INFAM - Die Nacht hat tausend Augen (German Edition)
Worten. Schließlich wuchtete er seinen massigen Leib hinter dem Tresen hervor und zeigte ihm unmissverständlich den Weg in Richtung Ausgang.
„Das war gut oder?“, fragte Denise lachend.
„Etwas gemein aber wirklich lustig“, sagte Sarah schmunzelnd, deren Stimmung jetzt wirklich um einiges besser war, als noch vor einigen Minuten.
In der nächsten Szene setzte sich der Comedian, der bestimmt um die 40 war, mit einer orangen kurzen Hose und einem blauen T-Shirt bekleidet, auf dem Kermit der Frosch zu sehen war, neben ein Rentner-Paar auf eine Parkbank. Mit verstellter, extrem hoher Stimme fragte er die beiden, ob sie seine Mama gesehen hätten. Plötzlich wurde die Aufmerksamkeit von Sarah und Denise jedoch von etwas anderem abgelenkt. Das Telefon klingelte schrill und lautstark.
8
Sarah und Denise drehten ihre Köpfe nahezu gleichzeitig in Richtung des Telefons, das neben der Tür zum Flur auf einer Kommode stand. Dann schauten sie sich kurz an und die Frage „Wer ist das denn?“ lag unausgesprochen in der Luft.
„Ich geh schon“, sagte Sarah und erhob sich. Sie entnahm das Telefon aus der Ladestation und blickte darauf. „Unbekannt“ stand auf dem Display. „Hallo, bei Ashmore?“
Am anderen Ende der Leitung herrschte Stille.
„Hallo?“
Jetzt vernahm Sarah merkwürdige Störgeräusche und dann hörte sie ein Atmen, das sich zu einem Röcheln steigerte.
„Hallo?!“ Sarahs Stimme klang verärgert und ängstlich. Dann war die Leitung tot. Auf einmal war das Unbehagen, das Sarah zuvor bereits erfüllt hatte, stärker denn je wieder da. Das konnten alles keine Zufälle mehr sein. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht. Sie stellte das Telefon zurück in die Ladestation und warf einen besorgten Blick zu Denise, die sie von der Couch aus gespannt ansah. Das Telefon klingelte erneut. Denise hob einen Zeigefinger und stand auf. Sie kam herbeigeeilt und nahm das Gespräch entgegen.
„Hallo?“
Sarah sah, wie Denise in das Telefon lauschte. Hörte sie jetzt auch dieses unheimliche Atmen? Sarah kam sich vor, wie in einem billigen Horror B-Movie, den sie mal gesehen hatte. Da wurde eine Babysitterin zunächst von unheimlichen Vorkommnissen und Telefonanrufen in die Verzweiflung getrieben, bevor ihr später ein Irrer die Kehle aufschlitzte.
„Richard, ja. Es ist alles in Ordnung.“
Sarah entspannte sich ein wenig. Sie begann sich, über sich selbst zu ärgern. Was war sie nur für ein kleiner Schisser? Das war gerade bestimmt ebenfalls Richard gewesen und weil es eine Störung in der Leitung gegeben hatte und er nichts verstehen konnte, hatte er wieder aufgelegt und es nochmal probiert. Dabei hatte sie ihn halt atmen gehört. Das war eine logische Erklärung und so musste es gewesen sein. Das war nun wirklich kein Grund, gleich an Horrorfilme zu denken oder in Panik zu verfallen. Sarah ging zurück zur Couch und setzte sich.
„Nein, Sid schläft noch friedlich. Wir haben bis jetzt ferngesehen und alles unter Kontrolle. Wie gefällt dir die Party?“
Ja, ferngesehen. Sarah dachte an den Porno. Von der Stimme in der Küche, hätte Denise Richard aber ruhig erzählen können. Andererseits hätte sie ihn damit nur beunruhigt und ihm den Abend verdorben. Sarah atmete tief durch. Es war alles in Ordnung, diese verfluchte Stimme hat wohl wirklich nur in ihrem Kopf existiert. Der Sex und der Alkohol hatten sie einfach zu sehr berauscht.
„Trink aber nicht soviel, du musst noch Auto fahren.“ Denise lachte.
Flirtet sie etwa wieder? Richard ist wahrlich alt genug, um selbst zu wissen, wie viel Alkohol er trinkt.
„Okay. Komm nicht so spät zurück, wir können ja auch hier noch Spaß haben und was trinken, wenn du wieder da bist.“
Sarah spürte Wut in sich aufkeimen. Nun ging Denise aber wirklich zu weit. Was sollte denn das? Sie war eine von Richard engagierte Babysitterin und schlug ihm vor, zeitig wieder zu Hause zu sein, um gemeinsam noch etwas zu trinken. Sie war scharf auf ihn, vermutete Sarah. So wie sie mit ihm redete, gab es daran keinen Zweifel mehr. Wahrscheinlich meinte sie mit „Spaß haben“ auch nicht nur ein geselliges Zusammensitzen.
„Du kannst mir voll und ganz vertrauen. Und Sarah natürlich auch. Wenn was ist, melden wir uns. Pass auf dich auf, bis nachher.“ Denise beendete das Gespräch.
„Sag mal, wie redest du denn mit ihm?“, sprudelte es aus Sarah heraus.
Denise schaute sie erstaunt an. „Warum? Was meinst du?“
„Na du sagst deinem
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