsam, wenn ich bitten darf, damit ich und Basileides auch alles gut verstehen.«
    Â 

53.
    Â»Nun, ich bin ratlos«, gab Vopelian zu, als Ines ihren Bericht beendet hatte. Sie saßen zu dritt auf dem Marmorsockel: der in seine Decke gehüllte Vopelian, Ines und Sonja. Auch Basileides hatte den Kopf gehoben und zugehört. Mit seinen

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