Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
INFAM - Die Nacht hat tausend Augen (German Edition)

INFAM - Die Nacht hat tausend Augen (German Edition)

Titel: INFAM - Die Nacht hat tausend Augen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Wegmann
Vom Netzwerk:
lediglich das Ergebnis ihrer überreizten Sinne. Jedenfalls musste sie sich innerlich wappnen, dem Entführer von Denise – oder ihrem Mörder – entgegenzutreten. Wieder hörte sie dieses Rascheln. Es erinnerte sie an ihre Kindheit, als sie eines Nachts aufgewacht war und sich angsterfüllt unter ihre Bettdecke verkrochen hatte, weil sie vom Dachboden über ihrem Zimmer ein ganz ähnliches Geräusch gehört hatte. Irgendwann hatte sie vor lauter Panik nach ihrer Mutter gerufen, die sie dann beruhigt und ihr versichert hatte, dass dort lediglich eine Maus ihr Unwesen trieb. Sarah bezweifelte allerdings stark, dass dieses Geräusch hier und heute von einer Maus stammte. Sie umklammerte das Küchenmesser so fest sie konnte und setzte ihren Weg die Treppe hinunter fort. Vor einer stabilen Tür aus grauem Stahl, die einen Spaltbreit offen stand, blieb sie stehen. Sarah bemerkte zu ihren Linken einen Lichtschalter, drückte ihn und zog die Tür weiter auf. Schwache Glühbirnen in Drahtkäfigen, die in einigen Metern Abstand zueinander angebracht waren, erhellten spärlich einen großen, voll gestellten Keller mit Boden und Wänden aus Beton. Die Kellerwände waren an vielen Stellen von Rissen durchzogen. Sarah sah unordentliche Stapel vergilbter Zeitschriften, ein altes Fahrrad, antiquierte Möbel wie einen Schaukelstuhl und eine Kommode sowie verrostete Metallregale, auf denen sich Pappkartons stapelten. Alles war kreuz und quer, ohne erkennbares System, im Raum verteilt. Keine zwei Meter von Sarah entfernt stand eine einstmals weiße Waschmaschine, die inzwischen eine graue Färbung angenommen hatte. Nach etwa 15 Metern machte der Raum eine Biegung nach rechts; was sich dort befand, konnte Sarah nicht sehen. Es roch muffig und es lag noch ein anderer Geruch in der Luft – leicht süßlich und irgendwie faulig. Sarah erstarrte, als sie erneut das Rascheln vernahm. Es kam aus einer, hinter einem bambusfarbenen Vorhang verborgenen, Kammer links in der Ecke. Außerdem hörte Sarah jetzt ein leises, monotones Brummen, das aus derselben Richtung erklang. Sarah spürte ihren Herzschlag und ihre Aufregung wuchs ins Unermessliche.
Was ging da vor sich? Vielleicht hat der Irre die bewusstlose Denise auf eine metallene Liege geschnallt und experimentiert mit irgendwelchen Gerätschaften an ihr herum.
Sarah musste Gewissheit haben, was hier los war und sie musste Denise finden. Zum Umkehren war es jetzt zu spät, sie würde sich sonst selbst nicht mehr im Spiegel betrachten können. Immerhin hatte sie das Überraschungsmoment auf ihrer Seite, dachte sie kurz, bevor ihr enttäuscht einfiel, dass das eingeschaltete Licht jedem ihre Anwesenheit verraten haben musste. Wider jeder Vernunft und wie von einer unsichtbaren Kraft getrieben, machte Sarah einen Schritt nach dem anderen auf den Vorhang zu. Erneut raschelte es dahinter. Sarah fasste den Entschluss, unbarmherzig auf jeden einzustechen, der sich hinter diesem Vorhang befand. Ein zaghaftes Zögern konnte sie sich nicht leisten, denn das konnte ihren Tod bedeuten. Sie überlegte, die Kerze zu löschen und beiseite zu legen – hier im Keller benötigte sie die ja nicht -, entschied sich aber dagegen. Auf dem Rückweg ins Wohnzimmer wollte sie nicht vollständig im Dunkeln unterwegs sein. Mit der Hand, in der sie auch das Messer hielt, griff Sarah nach dem Vorhang und riss ihn beiseite.

 
    12
     
    Sarah ließ ihre Augen durch den Raum huschen. Sie sah ein mannshohes Regal aus altem, verwitterten Holz, in dem einige Konservendosen standen, neben einem robusten Nass- und Trockensauger auf der einen und eine Tiefkühltruhe auf der anderen Seite des Raums. Plötzlich nahm sie eine Bewegung wahr, drehte ihren Kopf ruckartig nach rechts und schaute zum Boden. Gelbe Augen starrten sie eindringlich an und dann sprintete ein schwarzer Körper auf sie zu. Eine Katze. Sie hielt für einen Moment inne, schien Sarah zu mustern und flitzte an ihr vorbei. Begleitet von einem leisen Fauchen verschwand sie zwischen dem Sammelsurium aus altem Zeug, das hier und da Erinnerungen an einen billigen Ramschladen weckte. Sarah atmete erleichtert auf. Sie blickte wieder zum Boden und erkannte dort, wo die Katze gewesen war, einige Kartons mit abgekratzter Plastikfolie. Sehr wahrscheinlich hatte das Tier mit der Folie gespielt und damit die raschelnden Geräusche verursacht. Wie war die Katze wohl hierher gelangt? Gehörte sie Richard und seiner Frau? Sarah musste an Sushi denken, die nun

Weitere Kostenlose Bücher